MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 148 und 149)

4, 15 Gruppe mit Sönfle, Dame und Kavalier und 
Sönffemrögern. Glusieries, unbemulies Porzel- 
lan. Bez: gefälschter unierglosurblauer Binden- 
schild. Vermuilich 2. Hölffe T9. Jahrhundert. 
H 45,1 cm. Österreichisches Museum für ange- 
wcndve Kunst, lnv.-Nr. Ke 4251 
Unser Autor: 
Dr. Waltraud Neuwirth 
Usterreichismes Museum für angewandte Kunst, 
wissenschaftlicher Diensl 
Universität Wien, Lektor für Techniken des 
Kunsrgewerbes (Porzellan) 
Siubenring 5 
1010 Wien 
druck von mangelhafter Sorgfalt bei der Detail- 
Verarbeitung. 
Zwar gab es fast alle diese Fehler auch bei 
Porzellanen des 18. Jahrhunderts: sichtbare 
Formnähte, Glasurunreinheiten, in viel stärkerem 
Maße noch Brandrisse, doch nicht in iener auf- 
fallenden Häufung wie bei den Imitationen und 
Fälschungen des späten 19. Jahrhunderts, die ich 
bisher untersuchen konnte. 
Der Zwergenserie, der Jagdgruppe und der 
Sänftengruppe ist noch ein Phänomen gemein- 
sam, das bei erster Überlegung verblüfft: alle 
tragen einen unterglasurblauen, nicht authenti- 
sdien Wiener Bindenschild, und keine der Figu- 
ren bzw. Gruppen geht nachweisbar auf ein 
Wiener Modell zurück, mit Ausnahme der Augar- 
ten-Zwerge, die ia keine Fälschungen, sondern 
Kopien nach Wiener Modellen sind. 
lm Zuge der Ausstellungsvorbereitung konnte 
festgestellt werden, daß die wenigsten Fälschun- 
gen auf Wiener Porzellanen basieren. Man ko- 
pierte kaum die Modelle selbst, sondern meist 
nur die Bindenschildmarke, mit der man iede be- 
liebige Kopie nach einer bekannten Porzellanfi- 
gur kennzeichnete, ob es nun Kopien nach Meiß- 
ner. Sevres oder anderen Porzellanfiouren waren. 
Auch die Produktionsstätten dieser Fälschungl 
können nicht auf einen Ort oder eine Regie 
eingeengt werden: Porzellan mit dem gefiilsc 
ten Wiener Bindenschild wurde nahezu in Qül 
Europa hergestellt, und falls manche Porzella 
figuren nicht an Ort und Stelle mit der gefälsc 
ten Marke versehen wurden, so erhielten s 
diese Marke später aufgemalt, von einem d 
vielen skrupellosen Verfälscher, die daraus Pro 
schlagen wollten. 
Das Reservoir an Porzellan mit der gefälscht: 
Marke aus dem späten 19. und frühen 20. Jai 
hundert ist so groß, daß es sich kaum lahi 
heute den Wiener Bindenschild zu fälschen. W 
zu sich diese Mühe machen, wo es doch Tauseni 
von Vasen gibt, die die Blaumarke tragen, Ta 
sende von Tellern mit dem Bindenschild, sich 
Hunderte, wenn nicht auch Tausende von Fig 
ren? 
Dem Interessenten soll mit der Ausstellung ur 
dem dazu geplanten Buch die Möglichkeit g 
geben werden, den bindenschildgemarkten Pc 
zellanen kritisch zu begegnen. Um so me 
Freude wird er dann an jenen Porzellanen h- 
ben, die seiner Analyse standhalten und sich a 
echt erweisen,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.