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Katja Laske- Fix
Zum 100. Geburtstag des Künstlers'
Oskar Laske -
Ein vergessener
Geschichtenmaler
Nur wenige unserer Zeitgenossen verbinden
heute noch etwas mit dem Namen Oskar Laske.
Wenngleich der Wiener Maler und Graphiker
Oskar Laske (1874-1951) nie zu den spektakulä-
ren Künstlerpersönlichkeiten zählte, sondern be-
scheiden und zurückgezogen arbeitete, so sorgte
doch sein reiches künstlerisches Werk - besan-
ders die Tausende zöhlenden Graphiken und
Buchillustrationenl - zu seinen Lebzeiten für
eine weite Verbreitung seiner Bildideen. Neben
vielen Erwähnungen und Kurzberichten schrieben
- vorwiegend in den zwanziger Jahren - be-
kannte Kunsthistoriker, wie etwa Arpad Weixl-
gürtner, Hans Tietze und der mit dem Künstler
befreundete Musikwissenschaftler Joseph Gregor,
Artikelz über ihn, die allerdings für den heutigen
Leser in ihrer überschwenglichen Begeisterung
teilweise schon fast grotesk wirken. Nach Laskes
Tod im Jahre 1951 wurde es dann mit Ausnahme
der Gedächtnisausstellungen im Künstlerhaus und
in der Albertina 1952 recht still um ihn. Zwar
veröffentlichte Fritz Novotny 1954 einen Bild-
band, der ausschließlich Aquarelle reproduziert],
doch dann erschienen erst wieder zu Laskes
10. Todestag zwei Nachrufe auf den Künstler,
der eine von Wilhelm Mrazek, der andere von
Gustav Künstleri Sein Vergessensein ist um so
erstaunlicher, als Oskar Laske „nicht nur zu den
bedeutendsten, sondern auch zu den liebens-
wertesten österreichischen Malern" der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte 5.
Vor 100 Jahren - am 8. Janner 1874 - wurde
Oskar Laske als Sohn des gleichnamigen Archi-
tekten im böhmischen Czernowitz geboren, wo
sein Vater gerade den Bau der erzbischäflichen
Residenz leitete; schon wenige Jahre später zog
die Familie nach Wien, das für Oskar Laske zur
eigentlichen Heimat wurde und wo er auch die
meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Obwohl sein
zeichnerisches Talent sehr früh erkennbarwar und
er schon 1888f89 beiAnton Hlavacek Unterricht im
Landschaftszeichnen bekam, studierte er zunächst
auf Drängen seiner Eltern ab 1892 Architektur als
Schüler Karl Königs an der Technischen Hoch-
schule in Wien. Er schlug somit die Laufbahn
seines Vaters ein und baute Häuser in Wien
(z. B. die Engel-Apotheke in der Bognergasse),
Niederösterreich, Möhren und Kärnten und so-
gar in Dresdenä. Daneben gestaltete er in die-
ser Zeit die Inneneinrichtung des Kabaretts
„Nachtlicht" und schuf Entwürfe für Gläser,
schmiedeeiserne Gitter und TeppicheÄ Von sei-
nen Entwürfen zu Monumenten, von denen das
geplante „Weltfriedensdenkmal" für Den Haag
(1910111) am aufsehenerregendsten war, wurde
nur das Kriegerdenkmal in Czernowitz realisiert.
Seit 1904 - also erst im Alter von 30 Jahren -
wandte sich Laske dann immer stärker der Ma-
lerei und der Radierung zu, um 1910 ganz den
erlernten Architektenberuf aufzugeben. Diese
Entscheidung wurde wohl beschleunigt durch die
zahllosen Eindrücke, die er auf seinen vielen
Reisen durch ganz Europa, nach Nordafrika und
bis in den Orient erhielt, und die er im Bilde
festhalten wollte. Von überall brachte er eine
reiche Ausbeute an Skizzen, Motiven, Themen
und sonstigen Anregungen mit. Besonders der
Kontakt mit der islamischen Welt muß für ihn
sehr beeindruckend gewesen sein. Die Blätter
aus Konstantinopel und Tunis etwa gehören zu
den schönsten aus dieser Zeit, nicht zuletzt we-
gen ihrer an Macke erinnernden, sonnendurch-
glühten Farbigkeit. Während des ersten Welt-
krieges kam Oskar Laske als Soldat und Kriegs-
maler in mehrere osteuropäische Länder und
nach ltalien - von der Sinnlosigkeit des Krieges
und seinen Folgen berichtet er durch viele Werke
' Für Mitteilungen zur Person des Künstlers danke ich Frau
Katharina Gosch, München, und Frau lsabello Laske, Wien.