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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 147)

Peter Richard Oberhuber 
 
 
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A P. R. Oberhuher mit Usterreichs 
UNOeBatschafter Dr. Jankowitsch, 
 
New York 
Weltstödte im Aquarell 
Im künstlerischen (Iuvre des Malers Peter Richard 
Oberhuber hat das Aquarell hervorragende 
Bedeutung. Das Aquarell ermöglicht ihm, was die 
Ülmalerei verwehrt: die leichte Hand, Improvisation, 
Transparenz. Auf Reisen sammelt der leiden- 
schaftlich Umherschauende Eindrucke. Mit 
Wasserfarben bringt er zu Papier: Marktgedränge, 
Mamentones, Figurliches. Die besten Stücke sind 
aber die „reinen" Landschaften. Davon sind in 
den letzten Jahren etliche Dutzend entstanden in 
Rom, New York, Prag, Athen, Amsterdam, Paris und 
so fort. Dort überall und immer hart am Motiv 
hat er festgehalten, was ihm zu- und aufgefallen 
ist: Ansichten, geschaute Gegend. Farbengefleck, 
das an der erlebten Natur Maß nimmt. Nervöse 
Malmanover entwickeln regelrechte Aquarell- 
okonamie. Der Landschafter wird zum großen 
Vereinfacher. Er führt die Augen spazieren, bis 
sie sich an dem, worauf er es ankommen lößt, 
festsehen. Den Pinsel zur Hand, lernt der 
Ungeduldige Geduld. Jeweils sind es nur einige 
wenige Blätter, die er von seinen Reisen nach Hause 
bringt. Einmal hat er aus einem Spitalsfenster die 
Grazer Döcheriandschaft gemalt, eine Stadt im 
Grunen, in ihre Mulde geschmiegt, mitsamt ihren 
alten und neuen Türmen. Damals hatte er Zeit und 
sich die Zeit gelassen, mit der sein unruhiges 
Temperament beim Wandern durch die kleine und 
große Welt sonst knausert. Der Schlaßberg macht 
einen grünen Buckel. Äste schneiden violette Kurven 
in die Luft. Farbe wird van Farbe gestützt. Mit 
Himmelsfarben ist „stimmung" beschrieben, 
Morgenfruhe, Abendschatten, Hitze und Glast. 
Ein andermal ist es mit breitem Pinselgewisch 
hingekriegt: eine Handvoll Cottagehüuser an der 
Londoner Peripherie, als ein Weich-Bild, durch das 
Dunkelfarben wie Zaune fuhren. Oder es passiert 
so, daß er einer Vorzeichnung entlangfärbt; die 
Farben saugen sich in den Konturen fest, wuchern 
wie Maas auf den Steinen. Sa erscheint die 
Akropolis als etwas Duttiges. Die Pappeln der 
Via Appia stecken wie Maiskolben in ihrer Blätter? 
schale, Fichtertgrün vor Zitronengelb. Seine 
Spezialitat ist die kühle Palette. So malt er das Meer 
vor Albanien [mit dem Himmel daruber) ganz in 
Grau und Blau; läßt er Reste Papierwetß dazwischen 
blitzen, eine noble Gischt, nicht nur, um der Technik 
zu frönen, sondern als Wellenspiel zu iiluministischer 
Verlebendigung. Kunst ist Weglassen. Diese Tugend 
eines Zeichners gilt auch für Oberhubers Aquarelle 
malerei. Zum Beispiel, wenn er Minarette und 
Kuppeln in den pfirsichtarbenen Himmel verlaufen 
läßt. Ein Haus im Vordergrund ist wie eine schiefe 
Wand, ein bleiches Trapez. Mitunter purzeln 
Farbflecken herum. Wenn die Schrebergarten 
draußen tn New Jersey Farben schwitzen, als waren 
sie Stiefmutterchen, wenn die Luft grün gesprenkelt 
ist wie von expladtertem Spinat. Am Himmel grenzt 
waßriges Rosa an ebensoiches Lindgrun. In ieder 
Sparte und für iede Generation gibt es denienigen, 
um den man nicht ohne weiteres herurnkammt: um 
den man indessen herumkommen muß, um selber 
einer zu werden. Fiir zwei Generationen landschaf- 
tender Aauarellisten sind Darstellungsweise und 
Aauarelltechnik eines Cezanne in dieser Bedeutung 
vorbildlich gewesen. Dem Oberhuberschen Anblick 
van San Gtmignano merkt man die Auseinander- 
setzung am Beispiel Cezanne das Vereinfachen der 
Hauserklotze zu Würfel, Kegel und Kubus, ein 
Modulierenwollen anstatt des Modellierenmüssens. 
Freilich wird man der Rolle Oberhubers (für die 
steirische und in der österreichischen Malerei] nicht 
gerecht, wenn man den nachcezannischen 
Akademiker ausspielt. Zum Beispiel hat er in New 
York düsteren Wolkenkratzern malerisch uber die 
Schulter geschaut. Auch im Central Park wuchern 
hinter kobaltblauen Baumästen Wohnsilos und 
Hoteltürme. Dazu lößt er die Farbe grallen, stetne 
grün und violett, wie er bei einer Ansicht der 
Normannischen Gärten zu Rhodos farbig auftrumpft 
oder ein anderes Mal ins Lyrische schwingt oder 
sich neusachlich zurückhölt. Malerei ist auch für ihn 
ein großer Topf van Möglichkeiten, aus dem er das 
ihm Passende zieht, wie das Kaninchen aus dem 
Zylinder. Oder sich Möglichkeiten und Lösungen 
zuspielen lüßt, wie es die Farbe kann, wie es die 
Farbe will. So sind in den letzten Jahren ein paar 
Dutzend recht erheblicher Blatter entstanden. Die 
Wett, wie sie ihm vorkommt, wie er ihr uber den 
Weg läuft, ist ihm stets Aufgabe genug gewesen. 
Eine Aufgabe, für die es dafursteht. Auch das 
Nachschrnecken. Otto Breicha 
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