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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 142 und 143)

Diese Krise findet auch ihren Weg in die R. A., 
wo sie sich in einem Machtkampf zwischen den 
Königstreuen und den Demokraten äußert. Tur- 
ner, obwohl er zu den letzteren gehört, ist kei- 
neswegs ein politischer „Aktivist", und seine 
Reaktian auf diese internen Spannungen ist, 1804 
in Harley Street seine eigene Galerie zu eröff- 
nen. Zwar stellt er weiter in der R. A. aus, aber 
viele seiner Bilder und Studien sind nun in 
„Turner's Gallery" zu sehen. 
Die Eröffnung von Turner's Gallery hat, ganz 
abgesehen von der politischen, auch eine per- 
sönliche Bedeutung. Sie spiegelt Turners Wunsch 
nach künstlerischer und auch finanzieller Unab- 
hängigkeit wider, denn er weiß, daß er nur in 
völliger Unabhängigkeit sein Ziel erreichen kann. 
Er ist aber auch Engländer genug, um nicht über 
seinen schöpferischen Drang die ökonomischen 
Realitäten zu vergessen. 
1812 stellt Turner in der R. A. sein „Schneesturm: 
Hannibal und seine Armee überqueren die Al- 
pen" (Abb. 8) aus. Es ist ein Werk, das am 
Ende dieser Periode des frühen Erfolgs steht 
und in dem sich die Essenz von Turners Schaffen 
und Denken erkennen lüßt. Hannibals Alpenüber- 
querung war ein geläufiges Thema und eine 
Quelle der Inspiration für viele von Turners 
Zeitgenossen. J. R. Cozens hat es gemalt, und 
bei seinem Besuch in Paris (1802) sah Turner 
in Davids Atelier dessen Bild „Napaleon auf 
dem SL-Bernhard-Paß", das Napaleon als einen 
modernen Hannibal zeigt. Der Kampf zwischen 
Rom und Karthago ist ein zentrales Motiv in 
Turners Werk. Für ihn versinnbildlicht es die 
Rivalität der beiden imperialistischen Mächte, 
Britannien und Frankreich, wobei er eine Paral- 
lele zwisdwen Britannien und Karthago zieht. 
In Karthago sieht er ein irdisches Paradies, „the
	        
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