A Künstlerprofile
Alois Riedl
Beschränkung im Sinne bildnerischer Verdichtung
und formale Konzentration zählen zweifellos zu
den wichtigsten Kriterien zeitgenössischer Malerei.
Den bildenden Künstler zeichnet nicht die Fähigkeit
aus, in möglichst vielen Sätteln reiten zu können und
durch handwerkliche Artistik zu brillieren, sondern
das Vermögen, die beabsichtigte künstlerische
Aussage in Übereinstimmung mit den gewählten
Mitteln und Methoden mit größtmöglicher Intensität
und Einsehbarkeit zu formulieren. Die Fähigkeit,
Wesentliches herauszuarbeiten und sich darauf in
der Absicht selbstkritischer Weiterentwicklung zu
beschränken, ergibt - bei Vorhandensein ent-
sprechender Potenz - in der Regel die ausreichend
breite und zugleich auch ausreichend spezifische
Basis eines größeren Werksabschnittes. Die iüngste
Entwicklung des 1935 in St. Marienkirchen bei
Schärding geborenen oberösterreichischen Malers
Alois Riedl beruht auf einer Grundlage der
skizzierten Art. Riedl arbeitet - als künstlerischer
Autodidakt - seit Jahren konstant an seinem
künstlerischen Anliegen. Er reflektiert dieses
selbstkritisch und fand zuletzt eine mitunter nahezu
ideale Balance zwischen gestalterisch-thematischer
Absicht und malerischer Umsetzung. Er stellte bisher
eher gelegentlich aus, erst 1974 gab es mit
Personalen in Linz (Maerz-Galerie), Wien (Galerie
in der Blutgasse) und Villach (Galerie an der
Stadtmauer] eine kompakte Ausstellungsserie.
Was Alois Riedl interessiert - und was er in
schöpferischen Variationen gleichnishafter Art
abwandelt - ist einerseits der formale Vollzug, das
Spannungsverhältnis und die Ästhetik seiner Malerei,
und zum anderen die durch diesen Umsetzungs-
prozeß ausgelösten seelischen Schwingungen,
Rückkoppelungen und intuitiven Komponenten.
Riedls großes und zugleich bewußt abgegrenztes,
sehr subjektives Thema sind Stühle, alte Sofas und
Sessel. Sie sind für ihn vielsagende und beziehungs-
reiche Gegenstände eines verschlüsselten
Engagements am Menschen und seiner engeren
Umwelt. Der Künstler malt zivilisatorische Relikte,
Fakten des Alltags, die den Eindruck erwecken, mit
Charakteren ausgestattet zu sein. Wie in anderen
Fällen muß der Betrachter allerdings auch hier den
„Dingcharakter" des Gemalten überwinden. Er darf
nicht am Suiet hängenbleiben, sondern sollte über
dessen Mittlerfunktion nachdenken und den
relativierenden Zusammenhang suchen. „Der von
Riedls Bildern ausgehende Reiz wird von seiner
Fähigkeit bestimmt, Materie als etwas Lebendiges,
quasi Atmendes zu erleben und darzustellen." Mit
diesen Worten charakterisierte Kristion Satriffer
die nicht selten zu Mißverständnissen Anlaß gebende
Malerei des Oberösterreichers („Die Presse", 5. Juli
1974). Zu den Fakten, die die Qualität der Bilder
und Zeichnungen von Alois Riedl bestimmen, zählen
in erster Linie die Prögnanz und der Nuancenreich-
tum seiner herben, zurückhaltenden Darstellungen.
Riedls Bilder sind handwerklich solid und beherrscht.
Sie sind ausgewogen in ihrem Verhältnis von rein
graphischen zu primär malerischen Elementen. Sie
vertüg über Spannung und Harmonie, die die
Sensibilität ihres Urhebers unterstreichen. Haltung
und Umsetzung decken sich unter Verzicht auf iedes
unnötige Beiwerk.
Peter Baum
Sofa, Großer Ausschnitt, Ull
Harttaser, 1973
Alois Riedl
Sessel, 1974. Mischtechnik
Sofa, 1973. KohlefPapier
Sofa, 1974. KahlelFapier
Sofa, 1974. ÖllPapier
D-Ulamrd