des Baracks unterschieden. Nimmt der barocke
Künstler die Person vergangener Zeit voll in
seine eigene auf, gewandet sie im Kostüm sei-
ner Tage und stellt sie in iene Pose, wie es her-
vorrogenden Persönlichkeiten des 18. Jahrhun-
derts geziemt, so versucht sich der Porträtist des
19. Jahrhunderts unter Autbringung all seiner
Phantasie in die Zeit, zu der die von ihm ge-
malte Person gelebt hatte, zurückzuversetzen.
1785 entstand das Porträt Leopolds, das der
„Kremser Schmidt" gemalt hatte, 1847 das des
Theodor Petter (Abb. 10). Nur diese 60 Jahre
trennen die beiden Reprösentationsbilder des
Gründers von Lilienfeld, und doch ist eine Kluft
zwischen ihnen, so tief, daß das barocke Bild
[enem der gotischen Glasfenster der Pfarrkirche
von Steyr näher ist als dem des 19. Jahrhun-
derts. War bisher im Vordergrund der postumen
Partratmalerei der Wunsch nach dem Lebendig-
halten des Gedächtnisses einer Person gestan-
den, so ist es nun das Verlangen nach ihrer
Wiederbelebung in der Art, wie man sich im
19. Jahrhundert das ideale Mittelalter erträumte.
Sa wird die einzelne Figur nicht zum Inhalt und
der Mitte eines Reprösentationsbildes, sondern
ist Zentrum eines Bühnenbildes. Vor einer knor-
rigen Eiche steht daher Leopold auf Petters Bild,
seinen Hermelinmantel an ihren Stamm gewor-
fen, er selbst im Harnisch und blauen babenber-
gischen Adler-Wapperirock - obwohl man zu
seiner Zeit doch schon das Wappen von Neu-
14
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bmune HSW "mrähwt "" P09?"SCh"'"d'ß Smne- dälEiJirg Gewerbe, was. UllLeinwand?69x85 cm. 16 Carl Rahl, Karl der Große befreit Österreich
der Bart ist martialisch. lm Hintergrund die ro- Wien, Österreichische Galerie 4 _von den Awaren, 1853X}Vl_3leis_tOittzeich_n;i'_rig,h Fegei
mcnnsche Landschaft von Liliemreldy 15 Carl Rahl, Friedrich ll. besiegt die Mongolen, ilrgriBeraun, 611x119 cm. ien, sterreic ISC e a-
Man war in Österreich rasch zu einer nationalen l5
Kunst gekommen, wofür sicherlich die 1804 voll-
zogene Umwandlung des Staates zu einem rela-
tiv eigenständigen österreichischen Kaiserreich
von Bedeutung gewesen ist. Zumindest hat man
sich nun auch auf die Anfänge eines österreichi-
schen Staatsgefüges besinnen müssen - und kam
auf die Zeit der babenbergischen Herrschaft".
Dem politischen Programm und der politischen
Verantwortung des 19. Jahrhunderts aber ent-
sprach die bildliche Wiedergabe der historischen
Szene. ldealportröts entstanden nur vereinzelt,
und wenn, so im Zusammenhang mit einer Lokal-
traditian. Um so mehr aber pflog man das Bild
des Herrschers, verbunden mit dem Aufzeigen
einer von seinen Taten, die dem Vaterländischen
Wohle dienlich waren. Aufgabe dieser histori-
schen Szenen war es, der politischen Propaganda
zu dienen, eine enge und vertraute Beziehung
zwischen dem Monarchen und dem Bürger her-
zustellen, da doch die Monarchie des 19. Jahr-
hunderts gezwungen gewesen war, des Bürger-
tumes als der neu heraufkammenden Macht
sicher zu sein. Ein ldealbeispiel für diese Form
der propagandistischen vaterländischen Kunst ist
das Bild des Leander Ruß von 1836, „Leopold VI.
Öffnet den Wiener Bürgern seine Schätze zur
Förderung van Handel und Gewerbe" (Abbil-
dung 14). Unmittelbar nach der ersten
großen Revolution in Frankreich will es durch
das Thema einer eventuell in Wien aufkommen-
den revolutionären ldee den Wind aus den
Segeln nehmen. Der Herrscher wird als Wohl-
täter der Bürger gezeigt, wodurch diese nicht
mehr die Notwendigkeit haben, sich gegen den
Fürsten einzustellen. Insgesamt ist die Komposi-
tion des Bildes aus der deutschen Romantik be-
zogen, die räumlichen Mittel und architektoni-
schen Details aus dem Klassizismus, Kostüme
und Physiognomien aus dem Altdeutsch-Bürger-
lichen und dem Raffaelitischen, die Art der Mi-
lieuschilderung aber ergibt ein bürgerliches Bild
mit Situationen wie bei Feridi oder Danhauser.
Die Details sind ebenso wahllos aus verschiede-
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