t Holter
1e Salzburger Evange-
nhandschrift des
Jahrhunderts
t Halter
18 Salzburger Evange-
nhandschrift des
Jahrhunderts
irkungen 1, 2
"l. Wright, Tho Codex Millenarius and its Model.
chner Jahrbuch der Bildenden Kunst, 3. Folge XV.
l), S. 37-54, Anm. 26. - Es handelt sidi bei dieser
ie um eine Stellun nahme zu der Monographie
Neumüller und K. alter. Der Codex Millenarius.
chungen zur Geschichte Oberösterraichs, 6 (1959),
auch die meisten der hier genannten Handschriften
wachen sind.
diese Grupce vgl. Verf., Drei Evangelienhand-
ften der Salz urger Schreibschule des 9. Jahrhunderts
err. Zeitschrift f. Kunst u. Denkmalpflege, 12 (1958),
15-91). - Die Handschrift der Fürstlich Uttin en-
lersteirVschen Kunstsammlung und Bibliothek, Ca . l,
ol. 2, ist im folgenden nach ihrem Standort auf der
mrg bei Denaueschingen bezeichnet.
Vor acht Jahren hat D. H. Wright gelegentlich
einer Stellungnahme zu den ikonographischen
Problemen des Codex Millenarius von Krems-
münster im Münchner Jahrbuch der Bildenden
Kunst (1964) in einer Fußnote auf eine zweibän-
dige Evangelienhandschrift in der Vaticana hin-
gewiesen, die nach einer Mitteilung von Bern-
hord Bischoff in den Kreis der Salzburger Skrip-
torien gehört'. Er hat die Vermutung aufge-
stellt, daß die Handschrift um die Wende des 1.
zum 2. Viertel des 9. Jahrhunderts zu datieren
sei, daß aber eine direkte Abhängigkeit vom
Millenarius trotz gewisser Anklänge nicht be-
hauptet werden könne. Weiter verneint Wright
eine direkte Abhängigkeit der Miniaturen von
spätontiken Vorbildern und spricht ihnen in
ikanographischen Zusammenhängen eine grä-
ßere Bedeutung ab. Die relativ groben Minia-
turen wurden bisher nicht veröffentlicht, eine
Eingliederung der Handschrift in die Gesamtheit
der bekannten Salzburger Handschriften bisher
nicht vorgenommen.
Eine Publikation der Miniaturen, ihre Einordnung
und eine Stellungnahme zu der bisherigen eher
abwertenden Beurteilung soll die Aufgabe dieser
Zeilen sein. Die Handschrift der Vaticana ist in
zwei Bänden aufgeteilt, Lat. 7224 und 7225 mit
152 und 136 Blatt, Pergament, 282 x 156 bzw.
280 x 160 mm, regelmäßig und einspaltig auf
Quaternianen geschrieben. Die Vollbilder sind
auf gesonderten Doppelblättern vor den (eweili-
gen Evangelienbeginn geheftet, was Wright zu
der Vermutung veranlaßt hat, sie seien später,
gegen Ende des 9. Jahrhunderts auf freigelassene
Seiten nachgetragen worden. Wir teilen diese
Meinung wegen der Gleichartigkeit der Farben
nicht, doch ist diese Meinungsverschiedenheit
deswegen nicht wesentlich, weil die Miniaturen
nicht wegen ihrer Qualität, sondern wegen ihrer
ikonographischen Zusammenhänge unser inter-
esse gefunden haben. Beide Handschriften sind
nicht vollständig, Lat. 7224 ist am Anfang mehr-
fach im 14. Jahrhundert ergänzt worden, Lat.
7225 ist am Schluß unvollständig, das Textende
und die Anhänge von Blatt 131 bis 136 gehören
dem 14. Jahrhundert an. Diese Ergänzungen ge-
ben die einzigen Hinweise zur Provenienz. Sie
enthalten den Eigennamen Wernhardus in Ver-
bindung mit dem Ortsnamen „Pharrch.", wor-
unter wohl Ptarrkirchen an der Rott in Nieder-
bayern zu verstehen ist. Nähere Bestimmungen
konnten bisher aus diesen Notizen nicht gewon-
nen werden. Auch der Weg in die Vaticana ist
ungeklärt, die Einbände sind im 18. Jahrhundert
dortselbst angefertigt worden.
Der Buchschmuck besteht aus ganzseitigen Evan-
gelisten (Abb. l) und gleichwertig gegenüber-
gestellten ganzseitigen Symboldarstellungen
(Abb. 2), weiter aus einer lnitiumseite in Kapital-
schrift (Abb. 3) auf der Rückseite ieweils der
zweiten Miniatur und aus ie einer verzierten
Initiale am Evangelienbeginn. Von großem ln-
teresse sind auch die Kanonestafeln (Abb. 4),
zwölf Seiten, die in einfachen Bogenstellungen
die Eusebianischen Kanones, d. h. die Ver-
gleichstellen der einzelnen Evangelien, enthal-
ten.
Zum Text hat sich schon Wright geäußert. Er
weist darauf hin, daß die Reihenfolge der Vor-
reden die ungewöhnliche, aber im Salzburger
Bereich sehr verbreitete „Plures fuisse" und
dann erst „Novum opus" ist. Zur ersten ist eine
Initiale erhalten geblieben, die aber weiter nicht
verziert, sondern als vierzeiliger Hohlbuchstabe
mit gelber Farbfüllung ausgebildet ist. Derartige
Hohlbuchstaben können für die Salzburger
Schreibschule in der in Frage kommenden Zeit
als kennzeichnend gelten. Sie finden sich z. B.
in der sogleich zu benennenden Handschrift
in St. Florian in durchaus gleicher Weise. Der
selben Tradition gehören übrigens auch die
lnitienseiten zu, von denen schon die Rede war.
Auch hier lassen sich im Salzburger Bereich
mehrfach Parallelen anführen.
Die Schrift der alten Teile ist einheitlich. Ob
durchaus von einer Hand, möchten wir nicht be-
haupten, doch können wir als nächstverwandte
Beispiele Schriften im Codex lll. 222 B in Sankt
Florian, Wiener Codex CVP. 690, vielleidtt auch
CVP. 1002 in Vorschlag bringen. Kennzeichnend
für die Schreibgewohnheiten in Salzburg ist
der Schriftwechsel (eweils am Evangelienbeginn,
wo nach dem auf der vorausgehenden Seite be-
findlichen „lnitium Evangelii secundum..." in
farbiger Kapitalschrift der eigentliche Textbe-
ginn wiederum in großer Kapitalis geschrieben
ist, der dann Unziale, Kapitalis rustica und
schließlich der eigentliche Text in einer hoch-
schäftigen Minuskel folgen. Bei Matthäus ist die
ganze erste Seite von Unziale ausgefüllt, bei
Markus sind es drei Zeilen, denen sogleich
Minuskel folgt (Abb. 5), bei Lukas und Johannes
ie eine Zeile Unziale und Kopitalis rustica.
Derartige Abstufungen sind in der Salzburger
Schreibschule des 9. Jahrhunderts sehr häufig.
Wir nennen dafür das Evangeliar auf der Har-
burg I, 2, Fol. 2, bei dem auch die lnitiumzeilen
zum Textbeginn gezogen sind, und weiter drei
Augustinus-Handschriften, München, Clm. 18514
und 18517, sowie Salzburg, St. Peter, Cod. a.
Vlll. 29. Die größeren und aufwendigeren Salz-
burger Evangeliare, Paris 8849, und München
Clm. 19101 beschränken sich auf die Folge von
großer Kapitalis und Unzialschrift 1.
Die Handschrift enthält vier verzierte lnitialen, L
bei Matthäus, l bei Markus und Johannes und Q
bei Lukas. Als Vergleichsmaterial bieten sich die
gleichen Handschriften an, die wir soeben ge-
nannt haben. Bei dem L sind beide Schäfte mit
Silber gefüllt, am senkrechten befindet sich oben
und unten ein Quadrat. Das erste ist mit Blatt-
ornament versehen, die rechte Begrenzung
wird durch eine wellenförmig angeordnete Pal-
mettenform gebildet. Die Struktur des Buch-
stabens wird in Paris B849 und in dem etwa
gleichzeitigen Mondseer Codex, Wien, CVP.
1193, wiederholt. Die blattartige Endung findet
sich in der Handschrift der Harburg (Abb. 6)
und in Clm. 15814 (fol. lv) (Abb. 7).
Von den l-lnitialen, die durch einen Fortsatz
nach unten einem „J" gleichen, zeigt die bei
Markus als Füllung der oberen Schafthälfte eine
Halbpalmette, wie sie präziser im P (des Plures
fuisse) in der Handschrift der Harburg verwendet
ist. Die untere Hälfte in Metallfarbe ist ausge-
laufen und zeigt damit das gleiche technische
Unvermögen an wie die Vallbilder, was wohl
für Gleichzeitigkeit spricht. Die obere Begren-
zung der beiden Buchstaben gleicht einmal der
des L, bei Johannes sind die schultypischen Ein-
rollungen beiderseits gleich. Unten ist links seit-
lich eine auslaufende Endigung angebracht, der
z. B. der der Johannes-Initiale auf der Harburg
entspricht. Auch die N-lnitiale dieser Hand-
schrift liefert dazu Parallelen. Das gilt auch für
die wellenartige Endverzierung.
Das Q bei Lukas zeigt eine unverzierte Silber-
fiillung, die Bögen schwingen innen in einer
gedoppelten Spitze aus. In der Harburger Hand-
schrift finden wir die gleiche Form mit einfacher
Spitze, die Cauda ist dort in gegengleichem
Ornament gebildet. Genau entsprechend dage-
gen ist die Q-lnitiale des Clm.15817(fol.1v).
Die Ornamente der lnitialen haben es ermög-
licht, enge Parallelen in gleichzeitigen Salzbur-
ger Handschriften festzustellen. Besonders ein-
drucksvoll ist dies auch bei den Kanonesarkaden
möglich. Bei den schon genannten Salzburger
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