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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 142 und 143)

halb des Tabernakelraums entdeckte man 
gatisch geformte, sauber ousgehauene Kom- 
in der noch bis 1974 drei senkrechtstehende, 
gebackene, abgebrochene Ziegel im Mörtel 
en, wie das beigefügte Foto noch heute 
ist. Vergleichende Messungen mit anderen 
mittelbarer Nähe des Steins liegenden Zie- 
zinen beweisen, daß es sich um Klosterzie- 
nit den bekannten Maßen handelt. Auch 
reit eröffnete Nordapsis hinter dem Qua- 
xu zeigt Klasterziegel. 
gen ist die Südapsis bis heute völlig ge- 
ssen. Das lößt den berechtigten Schluß zu, 
Jer Stein zuerst auf einem Altar unter dem 
nkreuz gestanden hat und später in die 
l der Nordapsis eingesetzt wurde, urn die 
1ie feindlichem Zugriff zu entziehen, wie 
es auch auf vielen anderen Burgen findet. 
tußenmaße des Steins betragen nach unse- 
eutigen Messungen in der Standfläche 39 
neter, in der Höhe 63 Zentimeter. Die Ta- 
ikelkammer ist durch nachstehende Maße. 
27 Zentimeter, Breite 21 Zentimeter und in 
efe mit 24 Zentimetern, bestimmt. Nach An- 
der Historiker ist die reine V-förmige Ritz- 
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zeichnung in die Zeit um 1250 anzusetzen. Damit 
befinden wir uns noch im Zeitalter der Heraldik, 
und es gab noch keine halbplastischen Kerb- 
schnitte wie im 15. und 17. Jahrhundert. 
Die Stirnseite des Steins trägt zwei geometrisch 
angelegte Ritzsymbole, umrahmt von einem 
hochkant stehenden Rechteck, noch oben ver- 
iüngt und Träger eines Halbbagens. 
Unter diesem Bogenstück findet sich ein ver- 
schlungener Knoten, dessen auslaufende Spin- 
deln sich in einem Winkel von 30 Grad erheben 
und das obere Bogenstück mit ihren Spitzen er- 
reichen. 
Im unteren Drittel erkennt man ein weiteres 
Symbol, das dem oberen sinngemäß gegenüber- 
gestellt ist. 
Nach C. G. Jung differenziert der Mensch Zei- 
chen und Symbole. Zeichen stehen für etwas 
Konkretes, Symbole dagegen weisen auf etwas 
Abstraktes (Gott) hin", ", ". 
Das eingelassene Tobernakel bezeichnet immer 
einen Raum, Kirche oder Kapelle, in der die 
christlich-katholische Lehre gepredigt wird. Wüh- 
rend der Liturgie in den Kirchen ist der Taber- 
nakelschrein stets noch Osten geöffnet (Heilige 
Linie). 
ln Burgkapellen und Apsiden dagegen kann das 
Tabernakel auch auf, hinter oder neben dem 
Altar stehen (Lithurgische Bestimmungen"). 
Die Deutung der Symbole. Ohne Zweifel han- 
delt es sich bei dem oberen Symbol um eine 
doppelköpfige Schlange, die durch den „Heili- 
gen Knoten" verbunden ist. Überall in den 
warmen Ländern finden sich Schlangenkulte, 
sie reichen von der indischen doppelköpfigen 
Nagaschlange über die hebräische Nassasch 
bis in den Vorderen Orient. Der Schlangenkult 
in Kanaa war bis unmittelbar vor den Toren 
Jerusalems bekannt. Die Naassener stellen die 
Schlange ins Zentrum ihrer Mysterien". Seit 
H19 stand in unmittelbarer Tempelnähe der 
Palas der Tempelritter, nach dem sie sich auch 
nannten. Da die Templer mit den Sarazenen 
zeitweilig lebhaften Handel trieben, müssen ih- 
nen Schlangenkulte auch hinreichend bekannt 
gewesen sein. Schon im Altertum hatten sich die 
Schlangenkulte über Griechenland, Kreta und 
Zypern verbreitet", ", Die doppelköpfige Schlan- 
ge ist Logos-Christus der griechisch-gnastischen 
Sekten im Mittelmeerraum. Bereits seit 203 p. 
Chr. n. versuchte der griechische Gnostizismus 
das Christentum in eine hellenistische Geheim- 
philosophie umzuwandeln. Dieser Einfluß wurde 
immer stärker, und zur Zeit der Templer waren 
diese Strömungen nach immer vorhanden. Be- 
sonders die griechische Gnostik hat viele Spu- 
ren bei den Templern hinterlassen. Der Templer- 
orden war zwar ein christlich-ritterlicher Orden, 
folgte aber vielfach nicht der strengen kirchli- 
chen Lehre Roms, da er anfangs nur dem Pa- 
triarchen von Jerusalem unterstand und erst 
später sich der päpstlichen Macht unterstellte. 
Die Tempelritter verehrten Johannes den Täu- 
fer und gerieten unter den Einfluß christlicher, 
iüdischer, islamischer Gnostik. Die Geheimleh- 
ren vom Wesen und Wirken der Gottheit ge- 
hörten oft zum Lehrstoff (Templerbibel) einiger 
Templer. Als echte Kinder des Mittelalters be- 
saßen sie einen Hang zur Geheimbündelei und 
zur Ausübung von Geheimlehren. Auf diesem 
Wege ist sehr viel Heidnisches in die christliche 
Lehre eingeflossen und auch so in das Abend- 
land gekommen. 
Die Verknotung der Schlangen, „Der Heilige 
Knoten", ist nichts anderes als das Symbol für 
das Wort „Religio", von einigen Wissenschaft- 
lern mit Verbundenheit übersetzt. Verbunden- 
heil? Verbundenheit der Menschen durch die 
Anwesenheit Christi (Logos-Christus) mit Gott 
beim heiligen Abendmahl" ". 
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