Aus dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Wiener Bundesmuseen
Neuer Besucherrekard beim „Tag der
offenen Tür".
Mit über 33.000 Besuchern konnte der „Tag der
offenen Tür" am Nationalfeiertag 1974 wieder einen
neuen „Rekord" buchen (1971 waren es über
12.000, 1972: 27.000, 1973: 29.000) - obwohl die
Bedingungen diesmal nicht die allerbesten waren:
keine überragende Sonderausstellung stand auf
dem Programm, es war ein Samstag und sohin kein
„echter" arbeitsfreier Tag, kein „Museumswetter"
herrschte, und die „Österreichische Galerie" im
Oberen Belvedere mußte wegen Umbauarbeiten
geschlossen halten . . .!
Wie in den Jahren vorher, war auch diesmal das
Naturhistorische Museum der Sammelpunkt vor
allem der Eltern und Kinder (wiederum mit einem
vielfältigen Jugendprogramm); mehr Besucher als
im Vorjahr konnte das Museum für Völkerkunde,
knapp mehr auch das Museum für angewandte
Kunst und das Museum des XX. Jahrhunderts zählen.
Frau Bundesminister Dr. Firnberg, auf deren
energisches Drängen endlich die Fassaden- und
Eingangstorrestaurierungsarbeiten an den
Repräsentationsgeböuden des Kunsthistorischen
und des Naturhistorischen Museums in Angriff
genommen wurden, besuchte diese beiden Museen
an diesem Tage und enthüllte in einem Festakt
vor dem Museum für Technik, Industrie und
Gewerbe ein Denkmal für Viktar Kaplan.
Friedrich Langer
1975 - Jahr der Denkmalpflege
Der Europarat in Straßburg hat das Jahr 1975 zum
Jahr des Denkmalschutzes proklamiert. Man weiß
um die unabdingbare Gefahr, die allem Erhaltens-
werten droht, wenn unentschuldbare Passivität
die Kunstgüter der Vergangenheit durch
Nichtbeachtung primitivster Grundsätze der
Erhaltung langsam aber sicher dem Verfall preisgibt.
Neben anderen im Verein mit dem Bundesdenkmal-
amt zu setzenden Maßnahmen leistete das
Ministerium, Prof. Dr. Friedrich Langer als
Verantwortlicher, mit der Drucklegung eines
Bildkalenders unter dem obigen Schützermotto,
betitelt „Burgen und Schlösser in Österreich",
einen besonderen Beitrag, der die Schönheit
österreichischer Baukunst vor Augen hält, gleichzeitig
aber auch bewirken soll, nicht nachzulassen in den
Bemühungen, diese Bauwerke für heute und die
Zukunft zu erhalten. Mit einer Folge von
Großaufnahmen aus dem gesamten österreichischen
Raum konnte ein iunger, aufstrebender Fotograf,
Georg Riha, seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Echte fotoschöpferische Kreativität im Verein mit
unaufdringlich-strenger Gestaltung schuf hier ein
prächtiges kalendarisdies Großpanorama van
bezwingendem Stimmungsgehalt und bezeugt
eindringliches Festhalten stiller Kunstgröße. Möge
diese ins Bild gebrachte Schönheit mahnen, sie zu
schützen. Allein das rechtfertigte diesen Beitrag des
Ministeriums zum Jahr des Denkmalschutzes und
darüber hinaus. n
Plakatwettbewerb für Studenten 1974
„Besucht die Bundesmuseen"
Auch im televisionistischen Zeitalter halten die
Plakate ihre Litfaßbastionen, das Bild der Stadt
bestimmend. Bunte Werbeträger tausender Dinge,
die unser Leben prägen: Kühlschränke, brutzelnde
Fleischgerichte, Riesenzigaretten, blubbernde
Sprudelwösser, Strumpfhosen, Autos und . .. und . . .
ein überquellendes permanentes Anbot an die
Konsumgesellschaft. Immer größer wird das Plakat
und beginnt in Reihen soldatisch zu exerzieren,
um der Hektik der immer weniger „um sich
schauenden" angesprochenen Menschen begegnen
zu können, um stärker „ins Auge zu springen". In
diesem Monsterkonzert, in dieser Uberfülle großer
Formen und penetrantester Farbkonglamerate soll
sich auch das Kunstplakat behaupten. Museen, durch
Ausstellungen lebendig, werben, dotationsbedingt,
zeitweise mittels Plakate.
Frau Dr. Hertha Firnberg, Bundesminister für
Wissenschaft und Forschung, stets der Förderung
der Jugend in allen Bereichen aufgeschlossen,
initiierte einen Plakatwettbewerb, um zu
demonstrieren, wie ernst es der oft so geschmätiten
Studenteniugend selber um ihr besseres Voran-
kommen ist.
„Besucht die Museen" - so lautete das Thema. Und
die Studenten beteiligten sich unerwartet stark. Eine
Fachiury machte es sich und hatte es nicht leicht,
zu prämieren. Eine Art „Varpublikum" und
Zwischeniury aus Presse und Musealbereich konnte
fast verblüffend genau das Ergebnis bestätigen.
Man kürte drei Preiströger, denen in einer Feier-
stunde die Frau Bundesminister ieweils neben den
gleichen Ehren in Urkunden auch den ansehnlichen
Betrag von ie 10.000 Schilling überreichte. Zwei der
Preisträger kamen offensichtlich aus den Traditionen
eines Rudolf von Larisch, einer setzte sich etwas
offener mit strengerer, gleichsam industrieller
Symbalsprache durch. Wer selbst mit der
Problematik des sogenannten Kunstplakotes zu
ringen hat, weiß um die Schwierigkeit und die
ununterbrochene Herausforderung, sidi in der
obenerwöhnten Situation zu behaupten. Mit
Noblesse allein ist da nicht immer zu reüssieren,
das könnte man den künftigen Plokatkünstlern mit
auf den Weg geben.
Leopold Netopil
'rlclfruud Jungwinh, Wien, Hnchschuie für ungewcndle
uns!
7Klcus Pöll, Wien,
Hochschule füv an ewcndfe Kuns!
"Gorvfried Hugene er, Linz, Hochschuie für künsllevisdme
Form und Gesiollung.
Fortsetzung von Seite 87
chen [es gibt deren zwei, die eindeutig mit Abb, 7, 8
zu einer Serie gehören) schien die Möglichkeit zu
bestehen, es mit dem Meister der Bibliotheksein-
richtung, dem Ennser Tischler Balthasar Melber, in
Verbindung zu bringen. Nach neuerlichem Vergleich
mit den Bandwerkformen auf den Bibliotheksmöbeln,
die der Entstehungszeit entsprechend (1707-1708)
einer früheren Stilphase angehören, muß diese An-
nahme revidierl werden. Infolge der Ähnlichkeit mit
Abb. 5, 6 kann nur Stephan Jegg als Verfertiger in
Betracht kommen, denn von Melber konnte bisher
keine Arbeit aus den zwanziger Jahren ausfindig
gemacht werden, die beurteilen ließe, wie er das
Laub- und Handwerk des reifen Stils, den die Tische
Abb. 5-8 zeigen, gestaltet hätte. Die verwendeten
Holzarten sind: Nußmcserholz lMittelfeld), Zwetsch-
kenbaumholz (Einfassungen), Ahornintarsien in
schwarzem Kitt; für die Eckzwickel wurde Gold-
staubkitt verwendet. Gedrehte Beine aus massivem
Nußbaumholz, vergoldete Krallenfiiße auf flachen
Scheiben. 1720-1730. Höhe 76, Länge 99, Breite 72 crn.