iwusnei notiert m. „UHUQ llllullh, um... gen,
gen!" Auf dieser Landschaftsskizze erscheinen
rechts hinter der linken Wand, in der Mitte des
Schluchteinschnitts, die gleichen turmartigen Fels-
wände, während rechts diesseits der Schlucht
sich zwei nach links strukturierte Felsberge vor-
schieben, von denen der linke ein Kreuz trägt.
Die topographische Bestimmung dieser letzten
Blätter in Spitzwegs Skizzenbuch auf den Ein-
gang des Kaisertales nordöstlich Kufsteins ist
durch ein älteres Aquarell (Abb. 3) des Münch-
ners Max Joseph Wagenbauer (1775-1829) in
Coburger Privatbesitz „Hammerschmiede auf
dem Spargen (bei Kufstein)" aus dem Ende der
1820er Jahre möglichÄ Der Standplatz Spitz-
wegs war aber östlich der Schmiede, so daß er
das Gebäude selbst im Rücken hatte.
Die hohe, phantastische, kahle Wand bei den
Felstürmen links ist die „Geisterschmiedswand"3,
rechts im Bilde gegenüber ragt der „Kreuzstein"
auf. Diese von Spitzweg festgehaltene Lokalität
der Klamm von wildem Gebirgscharakter der
Kalkalpen präsentiert sich gegenwärtig bestens
vergleichbar von der Mitte der hölzernen Stra-
ßenbrücke über den Kaiserbach (Spargenbach)
zwischen Kufstein und Eichelwang (Ebbs). Des
Zeichners Standort befand sich (edoch etwas
weiter südöstlich am Wegsteig in die Schlucht
hinein über dem heutigen, 1947 erbauten Haus
Spargenstraße 34', am Südrand über dem to-
senden Spargenbach. Die ietzt üppigeVegetation
von Fichten, Föhren, Lärchen und Holunderbü-
schen verdeckte seinerzeit noch nicht die Sicht.
Der „Kreuzstein" im Klammbereich trägt schon
damals wie später (1874175) und heute ein Kreuz.
Das malerische Motiv dieser Felslandschaft wur-
de nicht nur van Max Joseph Wagenbauer, son-
dern auch von Karl v. Lutterotti (geb. 1793 in
Bozen) in einer Federzeichnung um 1840 (Inns-
bruck, FerdinandeumP „Sparchenbach Mühle bei
Kufstein" und von einer Buchillustration in Eduard
Amthars Alpenfreund (1874l75)6 „Sparchen bei
Kufstein" festgehalten. Beide Darstellungen las-
sen das Vordringen der Bewaldung erkennen.
Die Maler waren die Entdecker der Felsbezirke
um das Kaisertal, darunter M. J. Wagenbauer
(1820er Jahre) und - seit den 1860er Jahren
(1867) auch Carl Spitzweg. Die Anfänge der
touristischen Erschließung setzen erst durch den
Eisenbahnbau im lnntal ein. Am 4. August 1858
vember 1858 die von Innsbruck nach Kufstein
eröffnet, am 18. August 1867 war die Brenner-
strecke vollendet 7.
Das alpenländische Schrifttum bringt in dieser
Frühzeit die ersten Parallelen. Pater Beda Weber
von Marienberg beschreibt bereits 1837 diese
Lokalität bei Kufstein in „Das Land Tirol", Bd.1':
„Unter der Stadt ergießt sich der Kaiserbach in
den lnn, aus dem Kaiserthale kommend, welches
in seinem Vordergrunde grause Schluchten, im
Hintergrunde viele vortreffliche Alpen und Wal-
dungen enthält... Reisende Landschaftsmaler
lassen diese kühnen Bergparthien nie unbesucht".
Ebenso äußert sich der gleiche Verfasser 1853 in
seinem „Handbuch für Reisende in TiroI"': „Hier
fesselt ein Wasserfall mit seiner Umgebung voll
malerischer Schönheiten, hochgetürmter Felsen-
massen, kühn fast übereinandergreifend, die Auf-
merksamkeit, und viele Landschaftsmaler weilten
hier und weilen noch, um es der Natur abzu-
borgen". Heinrich Noä würdigt 1869 in seinem
„Brennerbuch"'" diese Stelle bei dem Wasser-
sturz, „wo er mit Verwunderung auf die seltsa-
men Gestaltungen schaute". In der Erwähnung
der Gegend folgen 1871 Ludwig Steub" sowie
Theodor Trautwein 1879" und 1891 u, der im
grundlegenden Führer „Das Kaisergebirge in Ti-
rol"" den Weg an der „mächtigen, dunkelge-
striemten Geisterschmiedwand" und „die Sze-
nerie als wildromantisch" bezeichnet". Im Jahr
1897 schließlich ist nach Joseph Enzensperger"
das Kaisertal inzwischen zu den meistbesuchten
Gebirgsgruppen der Ostalpen aufgerückt.
Carl Spitzweg stellte in seinen späteren Werken
seit dem Ende der 1860er Jahre das Motiv der
Talschluchtlandschaften häufig dar". Am 2. Sep-
tember 1867 hat der damals 60iährige Künstler
größere Wegstrecken von Kiefersfelden über den
Sparchen " bei Kufstein zum Eingang des Kaiser-
tales und wieder zurück zum Hechtsee gegenüber
am lnn durchmessen und zugleich diese markan-
ten Landschaftsmotive unterwegs in seinem
Münchner Skizzenbuch festgehalten.
Ü Unser Autor
Dr. Fritz Zink
Landeskanservator
Kartäusergasse I
D-85 Nürnberg
Anmerkungen 2-18
'Auk onskatalo Dr. Helmut Tenner, Heidelberg Nr. 61,
„Miniaturen, emälde, Aquarelle 15.-20. Jahrhundert"
vom 27. Mai 1967, 5. 64, Nr. 3735, Ziffer 2, sechs Bläller
Max Joseph Wagenbauer, darunter Hammerschmiede. -
Max Joseph Wagenbauer war „der erste, der wirklich ins
Hadigebirge hinautdringt" (Heinrich Höhn: Studien zur
Entwiddung der Münchner Landschaftsmalerei vom Ende
des 1B. und vom Anfang des W. Jahrhunderts. ln: Sludien
Iur deutschen Kunstgeschichte, Halt 108, Straßburg 1909,
S. 102).
"Der Geologe Adolf Pichler halte hier sdion in der
Mitte des 19. Jahrhunderts in der Tischoter Höhle ara-
historisdie Grabungen veranstaltet. Vgl. Werner Heißel:
Die Tischofer Höhle im Kaisertal. ln: Kufsteiner Buch
(Sdilern-Sctiriften 156), Innsbruck, 1957, 5. 177 - Zur Sage
um diese Wand vgl. Karla Friedel, in: Anton Karg:
Sagen aus dem Kaisergebirge. Kufstein, 1926, S. 8-10.
'Heute Besitz Eva Wurnig - Etwas weiter oberhalb des
Anwesens bei der 1974 errichteten „HanslbanlW und bei
der „GeistersdimiedsbanlW bielet sich ein guter Blick
auf die mächtige Felswand.
1 w 10559 [Hinweis m. Kostenzer, Furdinandeum).
wsiiisbriisk, Ferdlnandaum w w (s. am) (Hiiiwsis wi.
vor), Lithographie zu Aufsatz van Adolf Pichler „Zwischen
Würgl und Waidrin ", S. 364.
'Eduard Lippotl: Kuiteiner Chronik 788-1918. In: Kutstei-
ner Buch au. 2 (schlürft-Schriften 157). lnnsbruck, was,
S. 50, 53. - Über die Brennerbahn vgl. „Illustrierte
Zeitung", Bd. 49 v. 2. November 1867, S. 295-298 mit
Abb, und vom 9. November 1867, S. 311-314 mit Abb.
22
' lnnshrudr, S. 642.
' Innsbruck, S. 151.
"l Mündien, S. 39l4O und S. 59.
"Drei Sommer in Tirol, Stull art, S. 26, „Des Kaiser-
gehirge" . . . als „sehr wenig e urigen".
V Über das Kaisergebir e. In: eitsdiritt des Deutsdien
und Usterreidiischen lpenvereins, Bd. X, 1879, S. 191
und 194: bisher nur geringe touristische Literatur! -
„eine [oft abgebildete) cmmersdimiede".
" Anäigizhen, 1891 (Staatsbibliothek München, Signatur Auslr.
" Keisergebirge, 1891, wie vor S. 15 u. 16.
"Der Rück- und Fernblidr von dem nördlichen Treppenweg
der „Sliege" über der Geislersdimiedswand gegen Kuf-
slein und das Unlerinntal wurde in einer Lithographie mit
Ton latte aufgenommen von Leopold Rellmunn in den
184 er Jahren (Nürnberg, GNM; S. P. 1753, Kapsel 1104).
" Der Wilde Kaiser. In: Zeitsdirift des Deutschen und
Üsierreichisclten Alpenvereins, Bd. XXVlll,1B97,S.264 sowie
268-770 Historische Übersicht über die Erschließung des
Kniserge ir es). - Ein späteres Aquarell „Spdrchen mit
Kaiserthals lamm" (1903) von Edward Harrisun Compton
Laus Feldafing bei München] in reproduliert in dem
ührer „Kulslein und seine Umgebun ". Kufstein, 1909,
S. 24. Vgl. ferner Thiernerlieclrers Künst erlaxiken, Bd. VII,
Leip a. 1912, S. 284 rechte Spalte (Complon, „Geister.
Schmiede bei Kulstein", 1907).
".,Varbei" (Sennerin und Jäger gegan 1869 vgl. Alois
Eisen: Carl Spilzweg. Wien 148, S. 119, Nr. 3B und
Farbtafel 3B - ,Mäherinnen im Gebirge" v l. Hermann
Uhde-Bernays: Öurl Spitzweg. München 1918, ibb. 111.
" Blatt 16 des Skizzanbudis.