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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 146)

Inge Dick 
 
Nach dem erfolgreichen Abschluß der Modeschule 
Hetzendorf (Ledergalanterie) studierte die 1941 
geborene Wienerin lnge Dick auf der Hochschule 
für angewandte Kunst bei Praf. Herberth 
Gebrauchsgraphik. Mit der Malerei beschäftigt sie 
sich freilich schon seit ihrer Kindheit in immer neuen 
Ansätzen. 
Das Blumenstilleben war einer der Ausgangspunkte 
ihres Schaffens, und zu Blumen findet sie heute in 
ihrer graphischen Gestaltung auch immer wieder 
zurück. Wie sehr hat sich aber ihre Diktion seit 
ienen frühen Blumenbildern, wie sie die Malerin 
nach auf der Akademie schuf, geändert! Zwei 
Ereignisse scheinen zu einer prinzipiellen 
Entscheidung in ihrer Gestaltungsweise beigetragen 
zu haben: eine Reise nach Griechenland und in die 
Türkei und die Berührung mit der Lehre des Zen. 
Schon 1963 entsteht ein Bild, offenbar stark von 
Paul Klee beeinflußt, eine menschliche Siedlung 
darstellend, das mosaikartige kleine Flächen zeigt. 
Die Hauswände, die Dächer, der Kirchturm, alles 
wird flächig nebeneinandergesetzt. Einzelheiten 
verschwinden, die Struktur, der Kern wird sichtbar, 
eine Zellenreihung. Orange bis dunkelrote Farben 
geben dem Bild einen sehr warmen Tan. 
Als Frucht der genannten Reise entstanden dann 
etliche Ulbilder, Landschaften, die einen gewaltigen 
Lichteinbruch in das Gefüge der Farbstriche 
zeigten. (Vielleicht könnte man sie am ehesten mit 
fotografischen Gegenlichtaufnohmen vergleichen.) 
Hier schlägt sich also das mediterrane Erlebnis 
nieder. In diesen 1967MB gemalten Arbeiten 
beginnen sich die Farmen auch bereits aufzulösen, 
und das Erlebnis des Lichtes wird dominierend. 
Noch ist der Horizont deutlich gegeben, ein 
Bauwerk (Kapelle) steht silhouettengleich auf einem 
Berg, das Meer und der Himmel vermählen sich in 
einem gleißenden Licht. Wir müssen an das Licht- 
Erlebnis des großen Vers-Epikers Theodor Däubler 
denken, an seinen Glauben an die Lichtwerdung 
des Planeten Erde. Hier, in diesen die Landschaft in 
Licht auflösenden Bildern, anders auflösend als 
seinerzeit die lmpressionisten, wird uns schon 
bewußt, daß es sich um anderes als Wiedergabe 
handelt. Es ist nicht so sehr das Licht der Sonne, 
es ist ein Licht aus der Fläche des Bildes heraus, 
das hier zu flimmern und zu strahlen beginnt. 
Aus der Flüche heraus? Wie kommt es dort hin? 
Vielleicht aus der Gelassenheit dessen, der dieses 
Bild gemalt hat. Die Berührung mit dem Gedanken- 
gut des Zen, das Erlebnis eines in Wien 
gastierenden No-Theaters, ließ die schon 
vorhandene Technik des flutenden Lichtes in eine 
neue Gerichtetheit münden. In einer Scheibe, in 
einem Lichtbündel, in einem abklingenden oder 
ansteigenden Akkord wird ein Akzent in eine 
nahezu monochrome Fläche gesetzt. Die letzten 
abbildhaften Andeutungen fallen weg. Hier ist 
Konzentration. In einer Welt, die von Reizen 
ieglicher Art überschwemmt wird, ist hier eine 
Zurücknahme dieser Flut. Stille. Einkehr. 
Vorerst sind die Bilder noch in Gelbtönen 
gehalten. Ab 1970 gehen sie (siehe quadratische 
Abbildungen) bis 1976 (letzte Abb.) in Blautöne über. 
Trotz der wenigen Nuancierungen gelingt es der 
Malerin immer, die Fläche zu verlebendigen, neue 
„Lichtblicke" zu schaffen. Die kühlen Farben 
distanzieren den Betrachter nach mehr von der 
Um-Welt als die warmen rotgelben Töne. Bilder als 
Lebenshilfen? Für den, der sie zu „gebrauchen" 
versteht. Alais Vogel
	        
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