A Künstlerprofile
Franz Traunfellner
1 Der große Baum, 1959,
Holzschnitt, 40 x 46 cm.
Heimkehrer, 1959,
Farbholzschnitt, 33x54 cm.
Franz Traunfellner
Waldviertler Felder, 1971,
Holzstich, 150 x21O cm.
Aus Gerersdorf (Ausschnitt),
1968, Holzschnitt, 34 x 45 crn.
Jungholz, 1964,
Holzschnitt, 29 x 32 cm.
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Schwarz und Weiß und verschiedene Grauwerte,
das ist die Ausgangssituation.
Tiere, einsame Menschen und immer wieder die
Landschaft, das sind die Themen.
Es war ein weiter, sehr beschwerlicher Weg,
der zu den sparsamen Holzschnitten, wie ienem
der Bäurne im Schnee, oder zu der Radierung,
die einen Wanderer in winterlich verschneiter
Landschaft zeigt, führte, ln karger, ia ärmlicher
Umwelt, in einer wirtschaftlich tristen Zeit
aufgewachsen, rang sich Traunfellner zu einer
eigenen Schau und Ausdrucksweise durch.
lhm wurde nichts geschenkt. Es ist daher auch nicht
verwunderlich, daß er auch erst verhältnismäßig
spät öffentliche Anerkennung findet. Es ist aber
auch nicht verwunderlich, daß ein Mensch,
der unter solchen Umständen gereift ist, für zeit-
bedingte Späße, wie sie schnellebiges Stadtleben
bedingt, und auch die Kunst, oft sehr berechtigt,
spiegelt, keine Zuneigung empfindet. Traunfellner
lebt in einer noch ursprünglicheren Umgebung -
die durchaus auch keine heile Welt ist - und hat
sich eine entsprechende Schau bewahrt. Nicht blind
für die Erscheinungen der Zeit, weiß er aber
auch um ihre Vergänglichkeit und hält iene Dinge
fest, die Generationen überdauern. Immer mehr
und mehr findet er dabei zu einer Sparsamkeit,
die eine geheime Melodik birgt.
Am Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitet
er ausschließlich als Halzschneider, der haupt-
sächlich die Örtlichkeiten seiner Umgebung
beschreibt, der wohl ein gutes Bild zu bauen,
die Eigenart und das Charakteristische festzuhalten
versucht, aber doch nach viel Nebensächliches
mitschleppt. Heute nimmt er seine Vorwürfe zwar
noch immer aus der unmittelbaren Umwelt,
selektiert aber immer mehr und mehr.
Das Liniengefüge bekommt eine starke Spannung.
Heute sitzen der Hausfirst, der Straßengraben,
das Grasbüschel oder die Buschreihe genau dort,
wo sie sitzen müssen, um uns den Eindruck
dieses einsamen Landstriches zu geben, um uns eine
kalte Winternacht fühlen zu lassen, um uns
die Kleinheit des Menschen auf der verschneiten
Waldviertler Hachfläche bewußt werden zu lassen.
Der Winter herrscht überhaupt in Trauniellners
Bildern vor, iene Jahreszeit, in der wir noch
die Natur, ihre Kraft und Macht, am deutlichsten
spüren. Es ist der Winter in einem Land,
in dem er annähernd ist, wie er schon immer war.
Die Mätzchen zentralgeheizter Nachtlokale der
Großstädte sind für Traunfellner keine Probleme;
für Dauerpubertätserscheinungen hat er kein Organ.
Leben ist Natur. Menschen sind in seinen
Arbeiten selten dargestellt. Füllt dann wirklich
einer das ganze Bild, ist es etwa ein heimkehrender
Krüppel oder ein alter Bauer in karger Kammer,
der an Van Gogh erinnert. Hier wird kein Lärm
gemacht. Die Stille spricht unüberhörbarer als alle
Lautsprecher.
Viele dieser Blätter haben etwas die Welt,
wie wir sie heute kennen, Verneinendes.
Es ist ein Zurück zu Bleibendem. Manche
Graphiken, das schon genannte ARTA-Blatt der
Baumreihe etwa, erinnern ein wenig an chinesische
Tuschemalerei. Ein meditatives Versenken also,
das zur Klarheit führt.
Haben wir am Anfang der Entwicklung Traunfellners
den Holzschnitt gesehen, so können wir bald
feststellen, daß er auch den Holzstich und später
die Radierung pflegt. lst ersterer nach härter und
kühler, den Betrachter distanzierender, die Kontur
betanender, so sind die Radierungen eher weich,
offen, den Betrachter aufnehmender. In letzter Zeit
arbeitet der Künstler mit fein abgestuften Tönen,
die Blätter bekommen malerische Werte.
Traunfellner ist Autodidakt. Gerade darum vielleicht
legt er besonderen Wert auf eine materialgerechte
Arbeitsweise, gerade darum vielleicht sind seine
Arbeiten so exakt und technisch sauber durchgeführt.
Ankäufe vieler öffentlicher Stellen, vor allem
der Graphischen Sammlung Albertina, beweisen die
Wertschätzung dieser Arbeiten.
Alois Vogel