IAktueIIeS Kunstgeschehen I Österreich
Salzburg
Galerie Academia
Bernd Liebl
„Es tut sich eine schöne Einsamkeit auf, eine
düstere, ia depressive Gemütsverfassung scheint der
Grundton meiner Bilder zu sein", schreibt Liebl
selbst. Und: „Wichtig ist für mich, unter inhalt-
lichen Gesichtspunkten, die Verwirklichung des
Unwirklichen-in der Malerei." So ergibt sich für die
heute sonst nicht sehr oft interessante österreichische
Spielart des Surrealismus ein Ansatz eines neuen
Triebes in dem Werk des 1948 in Graz geborenen
Malers, der 1976 bei Anton Lehmden sein Diplom
erhielt. Es wird gewiß nützlich sein, Liebls weiteren
Weg genau zu beobaditen.
(28. 11.-25. 5. 1977) - (Abb. 16)
Alfred Kubin und Fritz von Herzmanovsky-
Orlando
Da es sich um eine Verkaufsausstellung handelte,
war von diesen beiden „Hundertiährigen" keines
der längst berühmten Blätter aus den großen
öffentlichen Sammlungen zu sehen. Aber auch an
den hier gezeigten Bildern waren die Eigenarten
oeider Künstler, ihre „Handschrift" und die hohe
Qualität ihrer Werke, gut spürbar.
(27. 5.-6. 7. 1977)
Galerie Welz
Eduard Bäumer
Die Bilder und Zeichnungen dieser Gedächtnis-
ausstellung aus den letzten Jahrzehnten von Bäumers
Schaffen haben erneut erwiesen, welch wichtigen
Einfluß das „Naturerlebnis" für Bäumer ausübte.
Über den weiten Weg von seiner ersten Begegnung
1924 mit elementarer Natur in den Abruzzen bis
zu seinen letzten Landschaften wird im nächsten
Heft dieser Zeitschrift Angelika Bäumer, seine
Tochter, ausführlich berichten.
(4. 5.-30. 5. 1977)
Hans Kruckenhauser und Armin Pramstaller
Schon 1968 und 1974 hat man bei Welz die
Aquarelle des 1940 geborenen Kruckenhauser
bewundern können. Seine neuen Städte- und Land-
scliaftsbilder erweisen ihn stärker denn ie nicht
als sachlich kühlen Analytiker räumlicher Struk-
turen, sondern als intuitiven und sinnenhaften
Former dynamischer Konzepte.
Im ersten Stock der Galerieräume waren während
des gleichen Zeitraumes Radierungen von Armin
Pramstaller ausgestellt, ähnlich „dicht", ähnlich
geschlossen in ihrer Komposition wie die Aquarelle
Kruckenhausers. Auch Pramstaller (1938 in Darnbirn
geboren, wo er nach dem Studium an der Akademie
am Wiener Schillerplatz auch heute lebt) macht
nichts Lautes und überstürzt nichts. An seinen aus-
gewogenen Blättern ist der langwierige Arbeits-
vorgang (im positiven Sinne) ebenso ablesbar wie
das wirr anmutende und dodi geordnete Strich-
gefüge seiner Landschaftsbilder.
(2.-26. 6. 1977) - (Abb. 17)
Museumspavillon beim Zwerglgarten
In der Reihe der hier vom Kulturamt der Stadt
Salzburg betreuten Ausstellungen wurden 6B Litho-
graphien, Radierungen und Holzschnitte Max
Beckmanns zeigt, die vorher im Kunsthaus Zürich
und dann in Graz zu sehen waren.
(31. 3.-8. 5. 1977)
Werner Otte
Über das Gesamtwerk (aus dem hier eine sorgfältig
ausgewählte und schön gehängte Auswahl zu
sehen war) dieses bedeutenden österreichischen
„Ungegenständlichen" wird in einem der nächsten
Hefte dieser Zeitschrift in der Reihe „Künstler-
profile" eingehend informiert werden.
(12. 5.-10. 6. 1977)
Franz Wagner
Tirol
Innsbruck - Landesmuseum Ferdinandeum
Ecole de Paris
Es wurden 46 Werke von sechs international be-
40
kannten Künstlern gezeigt. Es waren Ulgemälde,
Ölpastelle, Aquarelle, Radierungen, Lithographien
und Gouachen von Hans Hartung, Alfred Manessier,
Zaran Music, Serge Poliakoff, Pierre Soulages
und Zoo Wau-Ki zu sehen. Zwei Begriffe domi-
nierten: der abstrakte Expressionismus und der
mystische Lvrismus. Eine Schau von Spitzenkräften,
die die internationale Kulturszene iahrelang
maßgeblich beeinflußten.
(15. 2.-15. 3. 1977)
Galerie Bloch - Max Peintner
Landschaftsbilder eigener Art. Akkurat gezeichnet
und dabei viel mehr als die optischen Eindrücke
festhaltend. Versudie, akustische, gedankliche,
phantastische oder einfach krankhafte
Beobachtungen in das Realitätserlebnis Schauen und
Geschautes wiederzugeben, einzubeziehen. Stark
werden die menschlichen Eingriffe in die Natur
herausgearbeitet und oft durch Absurditäten hervor-
gehoben bzw. stärker ins Bewußtsein gebracht.
(3.-23. 3. 1977) - (Abb. 18)
Kitzbühel
Galerie Galaxis - Toni Waim
Waim wurde 1923 in Wasserburg geboren und lebt
seit 1930 in Landshut. Er wollte ursprünglich Plastiker
werden. Wandte sich aber bald der Graphik und
Malerei zu und ist seit 1952 in deutschen Aus-
stellungen immer wieder vertreten. Von der Plastik
mit der Figur auf das Engste verbunden, ist diese
auch in seinen Bildern die Dominante. Seit Herbst
1976 wendet sich der Künstler wieder der Kleinplastik
zu. Seine Bilder haben starke Bezüge zu Kinder-
zeichnungen. Etwas Ursprüngliches und Erlebnis-
reiches zeichnet sie aus.
(12. 3.-9. 4. 1977) - (Abb. 19)
Steiermark
Graz - Neue Galerie,
Landesmuseum Joanneum
Jörg Schwarzenberger 8! Renate Krätschmer
Das Wiener Ehepaar stellte 5B Exponate aus. In
einem Essay ihres Kataloges schreiben sie sehr
richtig und kritisch davon, daß die Gesellschaft
x-beliebiges in die Galerie Geschlepptes als
Kunstwerk Erklärtes akzeptiert, draußen aber im
gesellschaftlichen Zusammenleben verurteilt. Nun
versuchen die beiden Obiektemacher seit Jahren
Dinge zu schaffen, die die Dinge hinterfragen.
Wo ist Anfang und zu welchem Ende? Und, so muB
man konsequent fragen, warum schleppen sie diese
Dinge in ein Museum? „man hat museen geschaffen
zur verbreitung des mißverständnisses von
kultur" schreiben sie in dem K. U. SCH. unter-
zeichneten Katala.
(4.-23. 3. 1977)
Alexander Stern
Ausgestellt waren Fotografien aus der Zeit von
1928 bis 1946. Der 1894 in Klosterneuburg Geborene
starb 1970 und hatte nie in seinem Leben die Mög-
lichkeit, seine Hervorbringungen in solcher
Geschlossenheit in einem Museum zu sehen. Er
wurde nach dem ersten Weltkrieg mit der wissen-
schaftlichen Fotografie bekannt und baute etliche
optische Geräte. Neben experimentellen Fotografien
von glühenden Drähten und Bewegungsstudien
gab es auch faszinierende Kleintieraufnahmen zu
sehen. Ein Mann, der seiner Zeit sicher voraus war.
Ein Mann, der es aber offenbar nicht verstand,
seine Gesellschaft von der Wesentlichkeit seiner
Kreationen zu überzeugen, so daß sie erst viele
Jahre nach seinem Tode erkannt wurden.
(4.-27. 3. 1977) - (Abb. 20)
Zbynäk Sekal
Der Künstler wurde 1923 in Prag geboren, und
seine Arbeiten waren schon in vielen Ausstellungen
in seiner Geburtsstadt und ab 1965 auch in Wien
zu sehen. Sekals Materialbilder strömen eine
einzigartige Ruhe aus, ein unkompliziertes Ordnungs-
system prägen sie. Diese Materungen in Metall,
wozu oft auch vorgeformte Einzelteile verwendet
werden, lassen in ihrer Dichte und Verschränkung,
wohl auch in ihrer technischen Augewogenheit
und Reife, dem Betrachter gar nicht die Frage nach
einem Wozu und Warum erstehen. Fern ieder
ornamentalen Gestaltung werden mit Wieder-
holungen und Rhythmen Wirkungen erzielt, die an
magische Bereiche rühren.
(3. 3.-27. 3. 1977) V (Abb. 21]
Galerie Dida - Wilma Niedermayr-Schalk
Die im ln- und Ausland bekannte Künstlerin, die
viele Jahre die keramische Werkstätte in Neißen
a. d. Neiße leitete, bot hier 22 Exponate zur Schau.
Zwei größere und drei kleinere Tafeln, die als
Hauszeichen oder Wandkacheln gedacht sind und
in ihrer leuchtenden Farbigkeit besonders auffallen,
waren Beispiele freier Arbeiten. Schlieren und
unregelmäßige Gerinne lassen an Lava oder
fließendes Metall denken. Eine Plastik „Begegnung"
erinnert entfernt an Leinfellner. Am besten waren
die reinen Gefäße. Gute einfache Farmen in aus-
gewogenen Proportionen und vor allem einmalig
schönen Glasuren, die nur bei hohen Temperaturen
über 1000" C erreicht werden, zeichnen sie aus.
(11. 1.-10. 2. 1977) - (Abb. 22)
Oberösterreich
Linz
Neue Galerie - Wolfgang-Gurlitt-Museum
Ankäufe und Stiftungen 1976
Gezeigt wurden Gemälde, Zeichnungen, Graphiken,
Plastiken und Mappenwerke. Es waren zahlreiche
sehr bekannte Namen dabei vertreten. Die Spanne
reicht von Adrian bis Wotruba und von Boeckl
bis Schwarzkogler, wobei ja manche in ihrer Wertig-
keit sicher auch angezweifelt werden können und
erst die Zeit beweisen wird, was bleibt. Mit
Zugängen von Rauschenberg, Täpies und den heimi-
schen Künstlern wie Böhler, Anton Kolig, Kurzweil,
Laske ist eine sichere Werterhähung der Sammlung
gegeben.
(3.-26. 3. 1977)
Niederösterreich
Mödling - Galerie Arcade
Lothar Bruckmeier
Wieder handelt es sich bei dieser Ausstellung um
Landschaften. In realistisch gezeichneten und
gemalten Bildern werden der gezeigten Umwelt
fremde Gegenstände ebenso realistisch eingefügt.
Durch die Unmittelbarkeit und ihr abruptes Anders-
sein wird eine Verfremdung erzielt, die den Be-
schauer oft auf die Reduzierung der natürlichen
Gegebenheiten aufmerksam macht. Ein Vermessungs-
zeichen kann hier schon Alarmobiekt werden. Es
ist erstaunlich, wie sehr sich Bruckmeier von seinen
frühen Blättern der Schwarzweißmusterungen und
harten Teilungen weiterentwickelt hat.
(1.-26. 3. 1977) - (Abb. 23)
Baden - Kleine Galerie am Hauptplatz
Bernhard Hollemann
Anläßlich der 25. Einzelausstellung zeigte der in
Baden wohnende Künstler Zeichnungen. Es waren
wieder sehr sozialkritische Blätter, meist kleineren
Formats und oft auch mit starken Farbakzenten.
Der übermäßige Einsatz filmartiger Abfolgen, den
wir bei dem Künstler in der letzten Zeit beobachten
konnten, ist zu seinem Vorteil wieder etwas zurück-
genommen worden.
(4.-30. 3. 1977)
Horn - Galerie Thunhof
Wolfgang Bergner
Der Wachauer Künstler stellte Graphik und Malerei
aus. Auch hier zeigte es sich, daß seine Stärke
in der Graphik zu finden ist. Bewegungsstudien,
in Phasenverschiebungen gebracht, Linienspiele als
Energieausdruck u. ä. rn. liegen ihm. Gerade in der
Malerei aber, noch dazu bei Stadtlandschaften,
scheint uns diese Technik nicht recht begründet zu
sein. Auch die Farben sind etwas kraftlos,
aussageschwach.
(4.-30. 3. 1977) - (Abb. 24) Alois Vogel