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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 144)

Notizen 
 
Aachen - Neue Galerie 
Belgien: Junge Künstler l (22. 11.-28. 12. 1975). 
In Zusammenarbeit mit den Ministerien für Kultur 
beider Länder kam unter obigem Titel eine Aus- 
stellung zustande, die Jacques Charlier, Alain 
D'Hooghe, Filip Francis, Jacques Lizene, Bernd 
Lohaus, Mass Moving, Jaques-Louis Nyst, Henri 
Pousseur, Philippe van Snik und Marthe Wery als 
Vertreter der iungen Künstlergarde Belgiens reprä- 
sentierte. Man warf naturgemäß die Frage auf, 
inwieweit diese auf verhältnismäßig engem Raum 
und im Schatten der Delvaux, Ensor, Magritte und 
Permeke reüssieren können. Die Neue Galerie tat 
das lhrige, um die moderne „belgische" Situation 
darzulegen. Wolfgang Becker erklärte am Er- 
öffnungstag die Ausstellung. Einer der Künstler, 
Alain D'Haoghe, drehte den Film „L'Art de 
l'Avantgarde", der täglich und auf besonderen 
Wunsch lief. Im Rahmenprogramm weitere belgi- 
sche Amateurfilme, musikalische Darbietungen aus 
dem „Centre de Recherches musicales de la 
Wallonie", Liege, und der Versuch, mit Lesungen 
aus der belgischen Dichtung der Gegenwart zum 
belgischen Selbstverständnis zu gelangen. Aus dem 
übrigen Programm: 
Fünf Ausstellungen (20. 11.-IG. 12. 1975) der Inter- 
essengemeinschaft bildender Künstler Aachens, ein 
großer Weihnachtsbasar, im Atrium ein Abend mit 
Gedichten und Geschichten des Aachener Publikums 
unter dem Motto „Das Machen schlechter Gedichte 
ist noch viel beglückender als das Lesen der aller- 
schönsten", das meinte kein Geringerer als Hermann 
Hesse. Unter den Faits divers: Vorträge, weitere 
Ausstellungen, Filme u. a. m. 
Düsseldorf - Hetiens-Museum 
Im Deutschen Keramikmuseum hielt Karl Gantner 
den Lichtbildervortrag „Malta und seine Steinzeit- 
kulturen" (26. I1. 1975). In den WechselausstelIun- 
gen zur zeitgenössischen Kunst der Keramik präsen- 
tierte man vom 8. bis 30. 11. 1975 Poh Chap Yeap, 
England, einen Malaysier, der im besonderen die 
historische Keramik der Koryo-Dynastie schätzt, 
wie er den zeitgenössischen Töpfern Lucie Rie und 
Hans Coper seine Achtung bezeugt. Als nächsten 
in dieser Reihe präsentierte man Johan van Loon, 
Niederlande, einen Rotterdamer, der die Amster- 
damer Rietveld-Akademie absolvierte, bei Lucie Rie 
und Stig Lindberg arbeitete und 1965 in Hengelo 
eine eigene Werkstatt gründete. Lcon ist Dozent 
an der Akademie für bildende Kunst in Enschede. 
Düsseldorf - Galerie Vömel 
Einen bemerkenswerten Naiven zeigte man hier im 
November und Dezember 1975. Jan Balet, Bremer, 
1913 geboren, Absolvent der Kunstgewerbeschulen 
München und Berlin und der Akademie München, 
hier unter Olaf Gulbransson. Dessen Einfluß auf 
den Künstler ist kaum übersehbar, der nach der 
Emigration ab 1965 in München, von 1973 an in 
Frankreich lebt. In Balets streng horizontal ge- 
bauten Bildern offenbart sich einer, der einer 
kultivierten Nostalgie huldigt. Und da ist „La 
France" ein unerschöpfliches Reservat, mit seinen 
lebboren im Gestern erstarrten lmaginationen. Ein 
Schuß Sarkasmus und feine Züge menschlicher 
Hintergründigkeit verleihen seinen Schöpfungen 
einen Grad, der ihn aus den naiv-hypertraphen 
Bauernmalereien deutlich herausragen läßt (Abb. 1). 
Duisburg - Wilhelm-Lehmbruck-Museum 
Mona Lisa, und immer wieder Mona Lisa. Anfang 
dieses Jahres fand hier unter dem Titel „Mona 
Lisa im 20. Jahrhundert" eine Ausstellung an Hand 
von 30 ausgewählten Kunstwerken statt. Siegfried 
Salzmann folgt mit ihr dem Trend der modernen 
Kunst, Meisterwerke alter Kunst zu zitieren. Er 
meint: „Dieses Phänomen ist besonders aufsdtluß- 
reich und wichtig, weil sich ein neues Verhältnis 
zur überlieferten Bildwelt ablesen lößt". Die klassi- 
sche Verfremdung der Mona Lisa wird einerseits 
durdi Dudiamp, Leger, Dali, Magritte und ander- 
seits durch iüngere Künstler wie Saskia de Boer, 
Plessis und den Wiener Stenvert belegt. Vor dieser 
Austellung startete man einen weiteren Versuch, in 
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einer Art Vorschule des Sehens mit Dias und Texten 
dem Publikum bei der Entdeckung und „Enträtse- 
lung" von Kunstwerken auf die Sprünge zu helfen. 
Nach Giacomettis „Der Wald" und den „Zehn 
Köpfen" war es diesmal Bert Gerresheims „Kleines 
Emmaus-Ensemble", 1972. Diese mit Religiösem und 
Erotischem geradezu aufgespeicherten drei Kleinst- 
plastiken aus versilberter Bronze, iede kaum größer 
als eine Hand, füllten mit ihren reichen Aussage- 
werten und ihrer Realitütsbezüglichkeit doch den 
ganzen Raum (Abb. 7, 3). 
EsslingenlRegensburg - Die Künstler- 
gilde e. V. 
Verleihung des Lovis-Corinth-Preises 1975 am 23. 11. 
1975 in Regensburg. Preisträger ist der Berliner 
Bildhauer Prof. Bernhard Heiliger (1915 geb. in 
Stettin). Die feierliche Überreichung des vom Bun- 
desministerium für lnneres mit DM 10.000.- dotierten 
Preises erfolgte im Großen Saal der Ostdeutschen 
Galerie Regensburg. Erstmals konnten 1975 auch 
durch Dotierung aller Bundesländer zwei Ehrenga- 
ben verliehen werden. Diese erhielten mit ie 
DM 4000- der Maler und Grafiker Horst Skodlerrak, 
Travemünde (1920 geb. in Jugnaten, Memel), und 
der Maler, Grafiker und Obiektkünstler Hans-Al- 
bert Walter, Düsseldorf (1925 geb. in Kolberg). Den 
zum ersten Mal 1974 verliehenen Lovis-Corinth- 
Preis erhielt bekanntlich Prof. Karl Schmidt-Rattluff. 
Die Werke der Preiströger1975 waren vom 11. bis 
30. 11. 1975 in der Galerie ausgestellt. 
FrankfurtlMain - Museum für 
Kunsthandwerk 
Art Deco aus Frankreich. Lyaner Seiden von 
Francois Ducharne, Zeichnungen von Michael 
Dubost und dem Zeichenatelier Ducharne. Diese 
Ausstellung im Rahmen der partnerschaftlichen Be- 
ziehungen zwischen Frankfurt am Main und Lyon 
war hier vom 19. 11. 1975 bis 18. 1. 1976 im 
Karmeliterkloster zu Gast. Eine interessante Schau, 
um so mehr, als es sich Frankreich angelegen sein 
lößt, seine reichen Kapitalien aus der Jugendstil- 
epoche bewußt zu schätzen und zu behüten. 
London - Franses of Piccadilly 
„Contemporary Tapestries des West Dean Callege", 
Sussex, zeigte die hiesige Companv in der zweiten 
Oktoberhülfte 1975. Wir zeigen daraus eines der 
Werke mit dem Titel „Oiseaux de Mer" von David 
Clarke (Abb. 4). 
MarylandlWien - Galerie Blutgasse 
Ivan Valtchev aus den USA, Marvland, war hier mit 
Arbeiten in Mischtechnik und Grafiken vom 10. bis 
30. I1. 1975 zu sehen. Seine Thematik reicht zurück 
bis in die Antike, die er in lavierend-dessinatori- 
scher Technik abwahdelt (Abb. 5). 
München - Stadtmuseum und Villa Stuck 
„Plakate in München 1840-1940." Mit dieser so gar 
nicht groß als IOO-Jahr-Schau angekündigten Doku- 
mentation zu Geschichte und Wesen des Plakats in 
München konnte das Stadtmuseum aus eigenen 
Beständen auch Geschichte und Wesen der Stadt 
München demonstrieren. Wer in neuerer Zeit die 
Plakate der modernen Institutionen auch im Museal- 
bereich registrierte, weiß um die Generallinie und 
grafische Prägnanz derselben, die Zeugnis ablegen 
für die richtige Einschätzung der Bedeutung des 
Plakates als Kulturträger (Oktober 1975, Eröffnung 
15. 10. 1975). 
„Art Deco - Schmuck und Büdier aus Frankreich." 
Gleich der Schau in Frankfurt am Main ein weiterer 
Kulturexport aus den so bezeichnenden Anfängen 
des Jahrhunderts, gleichfalls aus Frankreich. Die 
Münchner Stuck-Villa, mit dem Stuck-Jugendstil- 
Verein, zeigte diese von einem umfassenden wis- 
senschaftlich bearbeiteten Katalog begleitete Aus- 
Stellung vom 16. 9. bis 16. 11. 1975 in ihrem Mu- 
seum in der Prinzregentenstraße 60. 
Mönchengladbach - Kunstkammer Köster 
Ein Festival moderner Keramik bot sich hier ver- 
gangenen Herbst, als Paul Küster das zehniährige 
Bestehen seiner permanenten Demonstrationen zeit- 
genässischer Keramik mittels einer umfassen- 
Ausstellung feierte. Das Verdienst Kösters isl 
hoch genug einzuschätzen, wenn man bedenl 
welchen Schwierigkeiten solche Vorhaben au 
sind. Und es scheint wie ein Wunder, daß de 
Weg, den er besdnritt, so gut war, daß man l 
einen echten Aufschwung registrieren kann. S 
versammelte er denn den illustren Kreis „seii 
europäischen Keramikkünstler, 30 an der Z 
rund 160 Obiekten), die er quasi seit 1966 ai 
hält. Paul Kösters angeborene „Keramiknatu 
lektiert und fördert nach strengen Kriterien. l 
den deutschen Bereich hinaus bereitet er der 
stärker reüssierenden künstlerischen Keramik 
international fruchtbaren Baden. In dieser ec 
päischen Elitetruppe haben sich Österreichs I 
Gerda Spurey fest "etabliert, sie brachten au: 
spezifische Note mittels ihrer weißglasierte 
willigen Formkärper in diese feierliche Dem: 
stration. An bekannteren Namen waren dabi 
Asshofs, Chapallaz, Coper, Crausaz, Defrc 
Dudrworth, Fournier, Heinrich, Kuhn, Lamber 
Leach, Newman, Pearsan, Rie, Scheid u. a. N 
kann Klöster für das zweite Dezennium nich 
wünschen als das, was er schon im ersten so 
bar hatte und sicher auch im zweiten haben 
Erfolg und die Entdeckung weiterer Keramikl 
peramente. 
Nürnberg - Kunsthalle und Pilatushai 
Im letzten Quartal 1975 konnte Direktor Curt 
sein Publikum mit einer interessanten Ausste 
erfreuen. Vam 25. 10. bis 30. 11. holte er aus 
Niederlanden die Doppelschau „Elementarl 
zeitgenössischer Malerei und Zeidienkunst ir 
Niederlanden" und „Moderner Schmuck aus 
Niederlanden". Die Albrecht-Dürer-Gesellscl 
anstaltete im Pilatushaus vom 15. 11. bis 2A 
Ausstellung „Shunga - Meisterwerke der erc 
Kunst Japans" (Abb. 6]. 
Oftawa - National Gallery of Canad 
Die National Gallery achtete stets darauf, p 
filierte Könner für ihre Grafikwerke sowie d 
stellung ihrer Kataloge und Kunstbücher zu 
winnen. 1975 wurde hierfür, um dieses Bemül 
noch stärker zu unterstreichen, erstmals ein 
von drei Preisen ausgesetzt. 
Ein Werk Salvadore Dalis ist als erstes surre 
Gemälde in die Sammlung der Gallery aufg- 
men worden. Sein Titel „Gala and the Angel 
Millet immediately preceding the arrival oft 
conic anamorphases", entstanden 1933. Neb 
Pflege und Förderung kanadischer Kunst unc 
ler werden weiter die europäischen Verbindi 
gepflogen: „Henri Matisse", eine Analyse i 
Malerei, Skulptur und Grafik erfolgte im Ral 
einer Exhibitian, die diesem als einem der si 
kantesten Künstler des 20. Jahrhunderts im S 
herbst 1975 gewidmet war. Eine der profilier 
Persönlichkeiten als Verfasser von Kunstbüch 
und im internationalen Kunstleben holte m: 
mit Sir John Pope-Henessy, Direktor des Brit 
Museum, der am 9. 10. über den Renaissance 
hauer Lucca della Robbia einen Vortrag hiel 
übrigen das dichte Programm der Gallery, k- 
ohne Aktivität! (Abb. 7) 
Paris - Galerien „Theatre oblique" ur 
„Regards" 
Den in Frankreich so gut wie kaum bekannt 
Plattner wollte die Galerie „Theatre Oblique 
zwei Ausstellungen seines grafischen Werke: 
zember1975 und Jänner 1976 entdecken helft 
Plattners flächig angelegte, mit feinstem Föll 
un_d Runzelduklus angereicherte Grafiken oft 
ren Wesen, denen visionäre, magische Grun- 
ein ganz eigenwilliges Leben - dem Bresthal 
stark kritischen Assoziationen anhaftet - ver 
hen (Abb. B]. 
Zechyrs drohende, aus dem Himmel fallende 
Maschinenmonster wurden vergangenen Her 
der Galerie „Regards" dem Pariser Publikur 
zeigt. Der in seiner Art stupende „Techniker' 
Zechyr beeindrudrt mehr und mehr durch Sl
	        
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