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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 138)

 
kostspieliges Material, wie Holz und Bein, und 
färbte und drechselte es. Auch zog man exotische 
Samenkörner heran, die grauen erbsengroßen 
nannte man „Josefströnen". Vor allem aber 
benützte man farbige Glaskugeln, die meist aus 
den Glashütten des Böhmerwaldes stammten 
und um die Hälfte billiger waren als iene aus 
Venedig importierten, welche meist als Verzierung 
eine Rankenautlage tragen. Aber selbst die größte 
Einfachheit der Massenware erhielt doch eine 
persönliche Note durch die dem Rosenkranz 
von seinem Besitzer angehängten „G'weichtln", 
Wallfahrtsmedaillen oder silbergefaßte Amulette. 
Das den Abschluß bildende Filigrankreuz mit 
farbiger Emaileinlage ist fast durchwegs ein 
Erzeugnis aus Schwöbisch-Gmünd. Vielfach wurden 
auf dem Paternoster auch die „arma Christi" 
aufgefädelt, zwei Füße, zwei Hände, drei 
gekreuzte Nägel, ein Kelch, ein Schwamm und das 
Schweißtuch der Veronika; fast immer sind sie aus 
Silber geossen oder in Bein geschnitzt. 
Um nach einmal auf die seltenen Exemplare 
zurückzukommen, muß auf iene Kugeln aus 
„Gagat" - einer glänzend schwarzen Braunkohle - 
hingewiesen werden, wie sie als Kostbarkeit 
von einer Wallfahrt nach St. Jogo de Compostella 
mitgebracht wurden. Äußerst selten sind auch 
iene Schnüre, an denen gekappte Mistelästchen 
aufgefädelt sind. Diese Mistel muß auf Eichen 
wachsen und ist daher härter wie die zum 
Neuiahrsfeste beliebte Mistel, die auf anderem 
Laubholz wuchert. Eine solche Astform war 
besonders im Zeitalter der Gotik beliebt,- 
Zentrum des Exportes war die Stadt Ulm. 
Aber auch Rosenkrünze aus Bergkristallkugeln oder 
solchen aus Steinbockhorn gehören zu den 
größten Seltenheiten. 
Der Rosenkranz war so sehr zum Sinnbild des 
Glaubens geworden, daß er auch bei den 
„Schwarzen - oder Teufelsmessen" benutzt wurde. 
Zu diesem Zweck wurden seine Perlen mit 
erotischen Darstellungen beschnitzt. 
Die größte Sammlung von Rosenkränzen in Europa 
mit über 2000 Beispielen befindet sich in der 
Schatzkammer von Altötting, die all die 
Jahrhunderte dort als Dank geopfert wurden. 
Neuerdings ist eine kleine Sammlung von Salzburger 
Exemplaren in der Kunst- und Wunderkammer 
des Dommuseums von Salzburg zu sehen. 
Wenige, aber auserlesene Stücke befinden sich in 
der Deutschardens-Schatzkammer in Wien in 
der Singerstraße. 
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