den Hochaltar des Freisinger Doms, 1625l26, von
Philipp Dirr wurde er vorbildlich. Dieser ist durch
zwei Flankentiguren bereichert. Vom Freisinger
Hochaltar leitete sich dann der Haupttyp bayri-
scher Altarbaukunst bis zu den letzten Schöpfun-
gen J. B. Straubs um 1770 ab".
Der vergoldete Altar war als frei tragende Holz-
architektur doppelwandig gebaut und hatte im
Innern eine Stiege, auf der man bis zum Aufsatz
hinaufsteigen konnte. Er war 90V: Schuh hoch
und 30 Schuh breit". Er wurde 1858 abgebro-
chen. Seine Gemälde sind erhalten; Das Verkün-
digungsbild aus der Predella seit 1896 als Leih-
gabe im Bayerischen Natianalmuseum, das
Hauptbild war 1953-1958 als provisorisches Hoch-
altarretabel aufgestellt und hängt seither an der
Nordwand der Frauenkirche. Es stellt die Him-
melfahrt Mariens dar. Das Oberbild seit 1976 im
Diözesanmuseum". Es stellt Gottvater in der
Erwartung Mariens dar. Die Gemälde stammen
von Peter de Witte, genannt Candid (um1548 bis
1628), der seit 1586 als Hofmaler in München
tätig war".
Farblich ist es ganz aus dem Gelb einer Lichtglo-
riole entwickelt. Gelb überstrahlt sind die Wal-
kenbänke oben und unten und die zahlreichen
Engel. Nur die zentrale Gestalt Gottvaters hebt
sich mit einem hellrasa Umhang und einem grau-
blauen Kleid hervor. Das Bild, das für einen
Standort in 20 Meter Höhe am Schluß eines
100 Meter langen Kirchenraumes gemalt ist,
hängt ietzt im Museum am Schluß eines 40 Meter
langen Saales, den es durch seine farbliche Kraft
und lapidare Komposition völlig beherrscht. Es
aus der Nähe zu sehen, ist ein ähnlich über-
raschendes Erlebnis, wie von einem Baugerüst
aus ein barockes Deckenbild in der Perspektive
des Malers zu betrachten.
Die fürstliche Stiftung für den Hochaltar der
Frauenkirche zog weitere Stiftungen aus den
Kreisen des Adels und der Geistlichkeit für Sei-
tenaltäre nach sich. Sie folgten alle im Typus dem
Hochaltar, ihre architektonischen Aufbauten wur-
den 1858 zerstört, aber ihre Gemälde sind zum
größten Teil erhalten. ln der Frauenkirche selbst
befinden sich: das Ecce-Homo-Bild von J.U.Loth,
das Dreikönigsbild van J. U. Loth, das Apollonia-
bild von Degler. In Restaurierung befinden sich;
die Kreuzauffindung von Matthias Kager, Kreu-
zigung von Anthanis van Dyck. In andere Kirchen
kamen; das Bild Mariae Vermählungl" von J. A.
Walff, das Bild Pauli Bekehrung" von Cosmas
Piazza und das Bild EnglischerGruß vonJoachim
Sandrart". lm Diözesanmuseum ausgestellt sind
jetzt die Altarbilder Martyrium des hl. Bartholo-
möus von Wilhelm Schöpfer, 1627, Kreuzigung
Petri von Cosmas Piazza, um 1604, hl. Georg aus
der Preysingkapelle von J. U. Loth, 1630, hl. Georg
aus der Margarethenkapelle von J. U. Loth, 1632,
hl. Katharina von J, A. Wolff, 1694", hl. Rupert
von J. A, Wolff, 1695. Zu diesem Bild sei eine
Würdigung aus einem Stadtführer von 1782 ab-
gedruckt, die für die Hochschätzung dieses Ma-
lers im 18. Jahrhundert bezeichnend ist";
„Bischof Rupert, über ihn die heilige Maria mit
dem Jesukin-de, welches die Rasalie mit Blumen
krönt; unten Elend und Kranke. Die Lieblichkeit
der ldeen, welche die abern Gruppen beleben,
läßt sich nicht genug beschreiben, nur Carregia,
Quido, Parmegiano, und Barozzio sind in solchen
Gegenständen Wolfs Nebenbuhler. Zwar herz-
erhebend ist die Andacht des heiligen Greisen:
eine anatomische Schule, die Hilf verlangende
Kranke, worunter der Akt einer ohnmächtigen
Weibsperson auch des Bonarotti würdig wär:
aber das innigliche Hinschmelzen der Rosalia ist
ganz himmlisches Entzücken. Auf eben diesem
Altar oben der Schutzengel; unten Pabst Clemens
4
7, 8 Hans Mielich, Hl. Martin und Hl. Paulus, 1500.
U1 auf Halz, [e 191 x 72 cm. Von einem Epitaph,
das sich zuletzt in der Altöttinger Kapelle befand
Anmerkungen 14-24
"Sigmund Benker, Philipp Dirr und die Entstehung des
Barock in Bayern, München 1958, S. 54-76; Peter Steiner,
Johann Baptist Straub, München 1972; Die von Henker
s. 75, Anm. n, geäußerte Ansicht, Aufsatz und Haupt-
geschoß des Münchner Altars seien fast gleich gewesen,
ist aufgrund der bekanntgewordenen Ansichten und der
MODS der Altartafeln (Hauptbild 7,90 ni, Auszugsbild
3,20 m hoch) zu revidieren.
ß Er füllte den Zwischenraum der östlichsten Freipfeiler bis
Zum Scheidbogen. Dadurch konnte die sdgs vom Teufels-
tritt entstehen, vgl. N. Knapp, Die Frauenkirche, s.
"Im Depot der Bayerischen Stactsgemüldesclmmlungen
befindet sich noch die rückseitlge Wldmungsinschrift.
Frdl. Hinweis Dr. Peter Volk.
"Über sein Werk: Brigitte Knüttel, Peter Candid u_rn
1543-1628), Hofrnaler Maximilians l. von Bayern, P il.
Diss. Frankfurt 1964 Ms; Brigitte Valk-Knüttel, Wandtep-
piche für den Münchener Hdr nach Entwürfen von Peter
Candid, Forschungshefte, herausgegeben vom Bayerischen
Ndlibndlrnuseum 2, München 1976.