burger Arbeit von Adam Kurn,
Meister I 564, der die Herstellung
solcher Gefäße vielleicht als Spe-
zialitätbetrieb; denn das Schongauer-
Museum in Colmar bewahrt ein ähn-
liches Stückvon seinerI-Iand. Imjar-
gon derKunstsammlerheißen solche
Gefäße „Kluftbecher", der alte
Name ist aber in Norddeutschland,
wie wir gesehen haben, „stoep", in
der Schweiz sagte man „stouff" -
Diminutiv „stoeffli" -, Bezeichnun-
gen, unter welchen man früher ein
I-lohlmaß verstand.
Figur ioo. Ca. ü], nat. Gr. „Kentlin" (Sammlung Figdar) über das
P fo rz h e im e r Freischießen ist
zwar ohne Abbildungen gedruckt worden, aber vor mir liegt eine von amt-
licher Seite beglaubigte zugehörige Zeichnung, welche unter Nr. 4 „ein Sil-
berins Kentlin auff zwantzig Guldin" geschätzt, bringt. Dieses „Kentlin"
finden wir in einem Gegenstücke in der Sammlung Figdor und bilden es unter
Figur IOO ab. Beide Stücke zeigen
die sonst bei so untersetzten Ge-
fäßenseltenvorkornmendehorizon-
tale Teilung, und auch der durchaus
nicht traditionelle Deckelangriff ist
in beidenFällen ähnlich entwickelt.
Die gleiche Grundform zeigt
auch das Stück Figur IOI derFigdor-
schen Sammlung (ehemals im Be-
sitze der Wiener Fleischhauer-
innung), eineWienerArbeit aus der
Mitte des XVII.]hrh.vom Meister
MRP. Die Wandung hat eineVer-
zierung, der wir zwar besonders
häufig auf Sieb enbürgi-
schen Arbeiten begeg-
nen, die aber auch
anderwärtsnichtselten
vorkommt. Sie wirdbei
uns meist als Schlan-
genhaut, von den Fran-
zosen als „peau de re-
quin" (Haifischhaut) _
_ _ Doppelte Figur x01. Halbe Größe. Schwitzkanne. Wien, XVII. Jahrh.
bezeichnet, aber es ist Größe (Sammlung Figdor)
besser, von diesen modernen Benennungen Abstand zu nehmen und den alten
verbürgten Ausdruck „schwitz geschlagen", der in vielen Goldschmiederech-
nungen vorkommt, anzuwenden. Er deutet an, daß die Meister die oft zu
beobachtende Erscheinung, daß ein Gefäß anläuft (schwitzt), wenn es mit
kalter Flüssigkeit gefüllt wird, zu einer Kunstform ausgebildet haben.
Was den Hamburger Glückshafen von 1612 anbelangt, so nennt er
die ganze Gruppe von Trinkgeschirren, vom „Akeley" bis zum Trauben-
pokal, von der „Birn" bis zum Pokal in jamnitzer-Form durchweg „kopf".
Ein fußloses konisches Gefäß nennt er aber „Bechert Es ergibt sich daraus,
daß man im Beginne des XVII. Jahrhunderts Kopf und Becher etwa so
unterschied, wie wir heute Pokal und Becher unterscheiden, daß man also
Kopf mit Pokal übersetzen und dabei festhalten muß, daß es sich um ein Ge-
fäß handelt, dessen Flüssigkeitsbehälter auf
Griff und Fuß ruht, wie der menschliche
Kopf auf Rumpf und Fuß.
Für Becher in der Form des Figdorschen,
von uns in der nebenstehenden Abbildung 102
wiedergegebenen Stückes, hat sich ganz all-
gemein der Name Römer eingebürgert. Die
Etymologie dieses Wortes steht zwar nicht
ganz fest, aber Pazaurek scheint recht zu
haben, wenn er annimmt, daß solche Gefäße
ganz besonders als Zutrink- oder Toastgefäße
gedient haben, bei deren Verwendung also
der Ruhm des Angeredeten gekündet wurde,
daß also diese Form so recht das Ruhmgefäß,
der Ruhmer, später volksetymologisch Römer
war. Heute nennt man nur Glasgefäße Römer,
aber die Silberrömer sind in Form und Be-
nennung aus den Glasrömernhervorgegangen.
Die hier und an vielen verwandten Stücken
vorkommende Verzierung am Fuß verrät
sich als eine Kunstform, die in den
technisch motivierten Glasnuppen X z
ihren Ursprung hat, und der I-Iam- 7
burger Glückshafen sichert die
Übertragung des Namens auf Silber-
gefäße. Der Figdorsche Doppelrömer
gehört dem Anfang des XVII. Jahrh.
an. Die Initialen CLM, die auf den
Danziger Goldschmied Carl Ludwig ,. ,
Meyer,Meisterx77x,gehen,beziehen ' '
sich nicht auf die Anfertigung' son- Doppelte Figur xoz. Jlä nat. Gr. Silberner Doppel-
dem auf eine spätere Restaurierung. am}: am; (Sammlung Figdgr)