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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 147)

der nördlichen Ortseinfahrt aufgestellt, 
e als letzter Rest vom Wiener Sühnhaus, 
15 zerstörten architektonischen Mahnmal 
yheaterkatastrophe. 
veit von Laxenburg findet man sogar 
e Relikte ienes Wien damals so tief 
enden Ereignisses. Rauchgeschwärzt la- 
uöhrend der achtziger Jahre sechs aus 
andruine des Ringtheaters geborgene 
sei einem Badener Steinmetz. Der hoffte 
:derverwendung des wertvollen Materials, 
n war es roter Veroneser Marmor. Das 
it kam zustande und zwar mit Missions- 
n der „Gesellschaft des göttlichen Wor- 
e an der Südbahn, im östlichen Vorfeld 
iria-Enzersdorf, ihr Kloster St. Gabriel 
'en. Frisch poliert, wurden die Stützen 
Halbsäulen geteilt, der Apsis der neuen 
eingefügt. Das architektonische Konzept 
l sich der Christenpflicht frommen Ge- 
, denn, so liest man in einer Chronik 
sionshauses: „Mögen sie dort an heiliger 
ileichsam als Totenlicht leuchten für die 
dem Brand ums Leben gekommenen 
gciste." 
urzen Weg zu seinem neuen und wahr- 
:h endgültigen Standort hat der steinerne 
t hinter sich, der im Rosarium des Bade- 
lhoff-Parks sein mächtiges börtiges Haupt 
ie niedrige Mauer neigt. Diese Skulptur 
liebers war als Brunnen in die Nische 
lb des Stiegenaufgangs vom Schloß 
g eingebaut. Bevor der ragende Portikus, 
ionumentale Überbleibsel der bei Kriegs- 
tllig devastierten großartigen Kornhäusel- 
ng, schließlich gesprengt wurde, holte 
man den Wasserspeier aus seiner Höhlung. Nun 
zeigt sich allerdings ganz deutlich, daß der 
Riese eben nicht als Freiplastik geschaffen war. 
Die architektonische Umrahmung fehlt ihm, er 
hat zwar breite Schultern und starke Arme, 
aber keinen Körper. 
Nochmals Stichwort Weilburg: aus dem Fenster 
des Schlosses blickte einst Erzherzog Albrecht 
in Sohnesliebe auf das Branzemodell von Fern- 
korns Reiterstatue des Erzherzogs Carl nieder, 
das dort van Hecken gesäumt im Garten stand. 
Während der Endkämpfe des Jahres 1945 ver- 
schwand der fahnenschwingende Feldmarschall. 
Spurlos, wie es schien. Dann fand man ihn 
zufällig im Schuppen eines Buntmetallhändlers. 
Ganz unheroisch zwecks „Wiederverwendung" 
des Materials beiseite geschafft. Das Heeresge- 
schichtliche Museum, in dem damals die Schau- 
sammlung neu eingerichtet wurde, war der 
nächstliegende dankbare Abnehmer. Seither ist 
die kleine Plastik der Mittelpunkt des Erzherzog- 
Carl-Saales. 
Auf Burg Freistritz am Wechsel traf nach 1815 
kostbare Fracht ein: Sandsteinfiguren aus Ver- 
sailles! Die hatte Baron Josef Dietrich, der 
geadelte Großfuhrwerker und passionierte 
Sammler, aus der Kriegsbeute der Alliierten er- 
warben. Wahrscheinlich im Rahmen des Aus- 
tausches und der Kompensation. Denn viele 
Werke der französischen kulturellen „Demon- 
tage" in Österreich konnten nicht mehr zurück- 
erstattet, sondern nur durch annähernd Gleich- 
wertiges ersetzt werden. Noch immer stehen 
diese Statuen im Park. Sie gehören zu einem 
Zyklus der zwölf Monate. Als Mann im Pelz- 
umhang mit einem Kohlenbecken in der Hand 
erscheint der Jänner. lm Karnevalswams zeigt 
sich der Februar. Der März ist ein Jüngling in 
tänzerischer Bewegung, ein Athlet mit Sichel 
stellt den August dar, die Garbe ist das Attribut 
des Septembers, eine Weintraube die des Ok- 
tober. Diana kommt als November, und ein 
Mädchen, das einen Garbenkorb hält, ist das 
Sinnbild des Dezember. Die übrigen vier Monate 
fehlen. Schade, aber so geht's halt manchmal 
beim mehr oder weniger freiwilligen Geben und 
Nehmen. Immerhin, Freistritz kam durch den 
kuriosen Burgherrn zu einem wenn auch lücken- 
haften figuralen Kalendarium aus iener Sphäre, 
die für das alte Europa der Inbegriff höfischer 
Prachtentfaltung war. Wer würde solch steinerne 
Zeugen einstiger Bourbonen-Glorie gerade hier 
vermuten? 
Um die Jahrhundertwende hatte sich in dem 
großen Schloß Thürnthal an der Wagramstraße 
bei Krems eine Stärkefabrik etabliert. Als letzte 
Reste der barocken Gesamtanlage waren im 
verwilderten Park noch einige Skulpturen hinter 
Hecken und Gebüsch eingespannen, darunter 
eine schöne Gruppe „Der Raub der Sabinerin- 
nen". Nach 1918 wurde der arg verwahrloste 
Bau „auf Abbruch" verkauft. Glatte Fehlspeku- 
latian. Mit Krampen und Preßluftbohrern kam 
man den festungsstarken Mauern nicht bei, da 
hätte schon ein Skodamörser auffahren müssen. 
Solch solider Schichtung van Ziegeln mit ein- 
gesprengten Gesteinsbracken verdankt der be- 
merkenswerte Landsitz seinen Bestand bis heute. 
Aber bald meldete sich ein Interessent für die 
Plastiken: kein anderer als Max Reinhardt. Die 
Fahndung nach Kunstwerken für die Ausge- 
staltung von Leopaldskron hatte ihn auch hier- 
her ins Weingebiet geführt. Der altersgraue 
bemooste Sandstein begeisterte den Professor. 
Prompt kaufte er die Sabinerinnen und die andere 
Mythologie. „Der Transport mußte ungemein 
vorsichtig bewerkstelligt werden, um das Moos 
nicht zu gefährden", schreibt Reinhardts lang- 
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