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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 148 und 149)

leibt Vasari als Quelle nur bedingt brauch- 
Es ist anzunehmen, daß das gleichbleibende 
Giorgiones - 34 Jahre - der einzig brauch- 
Hinweis ist und er, worauf Richter schon 
verwiest, die Dogen Giovanni Mocenigo 
1478) und Pietro Moceniga (bis 1476) mitein- 
r verwechselte. Wenn Giorgione im Sep- 
erfOktober 1510 im Alter von 34 Jahren 
trben ist, muß er im Zeitraum Oktober! 
tmber 1475 bis AugustlSeptember 1476 ge- 
1 sein, entgegen der heute allgemein übli- 
unkritischen Annahme von 1477178. Mit 
folgenden Versuch einer Deutung des ne- 
der „Tempesta" in der Accademia in Ve- 
3 bedeutendsten Werkes könnte somit des 
Geburtstages des Künstlers gedacht wer- 
weitgereiste Venezianer Marcanton Michiel 
1525 im Hause des Taddeo Contarini das 
gesehen und in seinen „Notizen"5 erwähnt: 
Olgemälde auf Leinwand mit den drei 
sophen in einer Landschaft, zweien, die 
acht stehen, und einem, der sitzt und die 
enstrahlen betrachtet, mit ienem Felsen, der 
'underbar ersonnen ist, war von Zorzo da 
alfranco begonnen und von Sebastiano aus 
idig vollendet." 
E Withtige Quelle, 15 Jahre nach dem Tod 
giones geschrieben, hat den heute noch 
gen Titel des Bildes geliefert. Seither hat 
versucht, diese Philosophen mit bestimmten 
men zu identifizieren. 
tel war der erste, der im Katalog von 17836 
,Drei Weisen aus dem Morgenland" zu er- 
en glaubte, eine Deutung, die schon 1796 
iöchsten Katalog' bestritten wurde, da es 
um Tag handle und nicht um die Nacht, in 
1er der Stern von Bethlehem erschien. Trotz- 
hielt sich diese Version, 1908 Glück-Warten- 
. 1930 HourticqV, 1932 Wilde", 1935 Eis- 
1955 Klauner", 1958 Auner", 1966 Künst- 
und andere Autoren schlossen sich dieser 
Wilde und Kiauner auf einen bei Kehrer" 
hnten apokryphen Text gestützten, modifi- 
an Interpretation an. Daneben gab es noch 
eine Reihe von Erklärungen, die sich manchmal 
ergänzten, oft aber gegenseitig ausschlossen: 
1659 Katalog": Drei Mathematiker; 
1859 Katalog": Drei orientalische Geometer; 
1871 Cavalcaselle"; Drei Astronomen; 
1871 Jonitschek": Altertum, Mittelalter, Renais- 
sance; 
1895 Wickhoff"; König Evander, sein Sohn Pal- 
las, zwischen beiden Äneas; 
1903 Ludwig": Der Zauberer Merlin besucht 
Blaise; 
1908,1936 Justi"; Drei Vertreter des geistigen 
Lebens der Renaissance, Berechnen - Sin- 
nen - Forschen bzw. Geometrie - Arithme- 
tik - Sternkunde; 
 
1910 Schoeffer": Marc Aurels Erziehung durch 
zwei Philosophen; 
1913 L. Venturi": Drei 
nomen; 
1915 Schrey": Drei Lebensalter; 
1922 Baldass": Archimedes, Ptolemöus, Pythago- 
ras; 
1923 Glück": Drei weise Mathematiker oder 
Astronomen des Altertums; 
1925 (und danach) Hartlaub": Drei Einwei- 
hungsgrade vor der Höhle des Saturn; 
1933 Ferriguto": Drei aufeinanderfalgende 
Epochen des paduanischen Aristotelismus; 
1935 Parducci": Aristoteles, Averroes, Vergil; 
1936 Pigler": Abraham unterweist die Ägypter 
in der Astronomie; 
1945 Wischnitzer-Bernstein": 
mäus, Regiomontonus; 
1955 L. Venturi": Personifikationen der aristote- 
lischen, averraistischen Philosophie und der 
paduanischen Naturphilasophie; 
1955 Nardi": Ptolemöus, Al Battani und der 
iungelKopernikus; 
1957 Brauer": Die Söhne Noahs Sem, Harn, 
Japheth bei der Aufteilung der Welt; 
Metier": Plato, Aristoteles und der iunge 
Taddeo Contarini, 
1965 Parronchi": Hl. Hieronymus, David, hl. Lu- 
kas; 
1969 Wind": Drei menschliche Charaktere ge- 
Astrologen oder Astro- 
Aristoteles, Ptole- 
2 Giorgione (Giorgia da Castelfrancal .,Di 
Philosophen". UllLeinwand, 123,8x144,l 
links stark beschnitten. Wien, Kunsthisto 
Museum, lnv.-Nr. 111 
3 Giargione, „Die drei Philosophen" in ur 
lichteter, die Lichtkontraste intensivierend 
produktion 
Anmerkungen 4-45 
'Richter, G. M.; Giorgio da Castelfranco, calle: 
giane, Chicago 1937. 
fDer Anonimo Morelliano [Morcanton MichieFs 
d'opere del disegna), Hrsgb. Theodor Frimmel, C 
schritten für Kunstgeschichte und Kunsttechnik, Neui 
Band 1, Wien 1888. 
"Mechel, C. von; Verzeichnis der 
Bilder alerie, Wien 1783. 
7 Gemä de der k. k. Galerie, Wien 1796, S. 30 f. 
'Zit. nach Wisdinitzer-Bernstein, R.; The Three 
phers by Giorgione, Gazette des Beoux Arts, 
S. 193 tt., Anm. 26. 
' Hourticq, L.-, Le Probleme de Giorgiane, Paris 193i 
"Wilde, J.; Röntgenaufnahmen der „Drei Philas 
Giargiones und der „Zigeunermadonna" Tizians 
buch der kunsthistorischen Sammlungen in Wier 
S. 141 ff. Für die endgültige Fassung nahm Wilde, 
eine erweiterte Deutung an: „Vertreter der drei 
alter und zugleich  Vertreter der drei typisch 
men der ,vitc1 contemplativaü der Jüngling farsche 
Mann sinnend, der Greis lehrend." 
1' Eisler, 11., New tities for dld pictures, London 19:15. 
"Klauner, E; Zur Symbolik von Giargiones „Dre 
saphen", Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlut 
Wien, 1955, S. 145 ff. Klauner hat in ihrer lnterp 
an keiner Stelle an eine Anbetung, von welcher 
Gruppe der Heiligen Drei Könige iibriggeblieb 
gedacht. Die Argumente gegen diese ihr von Mag 
L.; lntraduzione a Giargione ed alla pittura ve 
del rinascimento, S. 90, unterstellten Deutung, sim 
überflüssig. Dagegen glaubt steer, 1., A concise 
of Venetian painting, London 1970, S. 88, die 
„very prabably represents the ,Lucula Noctis', 11 
cave, and is assaciated with Christ." 
"Auner, M.; Randbemerkungen zu zwei Bildern ( 
nes, Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen it 
1958, S. 151 ff. 
" Künstler, 6., Landschaftsdarstellungen und re 
Weltbild in der Tafelmalerei der Ubergangsepo 
1500, Jahrbuch der kunsthislorischen Sammlungen i 
1966, S. 103 ff. 
"Kehrer, H.; die Heiligen Drei Könige in Litern 
Kunst, 2 Bände, Leipzig 1909. 
'" lnvetarium aller uundt ieder Ihrer hachtürstlichen 
leucht Herrn Leopaldt Wilhelmen  lue Wiei 
handenen Mahlereyen. 
"Engert E, Catalogue des tableaux de la Gale 
periale-Rayale au Belvedere e Vienne, Wien 
S. 14, Na. 57. 
" Crowe-Cavalcaselle; A History of Painting in 
ltaly, London 1a71. 
Gemälde der 
"Janitschek im Text zu Carl  Liitzows "Die 
Belvedere-Gaierie in Wien" 1871. 
wWickhott, F.; Giorgiones Bilder zu römischen 
gedichten, 1995, Wiederabdruck in F. Wickhotf, t 
idngen, vertrage und Anzeigen, 2. ßdnd, Berli 
s.1 _ 
11 Ludwig, a, Archivalische Beiträge, Jahrbuch de 
ßlschen Kunstsammlungen, 190a, s. 1 u. 
H Justi, 1., Giorgione, Berlin 190a, 1935 (2 Bände). 
11 Schaetfer, 2., Giorgiones Landschaft mit den Dre 
saphen, Manatshefte für Kunstwissenschatt 111, 1910 
"Venturi, 1., Giorgione e 11 Giargionisma, Mailar 
15 Schrey, 6., „Jupiter und Kallisto", Kunstchro 
s, . Giorgiones „Drei Philosophen", Wie 
11 Glück, 6., Die Gemäldegalerie des Kunsthisti 
Museums in Wien, Wien 1923, 2. Auflage 1925, s. 
"Hartlaub, o. 11., Giorgiones Geheimnis, Münche 
ders., Giargione und der Mythos der Akademien, 
tarium für Kunstwissenschaft,BerlineLeipizig1927,S 
ders., Arcono Artis, Spuren alchemistischer Syrnl 
der Kunst des 1.5. Jahrhunderts, Zeitschrift für 
Wissenschaft, Berlin 195a, s. 57 tt. 
1' Ferriguto, A-, Attraverso i misteri di Giorgione, 
franco 193a. 
19 tgarducci, D., 1 tre Filosofi di Giorgiane, Empariu 
. 25a. 
1' Pigler, A.; lntorno ei „Tre Filosofi" di Giargioi 
lettino d'arte 29, 1935735, s. 245 n. 
11 Wischnitzer-Bernstein, Dp. cit. 
11 Venturi, L.; Four steps toward Modern Art, oir 
 
Caravaggio-Manet-Celanne, 1955, New York-Lot 
Aufl. 1955, s. 15. 
"Nardi, 11., 1 tre Filosofi di Giargione, 11 Mdn 
August 1955. 
15 Brauer, H.; Die Söhne des Noah bei Brizio Uni 
gione, Ein Beitrag zur lkonagraphie, Berliner Musi 
1956-57, S. 31 ff. 
" Meller, P.; in mehreren unveröffentlichten Vo 
s. auch: Parronchi, A.; Chi sona „l tre filosoti 
lombarda, Mailand 1965, S. 91, und Turner, A. 
VlSlOfl of lundscape in Renaissance ltaly, Princetr 
S. 56, Anm. 3. 
" Parronchi, op. cit. 
3' Wind, E; Giorgiones Tempesta. with commr 
Giorgionds poetic allegories, Oxford 1969. 
1' Verheyen, E Edgar Wind, Giorgiones Tempesta 
chranik, M"nchen 1971, S. 269 ff. 
'" Bialostocki, 1.; Edgar Wind, Giorgione's Te 
Zeitschrift für Kunstgeschichte, Berlin 1971, S. 2 
"Rabertsan, (3.; New Giorgione Studies, The Bu 
Magazine, London 1971, S. 269 ff. 
" Calvesi, M.; La „marte di bacio", Saggio sull'er1 
di Giargione, Storia dell'arte 7IB, Florenz 1970. 
" Logan, 0.; Culture and Society in Venice, 14 
London 1972, S. B1. 
"Wickhoff, op. cit., schreibt vom „bescheidenen 1 
des Malers, „denn Giorgione hat virgii nicht , 
und dem Manne, der dieses Bild bestellt hatte, b 
was es bedeute, nidit breit ausgedeutscht zu w 
s. 4 t., und noch Turner, op. cit., s. 92, schreibt: 
giane doubtless had a brighl intelligence an 
sensibility but little book learning." 
'5 Der Stich von 1658 ist bei Pignatti, op. cit. S. 78, l 
abgebildet. 

	        
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