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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 136 und 137)

Notizen 
 
Aachen - Aus der Neuen Galerie 
Podiumsdiskussion am 27. September 1974 „Die 
documenta 511972 und ihr Einfluß auf die aktuelle 
Kunst". Harald Szeemann, Generalsekretär der 
documenta 5, und Bazon Brock, deren Architekt mit 
ungewöhnlichem Gestaltungskonzept, hatten als 
Widerpart Wieland Schmied. Diskussionsleiter war 
Dr. Becker. Ausgangspunkt der Veranstaltung: 
die These, inwieweit große internationale Aus- 
stellungen die Entwicklung der Kunst beeinflussen 
können, weil umfangreiches Material dabei 
geordnet, gruppiert und stilbezeichnet wird. 
Das immer wieder auftretende Risiko solchen 
Einflusses sollte aufgezeigt werden, das entweder 
einen zeitlichen Querschnitt einseitig bewertet oder 
eine kunstgeographische Beschränkung mit sich 
bringt. Ein äußerst heißes Eisen also, das da 
anzufassen war. 
Wir stellen vor: „Schule der Neuen Prächtigkeit". 
Vier Berliner Maler, Bluth, Grützke, Koeppel, Ziegler, 
kommen mit einem Dialogmanifest. Vorgang: Sie 
stellen ihre Bilder auf und rezitieren gleichzeitig eine 
Textkomposition, gespickt ieweils mit ihren künst- 
lerischen und gesellschaftspolitischen Interessen. Wer 
da meint, daß das an Moritatensänger auf Jahrmärk- 
ten erinnert, sollte indes glauben, daß diese Form der 
(Iuvre-Repräsentation tatsächlich neu sei. In zwei 
Stunden, von 20-22 Uhr, an einem Samstag, 
dem 12. Oktober, geschah solches in Aachen. 
Kunstfrühschoppen, 13. Oktober 1974. Künstler und 
Kunstinteressierter heben zum gemeinsamen Wohle 
die Molle? Nun denn, Kunst wirft immer Fragen 
auf. Darüber reden können, bringt besseres 
Verständnis auf beiden Seiten. Dr. Becker will den 
Kunstfrühsdtoppen fest etablieren. Dazu gibt's 
neuerdings ein Restaurantl Glückliches Aachen! 
Berlin - Heinrich Richter 
Vom 16. September-W. November 1974 zeigte die 
Galerie Nierendarf Gemälde, Aquarelle, Zeich- 
nungen und Graphiken von Heinrich Richter, Berlin. 
Das Ausstellungsplakat „Pärchen" ist in der 
immer seltener angewendeten Technik des Original- 
linolschnittes ausgeführt. (Abb. 25) 
Brüssel - Delmotte 
In der Avenue Louise 62 A gibt's die Galerie Isy 
Bradiot. Im September dieses Jahres präsentierte 
man hier das Werk von Marcel Delmotte. 
Der Künstler im avant-propos: „L'art est la 
transfiguration des choses par Ia magie de la 
sensation. La tronsfiguratian est d'autant plus forte 
que notre emotion est intense." Delmottes 
Surrealismus wird zum Ritual und erfaßt alle Themen 
des Universums, reicht bis zum vorauszusehenden 
Untergang des Menschen, aspektiert van einem 
durchgängigen Wurzelmanierismus als tragende 
Bildsymbolisierung. (Abb. 26) 
Cleveland - Neuerwerbung des 
Art-Museums 
Ohios Cleveland Museum of Art mit seinem 
Direktor Sherman E. Lee konnte das importante 
Werk, hl. Katharina, des deutschen Meisters 
des 16. Jahrhunderts Matthias Grünewald erwerben. 
Am 17. September d. J. wurde es den Besuchern 
des Museums als ein Gemälde von exzeptioneller 
Individualität zum erstenmal nach über 300 Jahren 
in der „Early German and Flemish Paintings 
gallery" präsentiert. (Abb. 27) 
Düsseldorf - Neu: Galerie La Bertesca 
In einem alten Haus am Rhein richtete sich die in 
Genua und Mailand beheimatete Galerie „La 
Bertesca" ihre dritte Niederlassung ein. Zehn 
Räume und 400 Quadratmeter sind italienischer 
Stützpunkt des Galeristen Francesco Masnata, 
der hier mit allerlei Aktivitäten die kontemporäre 
internationale Kunstszene und die Italiens publik 
machen will. Eine Eräffnungsausstellung zeigte 
Werke u. a. von Adami, Boetti, Costa, Darboven, 
Erben, Flavin, Girke, Judd, Kosuth, Le Witt Noland, 
Ongaro, Poons, Roth, Simonetti, Twombly, Vostell, 
Warhol bis Zeniuk. 
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DresdenlWien - OKZ: Museen der Welt - 
Zyklus 
Im Usterreichischen Kulturzentrum, Gem-Sekr. 
Prof. Herbert Gaisbauer, fand am 26. September 
1974 ein Lichtbildervortrag anläßlich eines stolzen 
Jubiläums statt. Im Zyklus „Museen der Welt stellen 
sich vor" sprach Dr. Joachim Menzhausen, 
Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, 
über die Neueinrichtung der Sächsischen Schatz- 
kammer (Grünes Gewölbe] anläßlich ihres 
250. Gründungstages. 
FrankfurtlM. - Thonet-Ausstellung 
Hilmar Hoffmann, Kulturdezernent der Stadt, und 
Dr. Annaliese Ohm vorn Museum für Kunsthandwerk 
Frankfurt luden zu einer Ausstellung von 
Bugholzmöbeln des alteingesessenen Wiener 
Hauses Thonet aus der Zeit von 1830 bis 1974. 
Wer heute in der Wiener Innenstadt am neuen 
Haus Thonet vorüberkommt, wird immer wieder 
zwischen den Neuschöpfungen der Gegenwart die 
Alt-, ia fast Uraltmodelle dieses Weltruhm 
besitzenden Unternehmens erblicken. Beweis dessen, 
daß ein in seiner Form und Funktion optimales 
Obiekt die Zeiten überdauern kann und das heute 
- wir erlebten dasselbe bei der Shaker-Präsentation 
- in ieder Beziehung praktikabel und ein 
Nonplusultra in seiner Art bleibt. Thonets 
ewigiunge Renaissance hält unvermindert an. 
Esslingen - Aus der Künstlergilde 
Als Mitveranstalter fungierte die hiesige Künstler- 
gilde bei einer Dokumentation des architektonischen 
Werkes des Wiener Otto-Wagner-Schülers 
Joseph Maria Olbrich im Düsseldorfer Haus des 
deutschen Ostens im Oktober I. J. und einer Schau 
des liebenswerten österreichischen Malerpoeten 
Oskar Laske, der in Bildern, Aquarellen, Zeichnun- 
gen, Druckgraphik, Bühnenbildentwürfen sowie 
Buchillustrationen seine Universalität in der 
Regensburger Ostdeutschen Galerie von ietzt, 
5. Dezember 1974, noch bis zum 19. Jänner1975 
unter Beweis stellt. (Siehe auch unser Laske-Beitrag 
in diesem Heft, S. 60l) 
lllinoislWien - University Art 
Unter dem Titel „University Art. Moderne Grafik 
USA" zeigte die Grafik-Ausstellung der University 
of lllinois - Leiter Prof. Dennis Rowan - Arbeiten 
ihrer Schüler aus dem Jahre 1973. Mit diesen 
Arbeiten zugleich wird auf die Anerkennung 
hingewiesen, die eine Universität durch Einsatz 
vortrefflicher Lehrer und modernst eingerichteter 
Studios erwirkt hat. 
Amerikahaus, 17.-31. Oktober 1974. 
Lausanne - Louis Soutter 
Ausgangspunkt einer größeren Tournee einer 
Werkauswahl des Schweizer Malers Louis Soutter 
ist das im hiesigen Palais de Rumine etablierte 
Musee Cantonal des Beaux Arts. Der 1871 geborene 
Künstler, Vertreter der L'Art Brut, wurzelt im 
„psychopathologischen" Bereich. Le Corbusier in 
seinem Buch über Soutter: „Ces dessins sont. 
Voila l'homme!" Die Exhibition wird, aus Basel 
kommend, im März 1975 im Wiener Künstlerhaus, 
im April anschließend im Kulturhaus Graz und 
darnadi in den Städten Ulm, Bochum, Gent, Turin, 
Mailand, Bologna, Paris, Madrid und Winterthur 
anlaufen. (Abb. 2B) 
London - Henry Moore bei Gibson 
Thomas H. Gibson, Direktor der gleichnamigen 
Gallery, arbeitete mit Henry Moores Sekretär David 
Mitchinson und Alan Wilkinson, Kurator des 
Moore-Centres, Toronto, an einer Abfassung eines 
Kataloges über Zeichnungen und Aquarelle 
Henry Moores. Im August war in der New Bond 
Street 9a unter anderem des Künstlers „Mother 
and Child with Bath", 1946, zu sehen. (Abb. 29) 
MarylandfWien - Tadeusz Lapinski 
Ein Künstler, der seit 25 Jahren nur lithographiert, 
ist eine Seltenheit. Einer, der nach diesen 25 Jahren 
erklärt, daß seine Leidenschaft, anstatt nachzu- 
lassen, eher noch stärker geworden ist, kann nur 
von echter Liebe zum Medium getrieben sein. 
Er gilt demnach wahrscheinlich zu Recht als der 
erste Farblithograph der Welt. Raritäten sind daher 
auch seine oft löfärbigen Arbeiten, die er mühevoll 
selber druckt. 1928 bei Warschau geboren, 
nach Akodemiestudium selbst Professor, lebt 
Lapinski nach Lehraufträgen in Warschau, Paris, 
New York und Porto Alegre heute als Amerikaner 
an der Universität von Maryland. Der Künstler 
kam extra nach Old Europe, um in der Wiener 
Galerie Pabst seine neuesten Lithographien zu 
zeigen. 23. 10.-16. 11. 1974. (Abb. 30) 
Mönchengladbach - Spurey-Porzellon 
In der Kunstkammer Ludger Köstenßtlbertusslraße 4, 
waren, wie noch der Wiener Ausstellung im 
Österreichischen Museum für angewandte Kunst 
vorgesehen, vom 10. Oktober-B. November 1974 
Kurt und Gerda Spurey mit ihrem „Modernen 
Porzellan aus Wien" zu Gast. 
Nürnberg - Aus der Kunsthalle 
Bis in den August hinein dauerte eine Ausstellung 
des gebürtigen Schlesiers Christian Mischke. 
Der Wiener Schule verwandt, Meisterklassengast bei 
Hausner in Wien, findet man bei Mischke starke 
Affinitäten zum Phantastischen Realismus. Doch ist 
er weniger gesellschaftskritisch als seine deutschen 
Kollegen, und der Bereich des Absurden wird 
nicht so geschichtsbezogen abgetastet, wie dies die 
Wiener tun. Mehr romantisch-naturmystisch sind 
seine Ansätze. 
Ottawa - News aus der National Gallery 
of Canada 
Tagtäglich Betrieb in der Galerie eines riesigen 
Landes. Selbst im Sommer ein Reigen von Veran- 
staltungen. Daraus hervorgehoben die Shaw des 
kanadischen Architekten Moshe Safdie „for 
everyone a garden". Eindrucksvoll daraus das 
Modell „Western Wall Square, Jerusalem", 
das in seiner Anlage bestechend wirkt: Vision eines 
befriedeten Nahen Ostens. Eine Walker-Evans- 
Ausstellung, Photographie, City-Series, Galleryv 
Talks, Children's-Programme, Visitor-lntroductions, 
Films Taurs, Education-Services . . . Der Aktivitäten 
kein Ende! Das kann ein Publikum binden! (Abb. 31) 
Paris - Reunion des Musees nationoux 
Über die Universite de Paris und das Institut 
Francais de Vienne kam uns Nachricht über 
Veranstaltungen in den Musees nationoux zu. 
Vom 21. September-24. November 1974 in den 
Galeries Nationales du Grand Palais „Centenair 
de Vlmpressionisme". 42 Werke der großen Meister 
dieser faszinierenden Malerepoche. 
20. Juli-14. Oktober 1974 - Orangerie des Tuileries 
„Cezanne dans les Musees nationoux". 31 Werke 
des genialen Revolutionärs der Malerei zum 
erstenmal im Gesamten dem Publikum freigegeben. 
(Abb. 32) 
Regensburg - Ostdeutsche Galerie 
Mit zwei Ausstellungen wartete man hier im August 
und September auf. Heinrich Klumbies [Das Neue 
Werk) und Johannes Molzahn. Ersterer, Professor 
in Karlsruhe, liegt mit seinem Schaffen zwischen 
dem lnfarmel und dem Konstruktivismus. Der 
zweite, ein gebürtiger Duisburger, siedelt vor- 
wiegend im Bereich konstruktivistischer, spiritueller 
Kunst, im Auslauf religiösen Aspekten unterworfen. 
Vaduz - Neues Zentrum für Kunst 
Ein neues Zentrum für Kunst und Kommunikation 
wurde in der ersten Augusthälfte im benachbarten 
Fürstentum Liechtenstein eröffnet. Zum Anlaß 
erfolgten zwei Vernissagen von Ausstellungen: 
Paul-Armand Gette, „Du Rhin a la prairie alpine, 
notes et observations sur la principaute du 
Liechtenstein" und Villegte. 
Leopold Netopll
	        
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