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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 83)

 
tlle waren als Einzeltiguren oder Paare 
edacht gewesen und sind in keinem Falle 
uf uns überkommene Reste eines größeren 
Zyklus. Das einzigartige Auftreten einer 
eschlossenen statuarischen Reihe der Alle- 
orien im Park von Kukus muß, da sich 
eine zeitgenössische Analogie dafür findet, 
anz besondere, eigenwillige und individuelle 
Irsachen gehabt haben. 
)hne Zweifel sind Thema und monumentale 
larstellungsform dem Wunsche des Bauherrn 
on Schloß, Park und Hospital, Reichsgraf 
tnton von Sporck (1662-1738), zuzuschreiben. 
porck ist der Kunstgeschichte als groß- 
ügiger Mäzen und tatkräftiger Förderer des 
Lildhauers Matthias Bernhard Braun (1684 bis 
738) bekannt; er soll den Bildhauer aus dessen 
sterreichischer Heimat Y er ist in Ötz in 
"irol geboren - nach Prag berufen haben. 
leben der Bautätigkeit in seinen eigenen 
esitzungen Kukus, Gradlitz und Lissa, das 
benfalls von Braun mit Figuren ausgestattet 
rurde, gründete er Klöster und ließ auf seine 
Iosten eine Kirche erbauen. 
ein Wesen war von tiefer Frömmigkeit 
estimmt. Er bevorzugte als Lektüre die 
insenistischen Erbauungsschriften und sorgte 
nermüdlich für ihre Übersetzung und weite 
'erbreitung. Hierfür diente ihm zunächst seine 
lgene Druckerei in Lissa. Später, nachdem 
iese geschlossen worden war (1711), ließ er 
i Nürnberg, Dresden und Kempten drucken. 
Der Augsburger Georg Philipp Rugendas, die 
lürnberger Michael Heinrich Rentz und 
Josef Daniel von Montalegre waren als Stecher 
für ihn tätig. Sie illustrierten seine Schriften 
und stachen Ansichten von seinen Besit- 
zungen. 
Sporck erwartete von den Menschen wahre 
Frömmigkeit und schätzte Herzenseinfalt in 
jeder Glaubensrichtung und in jeder Form. 
Er bedachte mit seiner Güte und seiner Hilfe 
Katholiken und Protestanten in gleicher 
Weise und verstrickte sich damit in unzählige 
Streitigkeiten mit seinen Glaubensgenossen, 
besonders mit den jesuiten. Diese waren seine 
Nachbarn in Kukus. Tatsächlich hat er ihnen 
in streitbarer Absicht einen Miles Christianus 
an der Grenze zwischen beider Besitzungen 
entgegengestellt. Aber es gab auch mit der 
weltlichen Obrigkeit Auseinandersetzungen. 
Mit Hartnäckigkeit und im Alter mit unbeug- 
samen Starrsinn kämpfte er gegen Mißstinde 
der Gesetzgebung und Rechtsprechung und 
schuf sich viele Feinde. 
So scheint das Proklamatorische der Reihe 
der „Tugenden" und „Laster" ebenso in den 
frommen und weltverbessernden Zielen wie in 
den menschlichen Erfahrungen des Auftrag- 
ANMERKUNGEN 1 - 3 
l Die in der Tu dreihc fehlende Alle 
steht heute im 
ein . 
1 Die fe lende All 'e der lasterreihe wurde von den 
"Betrug" (1881-1 5) von B. Otto Seelig ersetzt. Diue 
Pi steht heute vor der rediten Seitenfront du Hmpilal- 
ge udn. E. Pazauxek. Franz Anton Rei af vun S ck 
und seine Lieblin un Kukus. Leipzig 190i. . 
Anm. M. - Ob die fehlende 'gur Braun: ein „Betrug" war. 
ist fragiidi. da eine verwandte Allegorie, die "Arg-List" vor- 
'e der Mäßi eit 
of des Hospitals. Sie ist ui die Untersur uug 
gebers seine Ursache zu haben. Ein Zeugni 
der eingehenden Beschäftigung Sporcks n-u 
den Tugenden und Lastern in den jahre 
vor der Errichtung der Skulpturen ist di 
„Tugendschule", ein umfangreiches Komper 
dium, das im jahre 1715 in Prag in lateinische 
Sprache erschienen war, vielleicht mit seine 
Unterstützung. Er ließ es auf seine Koste 
übersetzen und drucken 3. Das intensiv 
Bemühen Sporcks um dieses Thema läl 
vermuten, er habe über die Themenstellun 
hinaus weiterreichenden Einiluß auf die G4 
staltung des Figurenzyklus gehabt. 
An den Allegorien in Kukus erstaunen imm: 
von neuem die unvergleichlich-großartig 
Charakterisierung der Typen und die Übe 
fülle der symbolischen Beigaben, die oft noc 
ergänzt werden von einer erklärenden Relie 
szene auf den Stützpfeilern oder auf eine 
eigens zu Füßen der Figur aufgestellten kleine 
Tafel, eine Fülle, für die es in der statuarische 
Plastik kein weiteres Beispiel zu gebe 
scheint. 
Wiederholt ist nach den Quellen diese 
lkonographie gesucht worden. Auf Vorbild: 
handm ist. All! dem hier vorgmlelllem Kupfnstichuierk i 
zu einnehmen. daß der "Betrug" der Stiche Vorbild fv 
Braun! "Ar ' " war. Der "Ehrgeiz" der Siirhfolge h: 
als einzi Lastenllegorien. keine entsprechende Da 
stellun m Kukm. So wirr es denkbar. am der von Brat 
m: "Ehrgeiz" fehlt; vielleicht war er sehr bßchädii 
und - in Verkennung seiner lkonographie -- wurde er vr 
einem "Berru " ersetzt 
i P. lves: m: dlehule der Glristm. Aus dem Franlu 
zischen ins Teu überxenzt. Prag. t bey Wolfgal 
Widaarr. m0. - Hdrrridi Benedikt: Franz Anton vt 
Sporck. Wim im. s. 421. Nr. au. 
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