Notizen
Österreichische Künstler in Italien -
Über 60 Österreicher stellten 1972 aus -
Preise für Oskar Matulla und
Inge Vavra-Aspetsberger
Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß heute die
österreichische Gegenwartskunst zum festen Bestand
des italienischen Kunstlebens gehört. Dazu hat
zweifellos die exemplarische Auswahl für den
österreichischen Pavillon der Biennale von Venedig
ihren Beitrag geleistet. Es darf zumindest ebenso
die intensive Tätigkeit des Österreichischen Kultur-
instituts in Rom, die vor etwa zehn Jahren einsetzte
und seit 1967 mit der Errichtung einer eigenen
Kellergalerie noch verstärkt wurde, nicht übersehen
werden. Die Leitung des Instituts war dabei bemüht,
im Zusammenwirken mit italienischen Kritikern ie-
weils die Werke iener Künstler auszuwählen, die
einen interessanten Beitrag zu den Gegenwarts-
tendenzen in Italien zu geben in der Lage sind
oder durch ihre Besonderheit das Eigenständige der
österreichischen Kunst zum Ausdruck bringen.
Sa wurden 1972 Eduard Bäumers Landschaften aus
Tropea, Druckgraphik von Dieter Profeld und von
Zorka Weiß Gemälde, Zeichnungen und
Lithographien, die während ihres Romstipendiums
entstanden sind, präsentiert. Für 1973 sind drei
Ausstellungen vorgesehen, die Rudolf Pointner,Josef
Mikl und Hans Thomas gewidmet sind. Anton
Mahringer wird im kommenden Frühjahr ebenfalls
in einer römischen Galerie eine Ausstellung seiner
Gemälde zeigen.
1972 wurde in Triest mit der Neuen Galerie Graz
eine Schau „Documenti sul Trigon" veranstaltet, in
Monfalcane Druckgraphik der Secession aus der
Ver-Sacrum-Zeit ausgestellt. Der in Mailand lebende
Bildhauer Rudolf Wach wurde in der Galerie „l
Portici" in Turin vorgestellt. Die Galerie „Viotti" in
Turin brachte eine Leherb-Ausstellung, die im
Anschluß nach Mailand kam, wo in der „Galleria
delle Ore" Mario Declevo, Georg Eisler und Heinz
Stangl ausstellten. Ludwig Merwarts Graphiken
waren gemeinsam mit Keramiken von Kurt und
Gerda Spurey in der Galerie „Linea" in Verona
zu sehen. In römischen Galerien fanden Ausstellun-
gen mit Werken von Ernst Fuchs („Don Chisciotte"),
Liselotte Höhs („La Vetrina"), Wolfram Dachauer
(„Hermes"], Karl Florian Schafferer („Poliedro")
statt. Die Galerie „Studio S" zeigte gemeinsam mit
Lithographien von Salvador Dali Aquarelle,
Zeichnungen und Radierungen von Peter Willburger
aus Solbad Hall, der seit vier Jahren in Italien
lebt. Darüber hinaus sind Merwart, Theo Braun und
Günther Kraus mit ihren graphischen Werken in der
Galerie „Rive Gauche" ständig vertreten.
Österreich war auch auf der lll. Internationalen
Graphik-Biennale im Palazzo Strozzi in Florenz, an
der sich 56 Nationen beteiligten, anwesend, und
zwar im aktuellen Teil mit Arbeiten von Dachauer,
Godwin Ekhard, Fred Nowak, lnge Vavra-Aspets-
berger und Johannes Wanke. In der Abteilung
„Graphik 1940-1960" wurde ein Überblick über
Oskar Matullas graphisches Guvre gegeben und
unter dem Titel „Onirische Wiener Graphik" Blätter
von Brauer, Doxat, Ernst Fuchs, Lehmden, Kies,
Matouschek, Mikula, Arnulf Rainer, Regschek und
E. O. Urbach gezeigt. In der Sonderschau „Wider-
stand und Kampf für die Freiheit" waren Graphiken
von Kokoschka, Georg Chaimovicz, Hans Escher,
Carry Hauser, Fritz Martinz, Heinrich Sußmann und
Verlon zu sehen. Der Preis der Stadt Mailand wurde
von einer internationalen Jury lnge Vavra-Aspets-
berger und der Preis des Bundesministeriums für
Unterricht und Kunst Oskar Matulla zuerkannt.
An der ll. internationalen Holzschnitt-Triennale im
Castello dei Pio in Carpi nahmen Peter Kubovsky,
Franz Jansky, Franz Milan-Wirth, Hans Piccottini,
Erich Steininger, Hans Stockbauer, Vinzenz E.
Szloboda, Franz Traunfellner, Linde Waber,
Johannes Wanke und Egon Wucherer teil. Die
Stadtgemeinde Portogruaro widmete im Sommer
1972 der Radierkunst Tirals in der Gegenwart eine
eigene Veranstaltung, in der Herbert Danler,
Manfred Ebster, Franz Helmer, Johannes Hickel,
Eduard Klell, Elmar Kopp, Gerald Nitsche, Armin
Pramstaller, Harald Pickert, Lydia Reitmeir-Chini
42
und Reiner Schiestler aufscheinen. Bei der
ll. Blennale für Radierkunst in Portagruaro im
Herbst wurden die Werke der Künstler aus Venetien
mit ienen von Mitgliedern der „Wiener Secession"
konfrontiert, und zwar von Peter Bischof, Mario
Decleva, Hans Escher, Georg Eisler, Adolf Frohner,
Wolfgang Herwig, Helmut Krumpel, Oskar Matulla,
Franz Reiter, Rudolf Schönwald (Abb. 25, 26).
Walter Zettl
Ausstellung
„350 Jahre Salzburger Universität"
Zeugnisse der reichen Geschichte der 1622 gegrün-
deten und 1962 wiedererrichteten Universität
Salzburg waren in einer Ausstellung im Salzburger
Museum Carolino Augusteum zu sehen. Darunter die
Urkunden der Gründung und der für die Sicherung
der Erhaltung wertvollen Konföderation zahlreicher
Benediktinerabteien wie auch die im Auftrag der
Universität geschaffenen Kunstwerke, vor allem
prachtvolle Goldschmiedewerke und Paramente.
Theaterstücke, Opern und Singspiele (darunter
„Apalla und Hyazinth" des elfiährigen Mozart),
die Stiftung von Maria Plain 1675, der Bau der
Universitätskirche des älteren Fischer von Erlach,
alles das war ebensogut dokumentiert wie die
theologischen, philosophischen und naturwissen-
schaftlichen Leistungen. Van den architektonischen
und städtebaulichen Überlegungen aus unserer Zeit
wurde das nicht ausgeführte Proiekt Roland Rainers
gezeigt, der Wettbewerb für die Verbauung der
sogenannten Freisaal-Gründe ist noch nicht
abgeschlossen (7. 11.-10. 12. 1972).
Eine neue Galerie in Salzburg
In einem der großen Erdgeschoßräume des dom-
platzseitigen Traktes der Salzburger Residenz ist
am 30. November 1972 die „Galerie Academica"
eröffnet worden. Unter den schönen Gewölben aus
der Zeit um 1600 hat Architekt Heimo Schoß,
Salzburg-Elsbethen, unter Einbezug des Büfetts der
Hochschülerschaft eine reizvolle InnenraumgesIal-
tung geschaffen. Ausgangspunkt war, im Zusammen-
hang mit der Galerie „ein stilvolles Lokal zu
schaffen, das rasch zum beliebten Treffpunkt
werden soll". Es kann nur nützlich sein, wenn dazu
ieden Donnerstagabend die Österreichische Hoch-
schülerschaft ein Programm bietet, „das sich in
erster Linie der Wünsche nach alternativen und im
üblidien Salzburger Kultureintapf kaum vertretenen
Veranstaltungen annimmt". Franz Wagner
Graz - Helmut Kand im Grazer Rathaus
Gelegentlich einer Besprechung - es war an einem
düsteren Tag - breitete Helmut Kand im Direktoren-
zimmer des Museums für angewandte Kunst sein
Werk aus, und der sonst eher normal-alltägliche
Raum wandelte sich plötzlich in eine Szene
märchenhaft bewegter Buntheit. Es ist verständlich,
daß ein Museum wie das Museum für angewandte
Kunst mit Ausstellungsterminen vollgestapft ist, und
so mußte Helmut Kand vorerst anderswo eine
geplante Ausstellung machen. So begegneten wir
dem Künstler nun in der Ganggalerie des Grazer
Rathauses, die derzeit unter der Ägide Dr. Otto
Breichas - des Nachfolgers unseres unvergessenen
Mitarbeiters Dr. Ernst Köller - neue Anstrengun-
gen unternimmt, im Grazer Kulturleben frische
Akzente zu setzen. Wenn O. Breicha zum Werk
Kands meint, daß man bei ihm von-einem
„Phantastischen Kolorismus" sprechen kann, „von
einer phantasiebedingten Farbenkunst, die nicht
anmalt, umsetzt, übertreibt, sondern eine Welt für
sich ist, von einer Bildlagik eingegeben, die sich
aus ieder vernünftigen Zweckmäßigkeit emanzipiert
hat", so scheint uns das den iungen Künstler auf das
treffsicherste zu charakterisieren, und wir
bedauern gleichzeitig, die Buntheit in Kands Werk
nicht wiedergeben zu können, da wir hier nur
schwarzweiß abbilden (Abb. 27).
Wien - Vortrag Ernst Skriäkas in der
Art Gallery
Mit einer einleitenden Veranstaltung eröffnete
Christian M. Nebehay in seiner in der Wiener
Annagasse I8 beheimateten Art Gallery eine
geplante Vortragsreihe über graphische Techn
In der Montag, den 6. November 1972, statt-
gefundenen ersten Veranstaltung dieser Reihe
sprach der Wiener Maler und Graphiker Erns
Skricka an Hand von Originalen und zahlreicl
Lichtbildern über seine graphische Technik. D:
angenommen werden kann, daß diesem Vortr
zyklus stärkstes Interesse entgegengebracht
wird - namhafte Experten sollen als Vortrag!
gewonnen werden -, ist es im Interesse aller
Zuhörer selber, wenn sie in der platzbeschrän
Art Gallery Christian M. Nebehays zeitgerecl
Auskünfte darüber einholen.
Wien - Bilder und Gestalten
Hans Fronius' in der Edition Tusch
In der von Christian Sotriffer herausgegebene
bibliophilen Reihe „Usterreichische Graphiker
Gegenwart" erschien als Band Vlll: Hans Froi
Bilder und Gestalten, von Walter Koschatzky,
Direktor der Wiener Albertina. Der Autor, n
Werk Fronius' seit langem eng verbunden, nir
die Blätter des Zyklus, die ieweils ein für den
Künstler typisches Thema aufgreifen, zum An
Gliederung seiner Analyse. Der mit einem Wt
katalog der Holzschnitte, Radierungen und Lit
graphien versehene Band vereinigt, da Froniu
Themen, die er als Zeichner und Illustrator ai
ieweils auch für seine Druckgraphik zu nutzen
verstand, konzentriert sein Lebenswerk (Abb.
Wien - Bottoli und Pedrazza im
Semperit-Zentrum
In einer gemeinsamen Veranstaltung des Blau
Adlers, eines Verbandes zur Förderung zeitna
Kunst, und der Wert-Galerie konnte man im
Dezember 1972 eine Doppelausstellung des I'l-
Oskar Bottoli und des Malers Reo Martin Fedr
der Halle des Semperit-Zentrums Wien, lV., V
Hauptstraße 63, sehen. Beiden Künstlern - sie
wurden bereits in unserer Zeitschrift vorgeste
gemeinsam, daß sie den Menschen und seine
Erscheinung in den Mittelpunkt ihres Schaffen
stellen. So sagte u. a. der Wiener Bottoli: „D
für mich keine interessantere Auseinandersetz
als die mit der menschlidien Figur gibt, ist mi
Gestaltung in Bronze oder Stein irnmer ein in
Anliegen und Bedürfnis." Das Werk des gebü
Südtirolers R. M. Pedrazza führt in eine W
man geneigt ist, als modernes mythologische:
Szenarium zu bezeichnen, von deutlich erotisi
Färbung durchzogen. Er gilt als der Maler vc
Konflikten mit einer Sehnsucht nach dem Klas
dem Harmonischen. Aus Anlaß dieser gelungi
Ausstellung sollte man nicht vergessen, wiede
einmal darauf hinzuweisen, daß das Semper
Zentrum eine stattliche Reihe von 113 Kunstw
bedeutender moderner österreichischer Künstl
beherbergt mit prominenten Namen im weite
Bogen von Avramidis, Boeckl, Wotrubo bis z
Weiler, Flora, Moldovan, Hutter, Oberhuber,
Plattner und vielen anderen mehr (Abb. 29, 3(
Frankfurt am Main - lnes Höllwarth
bei Leptien
In der Zürich-Galerie im Zürich-Haus am Opt
zeigte die 1939 geborene Salzburgerin lnes
Höllwarth im Vorwinter Gestaltungen in Glas
Plexiglas 1970 bis 1972. Die Künstlerin, diplarr
den Wiener Kunstakademien für Malerei und
gestaltung, beschäftigt sich vorwiegend mit
Problemen der Architektur und Raumgestaltur
weiters rnit der Entwicklung von Multiples um
seriellen Elementen. Sie zeigte bei Leptien
Plexiglasobiekte als Raumgehänge und
Spielformen, Tafelbilder als Raumelemente,
Graphiken sowie serielle Glaselemente als S
Zeichen und additiven Baustein.
Köln - Kunst in der Revolution
In der Kunsthalle Köln schloß Mitte Jänner d.
eine höchst interessante Ausstellung unter de
Titel „Kunst in der Revolution" ihre Pforten.
„. . . ist die Kunst nicht ein Produktionsprozet.
anderen Zweigen der Produktion? In welcher