Alle mit dem Denkmalschutz in Zusammenhang
stehenden Fragen und Probleme sind von
gleicher brennender Aktualität. Nun. da das vom
Europarat feierlich proklamierte Denkmalschutz-
jahr 1975 zu Ende geht, scheint doppelte
Wachsamkeit geboten, wenn den starken
Bemühungen um die Erhaltung wertvollen
K ulturbestandes in Europa nicht wieder eine Zeit
des Dahingehenlassens, der Inaktivität auf
diesem Sektor folgen soll. Eine der Kernfragen
des Denkmalschutzes ist die Erhaltung von
Skulpturen auf dem freien Land. Mit dem
nachstehenden Beitrag sind wir in der Lage,
auf die geradezu tödlichen Gefahren
hinzuweisen, die drohen, wenn eine bis zum
unweigerlichen Verfall fortgeschrittene
Schädigung nicht durch entsprechende und
rechtzeitige Maßnahmen hintangehalten wird
wodurch ein Kunstdenkmal künftigen
Generationen und der Kunstgeschichte erhalten
werden kann. In unserem Falle, Falkenstein,
konnte ein Ansässiger - der Autor - vom Können
und Willen her rettend selber Hand anlegen.
Alle Anstrengungen und Bemühungen
öffentlich zuständiger Denkmalschützer sind
weithin personell und finanziell zu schwach,
um allein Abhilfe zu schaffen. Neben nationaler,
regionaler und örtlicher bedarf es vor allem
privater Initiativen, um entscheidend den
zahlreichen im argen liegenden Kunstdenkmälern
Osterreichs - auch in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten - gebührende Aufmerk-
samkeit zu zollen und alles dazu beizutragen, was
ihrer Erhaltung dient,
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Inventar des Fürsten Karl Eusebius van Liechten-
stein um 1678 folgendermaßen erwöhntl: „Diana
in Helffenbein, mit einem Wündtspiehl, stehet
auf einem schwartz gebatzten hieltzenen Posta-
mentel, von Ferdinand Pfauntler." lm Wiener
Kunsthistorischen Museum befindet sich eine El-
fenbeingruppe, die Julius Schlosser? mit der
eben zitierten Arbeit von Pfaundler in Zusam-
menhang bringt. Schlosser bezeichnet diese
Gruppe als eine der vorzüglichsten Arbeiten
deutscher Bildschnitzerei des 18. Jahrhunderts
und ordnet ihr stilistisch eine Elfenbeinplastik
„Ringkampf zweier nackter Nymphen" zu, die
sich ebenfalls im Kunsthistorischen Museum be-
findet.
Über den Künstler erfahren wir aus den Archi-
ven der „Landeshauptstadt Brünn", daß er am
6. September 1677 als Bürger dieser Stadt auf-
genommen wurde. Pfaundler besaß seit „Georgi
1680" in der Krapfengasse Nr. 14 ein Haus,
war verheiratet und hatte Kinder. Über seine
künstlerische Tätigkeit in Brünn geben auch iene
Akten Auskunft, die sich auf den Bau der Marien-
söule auf dem Großen Platz in Brünn bezieheni
Der am 16. Oktober 1679 im Beisein des Stadt-
pfarrers und des Bürgermeisters der Stadt Brünn
mit Ferdinand Pfaundler geschlossene „Spann-
zettel" lautetf:
„Demnach diese königl; Stadt Brünn Gott dem
Allmächtigen, seiner gebenedeiten Mutter und
Jungfrauen Marie wie auch denen Heiligen Se-
bastiane, Rache, Carola Baromae, Francisco Xa-
veria und Rosalio zu Lob und Ehren Eine Stei-
nerne Säulen, mit denen ietzt benannten Bild-
nussen am Undteren Platz, aufzurichten verlobt
und entschlossen hat.
Als ist Ihme Ferdinand Pfaundler die Bildnussen
nähmlich Unserer lieben Frau in einem Meer
Stern samt den an der Brust haltenden Jesu-
kindlein auch mit der Cron und Drachen, 9 Schuch
hoch, ltem des Heil: Sebastiani, Rochi, Caroli
Baromae, Francisci Xaveri und Rosaliae, alle
in Volliger Statur und zwar iede deren fünf
Letzteren Bildnussen 6 Schuh Lang, sambt denen
Zierathen in Fussstellen, nicht weniger auch das
Chorintische Capitel Lauth Abrisses sauber und
Wol Probortionirter, aus guten Thauerhaften
Stein (Weldwen Er ausser Fuhrlohn zu verschaffen
schuldig sein wird) mit Ehister möglichkeit zu
verfertigen, anverthraut und übergeben worden.
Zum Fall nun Er Pfaundler (Wie man diessorts
nicht Zweifeln will) seiner Kunst nach solche
Bildnussen recht sauber und Wol Prabortionirter
Ausarbeiten und verfertigen wird, sollen Ihme
für alle solche Arbeit bezahlt werden 310 fl.
Rhz..."
Wenige Monate später, am T2. August 1680,
ersucht Ferdinand Pfaundler um einen anderen
Kontrakt, da die Bearbeitung des „Persteiner
Marmels... um ein Dreifaches mühsamer sei".
Dieser Brief ist das einzige uns überlieferte
Schreiben Pfaundlers und soll daher nachste-
hend wiedergegeben werdenf:
„...welcher Gestalt die Bedingnuss der Bildt-
hauer Arbeit zu der Verlobten Säulen, mit mir
beschehen ist, Nemblidn das die Bilder sambt
dem Capitel von Egenburger Stein, die Zirath
aber auf die Postament, Als 8 Frucht Buschen
und 4 Schildt unter der Säulen, dann 2 Engel-
köpf über die Grotto der hl. Rosalio von Rup-
schiczer oder auch Egenburger Stein sollen ge-
macht werden, wie den auch die Capitel, mit
so wenigen Beding, ohne meinen grossen
den einmal nicht bestehen kann. Indem ich
Anfangs bei Bedingung der Steinmetzen
stirt und gemeldet hab, dass wegen der
und mühsameren Arbeit des Persteiner Mc
fast eine dreifache Arbeit gegen der Andc
und darauf angewendet werden muß."
Dieses Ersuchen wurde in der Ratssessioi
23. August abgelehnt; dieselbe nochmal
gebrachte Bitte wurde auch am 5. Nov
1680 abschlägig beschieden.
Pfaundler konnte vor seinem Tode (168(
1681 f) nur einen Teil seines Auftrages ausl
Van seiner Hand stammt aller Wahrsche
keit nach sowohl die Hauptfigur „Unsere
Frau in einem Meer Stern samt den an de
haltenden Jesukindlein auch mit der Crc
Drachen"! als auch die Nischenfigur c
Rosalie.
Nach dem Tode Ferdinand Pfaundlers v
die Skulpturen von den Bildhauern Bal
Frobl und Kaspar Pröbstl fertiggestellt.
Für seine Arbeit erhielt Pfaundler 260 C
seine Witwe weitere 10 Gulden. Die Arbi
Frobl und Pröbstl wurde mit 200 Gulden
schlagt, doch erhielten sie nur 140 Gulde
bezahlt.
Aus dem vorhin Gesagten geht hervor, d
noch sehr wenig über das Guvre des Kü
wissen. Gesichert ist nur die Arbeit an d:
riensäule in Brünn, fraglich bleibt die Zu
bung der Elfenbeinplastiken im Kunsthistai
Museum. Eine um so wertvollere Bereicl
stellt daher die Entdeckung der signierten
steinplastiken des Falkensteiner Kreuzweg
das künstlerische Werk Pfaundlers dar.
darf hier keiner Zuschreibungen und Ver
gen, da insgesamt fünf Plastiken signier
Säule der Geißelungsgruppe (Abb. 2):
NAND PFAVNDLER SCVLPSIP; Christi.
Dornenkrönung; F. P. S.; Simon der Krt
gung: F. P. SCVLPS.; Veronika: F. P. 5.;
von Arimathäa; FERD: PFAVD: SCVLP.
Bereits im 17. Jahrhundert strömten die C
gen der näheren und ferneren Umgebung
Falkenstein, um in der Karwoche vor den
turen Pfaundlers ihre Kreuzwegandacht 2
ten. Einem glücklichen Umstand ist es 2
danken, daß sich eine frühe Andacht in
Kreuzwegbüchlein von 1743 erhalten hat, c
Kurtzböck in Wien für den sogenannter
ckensteinerischen Creutz-Berg" gedruckt v
war (Abb. 1). Das 56 Seiten umfassende
lein enthält sechs ganzseitige Illustration:
Kreuzwegthema sowie neun „Klag- oder '
Liedlein" und zahlreiche „andächtige Gel
Der Text dieser Lieder und Gebete ist sc
niederösterreichischen Raum nirgends nai
bar. Dieses Falkensteiner Kreuzwegbüchlei
te bis 1854 in Verwendung gewesen sein
um diese Zeit wurde die Kreuzweganla
weitert und ein völlig neuer Text mit
Liedern eingeführt, der sich in den Falk
ner Kreuzwegandachten bis heute erhalte
lm nördlichen Weinviertel sind außer in l
stein Skulpturen aus dem Themenkreis des
weges (17. und 18. Jahrhundert) auch in
bach, Poysdorf, Wilfersdorf, Retz und Egg
erhalten, weiter südlich die Anlage von
berg, die jedoch anders als die oben gen
Kreuzwege gestaltet ist; darüber hinaus
nach zahlreiche Kreuzigungsgruppen, u.