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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 138)

aß Miramur, Belemge, Schiufruum, sog. 
xl der Herrscher" (mit Porträts damaliger 
scher u. u. LUdWlQS II.) 
Der Hachturm ist, wie ganz allgemein bei ro- 
mantischen Schloßbauten, am meisten verselb- 
ständigt. Er betont im Falle von Miramar das 
Vorragen des Schlosses ins Meer hinein, ein Ab- 
rücken von der substantiellen Masse des Fest- 
landes, mit dem das Schloß an dieser Nordirant 
im optischen Eindruck nicht durch „gegebene", 
außerkünstlerisch bedingte Terrainverhältnisse, 
sondern durch Terrassen mit weithin gedehnten, 
mehrfach in Podesten gebrochenen Freitreppen 
verbunden ist, deren lange Horizontalen der 
vertikalen Akkumulation beim Schlasse kontra- 
stiert sind. 
Der Schwung der Uferlinie der kleinen Bucht im 
also auf eine gesättigte Gedömpftheit gestimmt, 
wobei eine Steigerung zu tiefem Aufglühen bei 
groß und üppig dessinierten karmoisinroten 
Seidenstoffen auftritt, und das Abheben der 
nicht mehr so linear betonten Formen vom 
Grunde geschieht durch Vergoldung. Diese Dif- 
ferenzierung der beiden Geschosse entspricht 
der Entwicklung innerhalb des Historismus zu 
dessen reifer Phase hin und macht die Richtig- 
keit von Libuttis angeführter Dotierung der Bel- 
etageröume nach 1860 wahrscheinlich. Daß ein- 
zelne Obiekte wenigstens bis ins Jahr 1867 an- 
zusetzen sind (Deckengemälde im „Saal des Ce- 
sare deIlAcqua"), wurde ia bereits erwähnt. 
aß Mirumur, Beleluge, Audienzsunl 
Vordergrund betont nach das Abrücken des 
Schlosses vom Festland und sein Vorragen ins 
Meer richtungsmäßig. 
Im Inneren ist eine Differenzierung zwischen 
Erdgeschoß und Beletage allgemein durchge- 
führt. Das Erdgeschaß zeigt generell mehr kan- 
tige Flöchigkeit und ein reichdurchbrochenes, li- 
near betontes Ornamentgespinst, das dunkler 
vor meist gelblichem, besonders honiggelbem 
Fond steht. Ebenso heben sich Gliederungsele- 
mente wie Rahmungen, Lisenen oder Pilaster von 
gelblichen, vorzugsweise honiggelben Flächen 
ab. Tenturen, auch die der Möbel, und Por- 
tieren sind auffallend häufig in zartem, Iichtem 
Blau gehalten. In der Beletage dagegen sind die 
Formen plastisch bis zum Voluminös-Wuchtigen 
- iedoch ohne den Eindruck substantieller 
Schwere -, organische, auch üppig-dichte Skulp- 
turmotive sind unter Hegemonie der Architektur 
häufig einkompaniert, es herrscht mehr Groß- 
formigkeit, und die Polychromie ist „fanciert", 
Der Stilunterschied zwischen beiden Etagen be- 
ruht teilweise auch darauf, daß die oberen 
Räume monumentaler sind. 
Was die Anregungen durch frühere Stile im 
Inneren angeht, so wird in der „historistischen" 
Synthese, bei der die Vergangenheit als Einheit 
gesehen wird, im Erdgeschoß besonders deut- 
lich eine steigernde Kontinuität zur deutschen 
und englischen Renaissance hergestellt - zur 
letzteren besonders in der Treppenhalle, und 
zwar nicht nur in Details -, in der Beletage mehr 
zu italienischer Renaissance und zum Barodg 
während im Thronsaal in der Oberzone die 
„open timber roofs" der englischen Gotik schöp- 
ferisch gemöß der Gesamtharrnonie des Raumes 
abgewandelt werden. 
lm Erdgeschoß zeigt die Innenarchitektur des Ar- 
beitszimmers von Erzherzog Ferdinand Matt An- 
klänge an einen Raum der Fregatte „Novara". 
Mit dieser hatte er schon 1851 eine Seereise un- 
ternommen. „Reisen bedeutete für ihn Freiheit, 
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