Für den Kunstsammler P{
Der Kunstmarkt
Bericht über die Kunst- und Anti
in München mit Vorschau auf die
vom 8. bis 14. Mai 1975.
Viel wird gesprochen über Krise und Inflation. Es
ist aber beeindruckend, festzustellen, wie wenig
dieses Krisengerede den Kunst- und Antiquitäten-
handel beeinflußt. Eigentlich gar nicht. Verwunder-
lich im ersten Moment, wo doch gerade der
Kunst- und Antiquitätenhandel bei rezessiven
Tendenzen der Wirtschaft zuerst reagiert hat.
Verständlich wird diese neue Situation, da dem
Käufer die absolute Wertbeständigkeit wertvoller
Obiekte, verbunden mit seriöser Wertsteigerung,
in den letzten Jahrzehnten bewiesen wurde. (Die
Wertbeständigkeit hält auch dem Vergleich mit
Vorkriegspreisen stand - von einigen Ausnahmen
abgesehen.)
Mittelwertige Obiekte zeigen iedoch einen Stillstand
der Preisentwicklung an.
Warum ist qualitätsvolle Kunst relativ unempfindlich
gegen Rezession:
1. Wirkliche Qualität brachte nach kritischen
Wirtschaftsphasen immer Wertsteigerung;
2. die interessierte Sammler- und Käuferschicht ist
weiterhin stetig im Wachsen begriffen.
Bewußt oder unbewußt dürfte sich der Handel auf
den Käuferwunsch nach besserer Qualität einstellen
und eingestellt haben. Wie ich auf der Münchner
Messe feststellen konnte, war, van ganz wenigen
Kojen abgesehen, das Anbot weit über dem
Voriahresdurchschnitt.
Hat diese älteste Messe im deutschen Sprachraum
eine Wandlung durchgemacht? Ja und nein, denn
gerade bei einer so großen Messe ist die Gefahr
der Verwässerung im Anbot gegeben. So empfinden
viele Käufer etwas als nicht angebracht - das
Nebeneinander von alter und zeitgenössischer
Kunst.
Darum ist gerade der strengen Leitung der Wiener
Kunst- und Antiquitätenmesse zu danken, daß auf
relativ kleinem Raum überschaubar Qualität
angeboten wird. Denn nur die exakte Einhaltung
des gesteckten Rahmens, Qualität vor Quantität,
garantiert wieder eine Messe, die in erster Linie
den Liebhaber alter Kunstobiekte als Kenner und
Sammler anspricht. Trotzdem wird bei der Messe
Mai 1975 das Anbot vielfältig sein: denn neben
Möbeln, Bildern, Plastiken und Kleinkunst findet der
Interessierte Glas, Porzellan, Silber und Zinn,
Gabelins und Teppiche. Darüber hinaus wird die
Schmuck- und Jugendstilkoie beibehalten.
Auf vielfachen Wunsch wird die „Jungsammler"-
Koie, die 1973 großen Anklang fand, aller
Voraussicht nach in kleinerem, iedoch neuem
Rahmen präsentiert. Auch ist man bestrebt, eine
einheitliche Koie zu schaffen, die mit gehobener
Ware ausgestattet wird. Die Chance des Entdeckens
und Findens ist iedoch nicht nur hier, sondern auf
der ganzen Messe gegeben.
Der spezielle Anreiz dieser Messe liegt nicht nur im
Charme der Aussteller und ihrer Ausgestaltung,
sondern heute noch mehr in der Tatsache, daß sich
diese Wiener Kunstmesse im europäischen
„Messekonzert" etabliert hat. Etabliert mit dem Ruf
des hohen Niveaus und relativ günstiger
Preisansätze. Wolfgang A. Siedler
uitätenmesse
esse in Wien
II
Gesehen im Kunsthandel
1 Madonna mit Kind, Anf. 15. Jh.,
H 80 cm, alte polychrome Fassung.
Otto Buchinger - lnh. J. Karl Pöhlmann,
Antiquitäten, Kleinkunst,
LinzlD, Bethlehemstraße 5
2 Tapisserie, Brüsseler Arbeit, 1580-1620,
Parklandschaft mit Gesellschaft und Schloß,
Grundtöne Blau-Grün, 500 x 300 cm.
Wolfgang A. Siedler, Wiener Kunstsalon,
Wien 1, Spiegelgasse 3
3 „Das Geheimnis", Wien um 1780. Modell von
A. Grassi, Bossierer Martin Schneider,
eingeritzt; Schneider-Carporal, H 25,5 cm.
Ehem. Sammlung Pollack,
Antiquitäten C. Bednarczyk,
Wien 1, Dorotheergasse 12
72
4 HI. Nepomuk, Sandstein,
Österreich, 1. Hälfte 18. Jh.
Reinhold Hafstätter, Kunst und Kunstgewerbe,
Wien 1, Bräunerstraße 12 und Dorotheergasse 15
5 Alt-Wiener Deieuner, 1834, in originaler
Lederkassette. Silberarbeit von Stefan
Meyerhofer, Parzellanbemalung von
lgnaz Obenbigler (MaL-Nr. 154).
Antiquitäten Herbert Asenbaurn,
Wien 1, Kärnlnerstraße 28
6 Deckelterrine mit Unterteller von Buntmaler
Johann Streffler (Mal.-Nr. 46), 1765-1811,
D 25,5 cm, H 27 crn - Teller D 38 cm.
Antiquitäten Friedrich Kratschmann,
Wien 1, Spiegelgasse 15
7 Josef Danhauser, „Die Testamentseröffnung",
UllHolz, 96x 112 cm, sign. u. dat. 1844.
Galerie L. T. Neumannllnh. August Eymer,
Wien 1, Kohlmarkt 11lMichaelerplatz 4
(Haydnhaus)
8 Wilhelm Bernatzik (1853-1906),
OllLeinwand, 73 x 99 cm.
Antiquitäten Josef Winkler,
Wien 1, Seilergasse 14
Cl
Auktionen
Dorotheum Wien
605. Kunstauktion, 17.-20. September 1974
9 Jacopo di CionelNachfolger, um 1380,
Triptychon: Mitteltafel (40 x 19 cm) thronende
Madonna mit zwei Engeln, den Heiligen
Antonius, Abbas und Papst Zacharias; auf den
Flügeln (ie 45x 11 cm) die Heiligen Katharina
und Magdalena, die Kreuzigung und
Verkündigung. Tempera auf Holz, gepunzter
Goldgrund. Gesamtmaß (geöffnet) mit Sockel
59,5 x 46 crn (KaL-Nr. 36)
Taxe: ÖS 120.000.-
Erlös: öS 250.000.-
10 Alfred Kubin (Leitmeritz 1877-1959 Zwickledt),
„Das Antlitz des Tigers", sign. A. Kubin,
Tuschfeder, Aquarell, 19,5 x 32 cm (Kat.-Nr. 363)
Taxe: öS 35.000.-
Erlös: öS 65.000.-
Neumeister KG, vorm. Weinmüller, München
156. Auktion, 23. und 24. Oktober 1974
11 Franz von Defregger (1835-1921), June Bäuerin,
sign. und dat. 1887, ÜllPappelHolz, 52 x 41 cm
Erlös: DM 21 .000.-
12 Max Liebermann (1847-1935), Allee im Sommer,
sign. und rückw. dat. um 1900,
UllLeinwand, 60 x 72,5 cm
Erlös: DM 70.000.-
Kunstauktionshaus Lempertz, Köln
538. Auktion Moderne Kunst, 17. Mai 1974 (Nachtrag)
13 Maurice de Vlaminck (Paris 1876-1958 Rueil-la-
Gadeliere), Paysage D'Hiver, sign. unten links:
Vlaminck, Gouache und Deckweiß, Karton,
45 x 53 cm (Kat.-Nr. 564)
Taxe: DM 32.000.-
Kunsthaus am Museum, Köln
61. Auktion, 16.-19. Oktober 1974
14 Prunkvase, Frankreich, um 1770,
Bronzemantierung, Rasenquarzitmarmor
Taxe: DM 7000.-
Erlös: DM 13.000.-
Sotheby, London
Auktion vom 2. Oktober 1974
15 Halbhoher Schrank, Frankreich, 3. Viertel 19. Jh.,
Furniere und Marketerie aus verschiedenen
Edelhölzern, vergoldete Bronzebeschläge,
B 188 cm (Kat.-Nr. 178)
Erlös: Q2000.-
Christie's, London
Auktion vom 8. Oktober 1974
16 USA-Dollar aus dem Jahre 1791,
extrem feines und seltenes Exemplar
(KaL-Nr. 171)
Erlös: f. 2700- n
Bildfolge 1-16
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