Notizen
Basel - Antikenmuseum
und Kunstmuseum
Antikenmuseum: Einem Glücksfall ist es zu ver-
danken, daß man hier erstmals eine archaische
griechische Marmorskulptur, einen wohl zu einer
Mädchenstatue („Kore") gehörenden Kopf, um
530 v. Chr. auf der Insel Thosos geschaffen,
erwerben konnte. Trotz Beschädigung ist dem Werk
wie allen aus der Antike auf uns zugekommenen
Werken eine starke Ausstrahlungskraft eigen.
Knapp nach dem ersten Weltkrieg noch in
Schweizer Privatbesitz, kann es nun im Antiken-
museum der breiten Offentlichkeit gezeigt werden.
Kunstmuseum: lm Jubiläumsiahr Arnold Böcklins,
zu seinem 150. Geburtstag, wird Basel vom 11. Juni
bis 11. September eine große Jubiläumsousstellung
zu Ehren des Künstlers veranstalten. Wie man weiß,
war die Aussicht auf einen großen Wandbildauftrog
mitbestimmend für die Rückkehr des Künstlers
1866 von Rom nach Basel. Fünf Jahre weilte Bäcklin,
mit mehreren Aufträgen beschäftigt, in den Mauern
der Stadt und schuf iene Fresken im Treppenhaus
des Museums, die zum Anlaß der Feierlichkeiten
restauriert wurden. Da man seit langem keine
Böcklin-Ausstellung im europäischen Raum
veranstaltet hat, wird Basel sicher für diese Monate
Anziehungspunkt der Freunde und der Anhänger-
schaft des Künstlers sein (Abb. 1, 7).
Berlin - Sanierung der Stadt
Immer mehr greift der Wunsch, vor allem der
großstädtischen Bevölkerung, um sich, die eigene
Stadt mitzugestalten und mit teilzuhaben an ihrem
neuen, besseren Gesamtbild. So auch in Berlin, wo
unter Karin Carmen Jung und Dietrich Worbs
unter dem Titel: „Was halten die Bürger von
Sanierung und ihrer Beteiligung daran?" unter
starker Publikumsbeteiligung zum Forschungsthema
„Bürgerbeteiligun an der Planung" mehrere
Sessionen stattfanden. Grundsätzlich sollte darüber
diskutiert werden, welche individuellen und struk-
turellen Bedingungen denn eigentlich die Bürger
Berlins in den Stand setzen, überhaupt bei der
Stadt mitzuplanen, d. h. im Konkreten, welche
Möglichkeiten der Mitbestimmung bei Zielvor-
stellungen, Planungen, bis herunter zu den
exekutierenden Maßnahmen der Durchführung der
einzelne hat. Die Proiektgruppe, die seit 1973
arbeitet, will versuchen, die breite Vermittlung aller
Forschungsergebnisse mit Daten der amtlichen
Statistik und Daten aus Expertengesprächen zu
verknüpfen. So sehr alle diese Bestrebungen, die
vom einzelnen Bürger ausgehen, unterstützt sein
sollen und wollen, damit er innerhalb seiner Stadt
nicht vor ungute vollendete Tatsachen gestellt wird,
so sehr will auch, wie wir meinen, der Standpunkt
des Planenden, des Architekten, des Soziologen,
der auf der Wissenschaftlichkeit basiert, haupt-
sächlich zum Tragen kommen. Wir haben nichts von
Städten, denen, durch Jahrhunderte gewachsen, für
die Zukunft das große Konzept, die große Linie
fehlt. Nicht immer kann der einzelne Bürger,
sachlich doch unwissend, mitbestimmen!
Chicago - University of Chicago
Die von Edward Moser, dem Ordinarius für
Kunstgeschichte an der Universität von Chicago,
geleitete David and Alfred Smart Gallery an dieser
Universität hat im Jönner und Februar 1977 eine
Ausstellung „The Cleveland Tuti-nama Manuscript
and the Origins of Mughal Painting" veranstaltet.
Das Auftauchen der Miniaturen und ihre Entdeckung
durch Sherman E. Lee, dem Direktor des Cleveland-
Museums, sowie ihre Erforschung durch Dr. Pramod
Chandra von der Universität Chicago ist ein
Stück aufregender Wissenschaftsgeschichte, das
schließlich zu der hervorragenden Faksimile-Edition
durch die österreichische „Akademische Druck- und
Verlagsanstalt" in Graz führte (Abb. 3).
Coburg - Coburger Glaspreis 1977
Für- hervorragende und richtungweisende Arbeiten
auf dem Gebiet der zeitgenössischen Glaskunst in
Europa wurde der „Coburger Glaspreis 1977" für
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moderne Glasgestaltung in Europa gestiftet.
Initiiert und angeregt von den Kunstsammlungen
der Feste Coburg, haben Stadt Coburg und Coburger
Landesstiftung einen Wettbewerb ausgeschrieben.
Dessen Ergebnis wird im Sommer 1977 in einer
Ausstellung der Preisträger und weiterer Künstler
auf dem Gebiete des modernen Glasschaffens
seinen Niederschlag finden.
Duisburg - Wilhelm-Lehmbruck-Museum
Der als Maler und Mitbegründer der Tachisten-
Gruppe „Cobra" international bekannte Willem de
Kooning zeigte Anfang des Jahres Plastiken und
Graphiken erstmals in der Bundesrepublik. Die
Ausstellung im Studio des Museums wurde vorn
Stedeliik Museum Amsterdam zusammengestellt
und geht dann nach Genf und Grenoble.
Düsseldorf - Hetiens-Museum,
Galerie an der Düssel
Zu dem breiten Komplex der nach dem zweiten
Weltkrieg erworbenen Sammlungen und kostbaren
Einzelstücke des Hetiens-Museums konnte ietzt
in London eine weitere Gruppe von elf bedeutenden
Spitzenwerken chinesischer Keramik der T'ang-
und Sungzeit erworben werden. Damit kann
die weltweit bekannte Sammlung ihren Freunden
neue Ostasiatica-Akzente vermitteln.
Der Wiener und Altösterreicher Michael
Coudenhove-Kalergi setzte die Reihe der in der
Galerie an der Düssel präsentierten österreichischen
Künstler mit einer Ausstellung vom 16. März bis
30. April fort. Die skurrile Phantastik und der über
die Maßen hohe Einfallsreichtum des fabulierfreudi-
gen Künstlers sind aus Quellen gespeist, die ihm
nur so im Vorübergehen aufzuspringen scheinen.
Sie sprudeln gleichsam permanent aus seiner
Künstlerseele und füllen im einzelnen randvoll
seine eigenwilligen Blätter, deren iedes voller
Surprisen ist (Abb. 4).
EsslingenlRegensburg -
Künstlergilde Ostdeutsche Galerie
Mit einer Reihe von Ausstellungen setzt die rührige
Künstlergilde ihre Aktivitäten auch 1977 in vollem
Umfang fort: Esslingen, Villa Merkel, noch bis
15. Mai „lda Kerkovius". lm Alten Rathaus war bis
8. Mai eine Ausstellung von Bildhauern und
Zeichnern der Künstlergilde, im Schloß Hamburg!
Wiehl ist der Österreicher Hans Fronius noch
bis 15. Mai zu sehen.
Regensburg, Ostdeutsche Galerie, bis 15. Mai
„Nidden" in der bildenden Kunst, ebenfalls bis
15. Mai Ernst Mollenhauer. Vom 26. Mai bis
10. Juli wird die Jahresausstellung der Künstlergilde
1977 dem Thema „Landschaften" gewidmet sein,
zur gleichen Zeit auch eine Ausstellung von
Plastiken von Herbert Volwahsen stattfinden.
Aus österreichischer Sicht ist erstaunlich, wie dicht
das Ausstellungsprogramm von Hans Fronius ist,
der heuer unter anderem die Ehre hat, im Pariser
Cabinet d'Estompes mit seinem Werk
präsentiert zu werden.
Frankfurt a. M. - Werkstätte Molnar
Einen etwas ungewöhnlichen Weg beschreitet der
1940 geborene Pavel Molnar, Absolvent der
Glasfachschulen Eisern, Brad und Gablenz, der
auf der diesiährigen internationalen Frankfurter
Messe inmitten der Geschäftigkeit und dem reichen
Anbot von Industrie, Wirtschaft und Gewerbe seine
künstlerischen Gläser zeigte. Inspiriert vor allem
durch altes römisches Glas wie auch von solchem
des Jugendstils, hat sich Molnar auf seine Weise
profiliert, was nicht zuletzt auch auf seine seit 1968
währende freiberufliche Tätigkeit im Deutschen
Museum München zurückzuführen ist.
Hamburg - Museum für Kunst und Gewerbe
ln der Reihe der europäischen Kunstgewerbemuseen,
die das Jubiläum hundertiöhrigen Bestehens
feierten - kürzlich das Osloer - steht nun das
Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg im
Jahre 1977 vor dieser stolzen Aktualität.
1877 wurde es „als Vorbildersammlung der besten
Zeugnisse der Kunst und des Kunsthandwerks
vergangener Zeiten und der Gegenwart" von
Justus Brinckmonn gegründet. Wie immer lebt ein
Museum nicht nur von den Ankäuten, die es tätigen
kann, sondern und vor allem von hochherzigen
Stiftungen. So auch das Hamburger Museum.-
Es knüpft nun im Jubiläumsiahr an diese Über-
lieferung, seine Bestände auch aus Schenkungen
zu bereichern und zu erweitern, an und wendet
sich verstärkt an seine Freunde und Gönner,
ihm dabei zu helfen. Dabei nimmt man den
80. Geburtstag des Präsidenten der Justus-Brinck-
mann-Gesellschaft, Eberhard Thast, einem
besonderen Förderer der Kunst des 20. Jahrhunderts,
zum Anlaß, in diesem Sinne an alle zu appellieren.
Das Österreichische Museum für angewandte Kunst,
das seinen „Hunderter" bereits 1964 beging,
schließt sich der Reihe der Gratulanten herzlich an.
Karlsruhe - Badisches Landesmuseum
Aus einer Reihe von Neuerwerbungen möchten wir
hier auf ein Meisterwerk französischer Porträt-
plastik hinweisen. Es ist dies eine Büste eines
Ordensritters, Frankreich, um 1700, aus Kalkstein.
Geschaffen von einem Künstler des Umkreises
von Jean-Louis Lemoyne, stellt diese ein besonders
markantes Beispiel hochbarocker französischer
Bildniskunst dar.
Eine weitere Neuerwerbung des Badischen, eine
Mädchenbüste von Alphonse Mucha, Paris, um 1900.
Aus Bronze, vergoldet und versilbert, hat hier das
weibliche ldealbild des Jugendstils künstlerische
Ausprägung erfahren. Die dem Künstler nahe-
stehende Schauspielerin Sarah Bernhardt galt
lange als Modell dieser Büste. Mucha, der 1860 in
Prag geborene Altösterreicher, einer der führenden
Schäpfer der „Art nouveau", für seine weithin
gerühmten Plakate bekannt, schuf Plastiken eher
selten (Abb. 5, 6).
Köln - Galerie Vömel
Diesmal begegnet uns die Düsseldorfer Galerie
„Vömel" auf der Westdeutschen Kunstmesse in
Köln-Deutz, wo sie mit den anderen Galerien
ausstellte. Zur gleichen Zeit fand im Stammhaus in
Düsseldorf, Kö-Center, eine Ausstellung des
Schweden Gunnar Norrman statt, der äußerst
subtile, feinsinnige Landschaften, fernästlich
anmutende „skandinavische Transzendenzen"
hervorbringt (Abb. 7).
London - electrum gallery
Die „electrum" präsentiert vorwiegend moderne
Schmuckkünstler. Im Februar des Jahres war der in
Venezuela lebende Pole Harry Abend mit sehr
eigenwilligen Schöpfungen zu Gast. Mitarbeiter so
prominenter Künstler wie Calder, Leger, Arp,
Vasarely und Arroyo. Stark spürbar in seinen
Kreationen ausgeprägtes architekturales
Empfinden, südamerikanisch temperiert und form-
„coloriert". Im März folgte der Ägypter Emanuel
Raff, Sohn griechisch-italienischer Eltern, der über
Australien und Mailand zur Suite moderner
Goldschmiede heranwuchs. ln ihm manifestiert sich
ein Künstler weitab allen Traditionen der
Schmuckkunst. Bruchstückhafte, seltsam ineinander
gefügte „obiects trouvees" von ganz starker neuer
Originalität sind das, in denen vielleicht doch
Elemente seiner ägyptischen Heimat im Untergrund
mitgeistern (Abb. 8).
München - Neue Sammlung
Einer der hervorragendsten Künstler auf dem
Gebiete der künstlerischen und ornamentalen
Schrift, Jan Tschichold, der 1974 im Alter von
72 Jahren verstarb, war mit einer Ausstellung in der
Neuen Sammlung des Staatlichen Museums für
angewandte Kunst posthum hier zu Gast. Untertitel
der Schau: „Typograph und Schriftgestalter".
Jan Tschichold muß als einer der wichtigsten
Vertreter einer Spezies gelten, die nach und nach an
Nachwuchsmangel zu kranken beginnt. ln Zeiten
des Computers und der Datenverarbeitung flattert
das Banner der Schriftkünstler immer matter. Um so
mehr ist es zu begrüßen, daß man hier die Gelegen-