Notizen
Aachen - Neue Galerie
Belgien: Junge Künstler l (22. 11.-28. 12. 1975).
In Zusammenarbeit mit den Ministerien für Kultur
beider Länder kam unter obigem Titel eine Aus-
stellung zustande, die Jacques Charlier, Alain
D'Hooghe, Filip Francis, Jacques Lizene, Bernd
Lohaus, Mass Moving, Jaques-Louis Nyst, Henri
Pousseur, Philippe van Snik und Marthe Wery als
Vertreter der iungen Künstlergarde Belgiens reprä-
sentierte. Man warf naturgemäß die Frage auf,
inwieweit diese auf verhältnismäßig engem Raum
und im Schatten der Delvaux, Ensor, Magritte und
Permeke reüssieren können. Die Neue Galerie tat
das lhrige, um die moderne „belgische" Situation
darzulegen. Wolfgang Becker erklärte am Er-
öffnungstag die Ausstellung. Einer der Künstler,
Alain D'Haoghe, drehte den Film „L'Art de
l'Avantgarde", der täglich und auf besonderen
Wunsch lief. Im Rahmenprogramm weitere belgi-
sche Amateurfilme, musikalische Darbietungen aus
dem „Centre de Recherches musicales de la
Wallonie", Liege, und der Versuch, mit Lesungen
aus der belgischen Dichtung der Gegenwart zum
belgischen Selbstverständnis zu gelangen. Aus dem
übrigen Programm:
Fünf Ausstellungen (20. 11.-IG. 12. 1975) der Inter-
essengemeinschaft bildender Künstler Aachens, ein
großer Weihnachtsbasar, im Atrium ein Abend mit
Gedichten und Geschichten des Aachener Publikums
unter dem Motto „Das Machen schlechter Gedichte
ist noch viel beglückender als das Lesen der aller-
schönsten", das meinte kein Geringerer als Hermann
Hesse. Unter den Faits divers: Vorträge, weitere
Ausstellungen, Filme u. a. m.
Düsseldorf - Hetiens-Museum
Im Deutschen Keramikmuseum hielt Karl Gantner
den Lichtbildervortrag „Malta und seine Steinzeit-
kulturen" (26. I1. 1975). In den WechselausstelIun-
gen zur zeitgenössischen Kunst der Keramik präsen-
tierte man vom 8. bis 30. 11. 1975 Poh Chap Yeap,
England, einen Malaysier, der im besonderen die
historische Keramik der Koryo-Dynastie schätzt,
wie er den zeitgenössischen Töpfern Lucie Rie und
Hans Coper seine Achtung bezeugt. Als nächsten
in dieser Reihe präsentierte man Johan van Loon,
Niederlande, einen Rotterdamer, der die Amster-
damer Rietveld-Akademie absolvierte, bei Lucie Rie
und Stig Lindberg arbeitete und 1965 in Hengelo
eine eigene Werkstatt gründete. Lcon ist Dozent
an der Akademie für bildende Kunst in Enschede.
Düsseldorf - Galerie Vömel
Einen bemerkenswerten Naiven zeigte man hier im
November und Dezember 1975. Jan Balet, Bremer,
1913 geboren, Absolvent der Kunstgewerbeschulen
München und Berlin und der Akademie München,
hier unter Olaf Gulbransson. Dessen Einfluß auf
den Künstler ist kaum übersehbar, der nach der
Emigration ab 1965 in München, von 1973 an in
Frankreich lebt. In Balets streng horizontal ge-
bauten Bildern offenbart sich einer, der einer
kultivierten Nostalgie huldigt. Und da ist „La
France" ein unerschöpfliches Reservat, mit seinen
lebboren im Gestern erstarrten lmaginationen. Ein
Schuß Sarkasmus und feine Züge menschlicher
Hintergründigkeit verleihen seinen Schöpfungen
einen Grad, der ihn aus den naiv-hypertraphen
Bauernmalereien deutlich herausragen läßt (Abb. 1).
Duisburg - Wilhelm-Lehmbruck-Museum
Mona Lisa, und immer wieder Mona Lisa. Anfang
dieses Jahres fand hier unter dem Titel „Mona
Lisa im 20. Jahrhundert" eine Ausstellung an Hand
von 30 ausgewählten Kunstwerken statt. Siegfried
Salzmann folgt mit ihr dem Trend der modernen
Kunst, Meisterwerke alter Kunst zu zitieren. Er
meint: „Dieses Phänomen ist besonders aufsdtluß-
reich und wichtig, weil sich ein neues Verhältnis
zur überlieferten Bildwelt ablesen lößt". Die klassi-
sche Verfremdung der Mona Lisa wird einerseits
durdi Dudiamp, Leger, Dali, Magritte und ander-
seits durch iüngere Künstler wie Saskia de Boer,
Plessis und den Wiener Stenvert belegt. Vor dieser
Austellung startete man einen weiteren Versuch, in
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einer Art Vorschule des Sehens mit Dias und Texten
dem Publikum bei der Entdeckung und „Enträtse-
lung" von Kunstwerken auf die Sprünge zu helfen.
Nach Giacomettis „Der Wald" und den „Zehn
Köpfen" war es diesmal Bert Gerresheims „Kleines
Emmaus-Ensemble", 1972. Diese mit Religiösem und
Erotischem geradezu aufgespeicherten drei Kleinst-
plastiken aus versilberter Bronze, iede kaum größer
als eine Hand, füllten mit ihren reichen Aussage-
werten und ihrer Realitütsbezüglichkeit doch den
ganzen Raum (Abb. 7, 3).
EsslingenlRegensburg - Die Künstler-
gilde e. V.
Verleihung des Lovis-Corinth-Preises 1975 am 23. 11.
1975 in Regensburg. Preisträger ist der Berliner
Bildhauer Prof. Bernhard Heiliger (1915 geb. in
Stettin). Die feierliche Überreichung des vom Bun-
desministerium für lnneres mit DM 10.000.- dotierten
Preises erfolgte im Großen Saal der Ostdeutschen
Galerie Regensburg. Erstmals konnten 1975 auch
durch Dotierung aller Bundesländer zwei Ehrenga-
ben verliehen werden. Diese erhielten mit ie
DM 4000- der Maler und Grafiker Horst Skodlerrak,
Travemünde (1920 geb. in Jugnaten, Memel), und
der Maler, Grafiker und Obiektkünstler Hans-Al-
bert Walter, Düsseldorf (1925 geb. in Kolberg). Den
zum ersten Mal 1974 verliehenen Lovis-Corinth-
Preis erhielt bekanntlich Prof. Karl Schmidt-Rattluff.
Die Werke der Preiströger1975 waren vom 11. bis
30. 11. 1975 in der Galerie ausgestellt.
FrankfurtlMain - Museum für
Kunsthandwerk
Art Deco aus Frankreich. Lyaner Seiden von
Francois Ducharne, Zeichnungen von Michael
Dubost und dem Zeichenatelier Ducharne. Diese
Ausstellung im Rahmen der partnerschaftlichen Be-
ziehungen zwischen Frankfurt am Main und Lyon
war hier vom 19. 11. 1975 bis 18. 1. 1976 im
Karmeliterkloster zu Gast. Eine interessante Schau,
um so mehr, als es sich Frankreich angelegen sein
lößt, seine reichen Kapitalien aus der Jugendstil-
epoche bewußt zu schätzen und zu behüten.
London - Franses of Piccadilly
„Contemporary Tapestries des West Dean Callege",
Sussex, zeigte die hiesige Companv in der zweiten
Oktoberhülfte 1975. Wir zeigen daraus eines der
Werke mit dem Titel „Oiseaux de Mer" von David
Clarke (Abb. 4).
MarylandlWien - Galerie Blutgasse
Ivan Valtchev aus den USA, Marvland, war hier mit
Arbeiten in Mischtechnik und Grafiken vom 10. bis
30. I1. 1975 zu sehen. Seine Thematik reicht zurück
bis in die Antike, die er in lavierend-dessinatori-
scher Technik abwahdelt (Abb. 5).
München - Stadtmuseum und Villa Stuck
„Plakate in München 1840-1940." Mit dieser so gar
nicht groß als IOO-Jahr-Schau angekündigten Doku-
mentation zu Geschichte und Wesen des Plakats in
München konnte das Stadtmuseum aus eigenen
Beständen auch Geschichte und Wesen der Stadt
München demonstrieren. Wer in neuerer Zeit die
Plakate der modernen Institutionen auch im Museal-
bereich registrierte, weiß um die Generallinie und
grafische Prägnanz derselben, die Zeugnis ablegen
für die richtige Einschätzung der Bedeutung des
Plakates als Kulturträger (Oktober 1975, Eröffnung
15. 10. 1975).
„Art Deco - Schmuck und Büdier aus Frankreich."
Gleich der Schau in Frankfurt am Main ein weiterer
Kulturexport aus den so bezeichnenden Anfängen
des Jahrhunderts, gleichfalls aus Frankreich. Die
Münchner Stuck-Villa, mit dem Stuck-Jugendstil-
Verein, zeigte diese von einem umfassenden wis-
senschaftlich bearbeiteten Katalog begleitete Aus-
Stellung vom 16. 9. bis 16. 11. 1975 in ihrem Mu-
seum in der Prinzregentenstraße 60.
Mönchengladbach - Kunstkammer Köster
Ein Festival moderner Keramik bot sich hier ver-
gangenen Herbst, als Paul Küster das zehniährige
Bestehen seiner permanenten Demonstrationen zeit-
genässischer Keramik mittels einer umfassen-
Ausstellung feierte. Das Verdienst Kösters isl
hoch genug einzuschätzen, wenn man bedenl
welchen Schwierigkeiten solche Vorhaben au
sind. Und es scheint wie ein Wunder, daß de
Weg, den er besdnritt, so gut war, daß man l
einen echten Aufschwung registrieren kann. S
versammelte er denn den illustren Kreis „seii
europäischen Keramikkünstler, 30 an der Z
rund 160 Obiekten), die er quasi seit 1966 ai
hält. Paul Kösters angeborene „Keramiknatu
lektiert und fördert nach strengen Kriterien. l
den deutschen Bereich hinaus bereitet er der
stärker reüssierenden künstlerischen Keramik
international fruchtbaren Baden. In dieser ec
päischen Elitetruppe haben sich Österreichs I
Gerda Spurey fest "etabliert, sie brachten au:
spezifische Note mittels ihrer weißglasierte
willigen Formkärper in diese feierliche Dem:
stration. An bekannteren Namen waren dabi
Asshofs, Chapallaz, Coper, Crausaz, Defrc
Dudrworth, Fournier, Heinrich, Kuhn, Lamber
Leach, Newman, Pearsan, Rie, Scheid u. a. N
kann Klöster für das zweite Dezennium nich
wünschen als das, was er schon im ersten so
bar hatte und sicher auch im zweiten haben
Erfolg und die Entdeckung weiterer Keramikl
peramente.
Nürnberg - Kunsthalle und Pilatushai
Im letzten Quartal 1975 konnte Direktor Curt
sein Publikum mit einer interessanten Ausste
erfreuen. Vam 25. 10. bis 30. 11. holte er aus
Niederlanden die Doppelschau „Elementarl
zeitgenössischer Malerei und Zeidienkunst ir
Niederlanden" und „Moderner Schmuck aus
Niederlanden". Die Albrecht-Dürer-Gesellscl
anstaltete im Pilatushaus vom 15. 11. bis 2A
Ausstellung „Shunga - Meisterwerke der erc
Kunst Japans" (Abb. 6].
Oftawa - National Gallery of Canad
Die National Gallery achtete stets darauf, p
filierte Könner für ihre Grafikwerke sowie d
stellung ihrer Kataloge und Kunstbücher zu
winnen. 1975 wurde hierfür, um dieses Bemül
noch stärker zu unterstreichen, erstmals ein
von drei Preisen ausgesetzt.
Ein Werk Salvadore Dalis ist als erstes surre
Gemälde in die Sammlung der Gallery aufg-
men worden. Sein Titel „Gala and the Angel
Millet immediately preceding the arrival oft
conic anamorphases", entstanden 1933. Neb
Pflege und Förderung kanadischer Kunst unc
ler werden weiter die europäischen Verbindi
gepflogen: „Henri Matisse", eine Analyse i
Malerei, Skulptur und Grafik erfolgte im Ral
einer Exhibitian, die diesem als einem der si
kantesten Künstler des 20. Jahrhunderts im S
herbst 1975 gewidmet war. Eine der profilier
Persönlichkeiten als Verfasser von Kunstbüch
und im internationalen Kunstleben holte m:
mit Sir John Pope-Henessy, Direktor des Brit
Museum, der am 9. 10. über den Renaissance
hauer Lucca della Robbia einen Vortrag hiel
übrigen das dichte Programm der Gallery, k-
ohne Aktivität! (Abb. 7)
Paris - Galerien „Theatre oblique" ur
„Regards"
Den in Frankreich so gut wie kaum bekannt
Plattner wollte die Galerie „Theatre Oblique
zwei Ausstellungen seines grafischen Werke:
zember1975 und Jänner 1976 entdecken helft
Plattners flächig angelegte, mit feinstem Föll
un_d Runzelduklus angereicherte Grafiken oft
ren Wesen, denen visionäre, magische Grun-
ein ganz eigenwilliges Leben - dem Bresthal
stark kritischen Assoziationen anhaftet - ver
hen (Abb. B].
Zechyrs drohende, aus dem Himmel fallende
Maschinenmonster wurden vergangenen Her
der Galerie „Regards" dem Pariser Publikur
zeigt. Der in seiner Art stupende „Techniker'
Zechyr beeindrudrt mehr und mehr durch Sl