MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 144)

..- 
1 
. 
I. 
." 
. 
r 
4 
ä 
4 
a 
a 
.- 
v 
f 
g... "h... r4IVVÄN n"... an. 
und Raute beruht. Die Zeit des Tastens war damit 
vorbei; die gefundenen Formen wurden in den 
nächsten 300 Jahren nicht mehr wesentlich ver- 
ändert. 
Nicht nur über diese Geschichte des anatalischen 
Teppichs, sandern auch über die vielen Knüpfgebiete 
der letzten T00 Jahre in West-, Zentral- und Ost- 
anatolien gibt ein umfangreiches und vorzüglich 
gedrucktes Buch' Auskunft, welches im Herbst T975 
im Münchner Prestel-Verlag erschienen ist. lm Autor 
des Werkes, J. lten-Maritz aus Zürich, wird der 
Leser einem versierten Fachmann begegnen, der im 
Laufe der Jahre seiner Einkaufstätigkeit für 
europäische Firmen nicht nur alle wichtigen Museen 
in der Türkei besucht hat und monatelang bis in die 
entferntesten Gegenden des Landes gereist ist, 
um sich an Ort und Stelle über die gegenwärtige 
Teppichherstellung und ihre Geschichte zu informie- 
ren. Während der iahrelangen Vorbereitung für 
dieses Buch hat der Verfasser auch viele schöne 
und arttypische Beispiele aller wichtigen Knüpfereien 
gesammelt; T24 Stück dieser Sammlung sind am 
l. Oktober 1975 bei Weinmüller in München ver- 
steigert worden (unsere Abbildungen zeigen einige 
Beispiele davon. lten-Maritz schrieb im Vorwort: „Auf 
meinen vielen und ausgedehnten Streifzügen durch 
die Weiten Anatoliens und bei der Begegnung mit 
den Knüpfern ist mir vieles um diesen Teppich be- 
greiflich geworden: Warum hier florale, dort 
geometrische Motive vorherrschen, warum in dem 
einen Dorf noch mit Wurzeln, Stauden und Blättern 
gefärbt wird und warum im Dorf nebenan das 
Chemische Eingang fand. Warum hier mehr, dort 
weniger Gebetsmuster geknüpft werden. Oder 
warum uns in der einen Region feine Kompositionen 
begegnen und in der anderen eine derbe 
bäuerliche Kunst." 
Aus diesem Grunde handeln auch die einführenden 
Kapitel über „Das Material" und „Vom Färben", 
„Vom Entwurf zum Bild des Teppichs" und „Vom 
Knüpfen und Weben", alles Dinge, die in manchem 
betont wissenschaftlichen Werk kaum erwähnt 
werden. Vor allem befaßt sich lten-Maritz nicht nur, 
wie schon erwähnt, mit den Knüpfgebieten, sondern 
sehr eingehend mit allen einzelnen Knüpfereien: 
Jeweils ein einzelner arttypischer Teppich wird 
genau beschrieben und farbig abgebildet, auf 
Charakteristika der Art hingewiesen. 
Hier ist nicht Raum, auf alle diese Dinge ein- 
zugehen. Nur eines: lten-Maritz beschäftigt sich 
ausführlich mit der Frage, ob bei der Bezeichnung 
„echter Teppich" zum Prädikat „echt" auch die 
echte Einfärbung gehört, das heißt die handwerk- 
liche Farbzubereitung mit organischen Stoffen ohne 
ieden industriellen Vorgang und ohne ieden Zusatz 
von Chemikalien. lten-Maritz macht darauf aufmerk- 
sam, daß eine solche „Farmel" heute in der Zeit 
hochwertiger synthetischer Produkte wie Chrom- 
farbstoffen, Metallkomplexfarbstoffen oder gar den 
auf Wallfasern besonders nuanciert reagierenden 
Küpenfarbstoffen kaum mehr Gültigkeit hat, ia daß 
selbst Experten kaum nach in der Lage sind, hier 
einen Unterschied zu den Naturfarben zu erkennen. 
Besondere Erfolge in der naturwissenschaftlichen, 
letztlich durch die enorme quantitative Heraus- 
forderung des europäischen Bedarfs bedingten 
Herstellung von organischen Farbstoffen [und zwar 
auf der Basis von Mikroorganismen] konnten etwa 
die Institute der Arya-Mehr-Universität von Teheran 
verzeichnen. 
Doch die Chemikalien sind teuer. Und die Wurzeln 
und Blätter, die am Weg wachsen, kosten nichts in 
den eindrucksvollen Weiten Anatoliens, in denen 
manchmal auf hundert Kilometer nur ein einziger 
Hof steht. Es mag also ein gewisser Trost für die 
vielen Freunde des anatalischen Teppichs sein, 
daß heute noch viel öfters als angenommen in der 
herkömmlichen Weise eingefärbt wird, daß noch 
viele Märchen des Orients geknüpft und gewebt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.