l Martin von Rhodens den größten Abscheu
inn Christian Klengels, des Altmeisters der
dner Landschaftsschiule, erregte, weil man
rakteristische Einzelheiten der Pflanzenwelt"
nnen konnte "i Franz Richter war als Medi-
' ausgebildeter Botaniker. Daher lag es für
nahe, die heimische Flora so darzustellen,
sie sich dem Auge darbot, statt in die aka-
ische Manier anonymer Baumschläge zu ver-
n. Außerdem hängt die detaillierte Laub-
darstellung möglicherweise mit seinen Kup-
ichvorbildern zusammen, in denen durch die
inerische Technik die Vorliebe der Holländer
17. Jahrhunderts zum Detailrealismus noch
eigen wurde.
holländische Vorbild wird besonders spür-
in dem 1824 gemalten lnterieur der ehema-
I Zisterzienserinnenkirche Doubravnik, einer
ldung der Familie Pernstein, die dort ihre
äbnisstätte hatte. Die kühle Sachlichkeit Ridi-
erinnert stark an Saenredam, während z. B.
leichbare Architekturbilder des Böhmen Lud-
Kohl mit ihrer historisch kostümierten Staf-
noch ganz der barocken Theatermalerei
aftet sind. Aber auch theatralische Effekte
Richter nicht fremd, so bei der Darstellung
Höhle Eniodis bei Ostrov (Abb. 13), deren
unterirdische Tropfsteinformationen von Fackeln
dramatisch angeleuchtet werden. Allerdings steht
auch hier ein Vorbild dahinter, nämlich Joseph
Fischers 1794 entstandene Aquatinta, die Richter
genau kopiert hat, da er die Höhle nicht aus
eigener Anschauung kannte. ln der Komposition
wird der holländische Einfliuß mehrmals sichtbar.
Einige Motive erinnern an Hobbema und Ruis-
dael. Aber Richter verfällt nie in die Manier der
Hallandisten. Obwohl die Bilder alle im Atelier
entstanden sind, behalten sie doch die Frische
der Naturstudie mit ihren differenzierten, oft
scharfen Grüntönen, den im Licht sich wandeln-
den Blau- und Violettnuancen und den fein ab-
gestuften Wolkenhimmeln. Der bei den Hollandi-
sten so beliebte braune Atelierton ist völligiver-
mieden; iede Einzelheit wird naturgetreu und
realistisch wiedergegeben. Die Stimmungen der
verschiedenen Tageszeiten und ihre Lichteffekte
sind genau beobachtet - ob Morgennebel wie
bei der „Burg Frain an der Thaya" (Abb. 8), ob
ein heiterer Sommertag mit blauem Himmel und
weißen Wolken wie bei den „Ruinen van Czorn-
stein an der Thaya" (Abb. 1) mit dem Porträt des
Malers im Vordergrund oder ein abziehender
Regenschauer bei „Schloß Mürau", der das Fluß-
tal in tiefes Blaugrün taucht, während das Schloß
mit seinen ockrigen und rötlichen Mauern be-
reits im warmen Sonnenlicht liegt. Der Ruine der
ehemaligen Prämonstratensernonnenstiftskirdie
Rosa Coeli bei Kanitz an der lglawa (Abb. 11),
die von den Kaunitz gestiftet worden war und zu
den wichtigsten Denkmälern der Frühgotik in
Mähren gehört, verleiht ein violett-gelber Abend-
himmel eine besondere Stimmung. Die vom auf-
gehenden Mond beschienerien Mauern der Ma-
rienwallfahrtskirche Wranau stehen wie eine Vi-
sion in der nächtlichen Landschaft mit den beten-
den Frauen. Unarthodoxerweise wird die Kirche
von ihrer Rückseite her gezeigt, eine der topogra-
phischen Darstellungsweise des Barock genau
entgegengesetzte Auffassung.
Auf einem 1827 entstandenen Blatt stellte Richter
ein Denkmal dar, das einen starken zeitgenössi-
schen Bezug hat: die „Joseph ll Denksäule bei
Rausnitz" (Abb. 15). Der 1804 bei dem Dorf Sla-
wikowitz in der Pfarre Alt-RaußnitzlRousinov
aufgestellte Obelisk erinnerte daran, daß Kaiser
Josef ll. am 19. August 1769 hier einem ackern-
den Bauern den Pflug aus der Hand nahm und
selbst eine Ackerfurche zog - eine oft darge-
stellte symbolische Handlung, die auch das Sie-
gel der 1770 gegründeten mährisdwen Ackerbau-
gesellschaft schmückte. lhr Präsident war zu Rich-
ters Zeit Hugo Altgraf Salm, der wenige Jahre
nach Richters Darstellung den steinernen Obelis-
ken wegen seiner besonderen Bedeutung für das
Bauernland Möhren durch einen gußeisernen er-
setzen ließ".
In diesem Bild hat Richter die anspruchslose,
leicht hügelige Landschaft Mührens mit ihren
Flußtälern, Schlössern und behöbigen Bauern-
häusern in ihrer stillen Anmut besonders gut ge-
troffen. Mag auch die Wahl seiner Themen pa-
triatisch-romantisch bestimmt sein - ein „Ge-
schmadr an Rittergeschichten und Sagen der Vor-
zeit nebst etwas Schwärmerei", wie Meißner die-
se Zeitströmung so treffend charakterisiert hat -,
im Grunde entwirft Richter ein idyllisches, bie-
dermeierliches Bild seiner Heimat Möhren.
Anmerkungen 1437i
" E. Hubala, Burgen und Schlösser in Möhren, Frankfurt!
1_ Main 19615: 15. __