Notizen
Aachen - Neue Galerie
„A playground for handicapped children". So
erklärend, gibt Dolares Pacileo mit ihrem Kunstwerk
„Der Ball" einer Bemühung Ausdruck, die auf
besondere Weise eine Form von Kunst in den Dienst
der Behinderten- und Gebrechensbekämpfung stellt.
Dolores Pacileo, Amerikanerin, Künstlerin und
Therapeutin zugleich, versucht mittels des Balles
eine Spielwett für Kinder aufzubauen, deren Formen,
Farben und Geräusche zum Spielen anregen und
therapeutische Funktionen für behinderte Kinder -
allerdings nur bis zu sechs Jahren - besitzen. Eine
Art „portable art", aus Randgebieten der Kunst
praktiziert. Die vom 26. März bis 3. Mai 1977
dauernde Schau zog in ihrer ersten Phase eine
Parallelshaw mit sich, die von der Eröffnung bis zum
19. April 1977 dauerte und im Atrium unter dem
Titel „KinderspieIpIätze der Welt" Aufnahme fand.
Entwürfe, Zeichnungen und Fotografien von Klaus
HerzoglNew York, City Department af City Planning,
und der American Society of Landscape Architects
Foundation u. a.
„Kunst um 1970lart around 1970" in Wien. Zu dieser
Ausstellung lud der Verein der Freunde der Neuen
Galerie unter dem Titel „Ein Anstoß, nach Wien
zu fahren". Wie man inzwischen weiß, ist es um
die Schenkung eines Teiles dieser so bedeutenden
Sammlung Ludwig - dieunter anderem achtzig
der wichtigsten Stücke aus Aachen in der Wiener
Schau vereint - zu intensiven Diskussionen um
Annahme und Unterbringung dieser kontemporären
Kunst in Wien gekommen.
Düsseldorf - Hetiens-Museum,
Galerie an der Düssel
Eine gekoppelte Ausstellung von Glas und Meister-
zeichnungen wurde hier am 13. Mai 1977 im Kunst-
museum eröffnet. „Leerdam Unica - 50 Jahre
modernes niederländisches Glas" und „Nieder-
ländische Meisterzeichnungen des 16.-17. Jahr-
hunderts". Als Inbegriff moderner holländisdier
Glaskunst ging unter „Leerdam Unica" eine Anzahl
freigestalteter Gläser in die Geschichte modernen
Glases ein. Die in den frühen 20er Jahren ent-
standenen Glasschöpfungen sind Unikate und waren
hier erstmals in einer umfassenden Übersicht zu
sehen. Bereichen durch sechs Zeichnungen
Rembrandts und zwei Blätter Jan von Goyens,
Leihgaben des Riiksmuseum Amsterdam, konnte
gleichzeitig aus den Beständen des hiesigen Graphi-
schen Kabinetts eine Auswahl niederländischer
Meisterzeichnungen zur Ausstellung gelangen.
In einer Multi-Personale unter dem Titel „Phan-
tastischer Realismus" vereinte die Galerie an der
Düssel vom 16. Mai bis 30. Juni 1977 eine namhafte
Reihe vorwiegend österreichischer Künstler. Zu
diesem Anlaß hat man nach den bisher veranstal-
teten Einzelousstellungen diesmal versucht, mit einer
guten Selektion der beteiligten Künstler einen
Überblick über die Differenziertheit dieser nicht
unbedeutenden Strömung der Gegenwartsmalerei
zu geben. (Abb. 1)
Hamburg- Museum tür Kunst und Gewerbe
Anläßlich der von uns bereits im vorigen Heft
gewürdigten 100-Jahr-Feier des Instituts hat das
' Museum mehrere Ausstellungen in diesem Jubiläums-
iahr vorgesehen. Unter den wichtigsten Eröffnungen
war die im Jänner erfolgte Schau „Kunst der
Antike", die am 24. März 1977 erfolgte Uffnung
der Schatzkammern „Frühe Fotografie", „Franzö-
sische Keramik der 20er JahrelSlg. Heuser".
Am 22. Juni 1977 folgte dann die Eröffnung „Hohe
Kunst zwischen Biedermeier und Jugendstil:
Historismus in Hamburg und Norddeutschland".
Sdtließlich die bedeutendste Sdtau „Barodrplastik
in Norddeutschland" am 16. September d. J. Als
feierlicher Ausklang folgt am 25. November 1977
eine Weihnachtsmesse der norddeutschen Kunst-
handwerker.
Hannover - Aus der Kestner-Gesellschaft
Der profilierte österreichische Graphiker Walter
Pichler war in der hiesigen Galerie vom 25. März
42
bis 1. Mai mit einer Retrospektive zu Gast. An-
schließend in der Whitechapel Art Gallery in
London, ausgestattet mit dem Katalog der Kestner-
Gesellschaft in englischer Version. Die Kunsthalle
Tübingen und die Staatliche Graphische Sammlung
in München sind weitere Stationen der Schau.
Karlsruhe - Badisches Landesmuseum
Die Sammlung der Keramik des Badischen Landes-
museums, die Objekte von der Töpferkunst der Stein-
zeit bis zur Gegenwart umfaßt, weist eine bedeu-
tende Gruppe von Porzellanfiguren des 18. Jahr-
hunderts auf. Das Rokako mit seiner Verspieltheit,
seinen Vorlieben für Allegorien und die Commedia
dell'Arte bietet sich an, in der grazilen Materie
Porzellan künstlerisch dargestellt zu werden. Das
Badische hat Obiekte der wichtigsten Porzellan-
manufakturenrwie Wien, Berlin, Nymphenburg,
Höchst und Ludwigsburg und vor allem auch Meißen
und Frankenthal. Der Leiter der Keramikabteilung
des Museums, Dr. Walther Franzius, erarbeitete
nun ein Bildheft, in dem er auf 54 Bildseiten Obiekte
vorstellt und dazu instruktiv die einzelnen Manu-
fakturen, Herstellungsverfahren und Themen
behandelt.
Köln - Kunstgewerbemuseum
Der Niederländer Piet Zwart, 1885 in Zaandiik
geboren, war Titelträger einer Ausstellung „Design
der zwanziger Jahre". Der Künstler, anfänglich
unter dem Einfluß Iebensreformerischer Sekten,
beschäftigte sich früh mit Philosophie. Um 1911
entstehen erste Möbelentwürfe, beeinflußt von
Berlage, den Wiener Werkstätten und De Stiil.
Freunde und Gefährten sind Van Doesburg, Huszar,
Rietveld und Mondrian. Erste typographische Ver-
suche um 1921. Über Lissitzky und Schwitters
entdeckt er die Fotografie, wird 1931 Gastdozent
am Bauhaus in Dessau. Schließlich wendet sich Piet
Zwart dem industriellen Design zu, auch theoretisch.
Merkwürdigerweise ist der Niederländer nicht in
die größere Künstlerlexika gelangt, obwohl er es
verdienen würde. In Köln nahm man somit die
Gelegenheit wahr, umfassend über den Künstler ein
Bild zu erstellen. Die Ausstellung resultiert aus
Beständen des Haags Gemeentemuseum, Den Haag.
KopenhagenlNew York - Atelierschau
Aladdins Hule
Anfang Juni hielt der Maler und Graphiker Adi
Holzer hier seine zweite Atelierschau ab. Die von
großem Erfolg begleitete erste Schau dieser Art,
1975, veranlaßte den austro-dänischen Künstler,
alle zwei Jahre in seiner Aladdins Hule neue Werke
vorzustellen. 1977, also heuer, präsentierte er die
„Zirkussuite" (25 Gouachen, 3 Ülbilder, 15 kleine
Ulbilder und 30 Federzeidmungenl sowie die Serie
„Das verlorene Paradies" (Adam-und-Eva-Motiv].
Adi Holzer, dem wir stärkste künstlerische Aktivität
und Produktivität bestätigen, ist auch heuer unge-
mein rührig. Im späten Frühiahr ging er nach
Washington, um mit Uwe Bremer auf der „Art 77"
seine Siebdruckmappe „Zirkussuite" vorzustellen.
Diese, von Ernst Hilger ediert, ist eingeleitet von
Prof. F. Winzinger und bereichert durch eine Novelle
von Peter Morginter. In seinem Blatt „Das ,Wichtige'
ist nicht immer wichtig" verpackt Holzer auf lyrisch-
aggressive Weise seine harte Mahnung an uns alle,
nicht den Krebsgeschwüren unserer Zeit, dem
Götzen „Auto", der Hektik, dem Streß, der depres-
siven „Hopeless", zu erliegen. (Abb. 2)
London -
Gallery Thomas Gibson Fine Art Ldt.
Hier zeigte man im Mai 1977 Pabla Picassos
„La Grue" (The Crane) aus dem Jahr 1952. Immer
wieder erstaunlich, auch anhand dieses Obiekts,
der Einfallsreichtum des großen Basken.
Unverkennbar in seiner Gestaltung, als Elemente,
obiets trouves: Gaskoks, Gabel, Schaufel auf
bemalter Bronze.
Das Obiekt stammt aus der Curt-Valentin Gallery,
Private CollectionlUSA, war auf zahlreidien Aus-
stellungen, zuletzt in der „Summer Loan Exhibitian",
1966, im New Yorker Metropolitan Museum of Art.
(Abb. a)
München - Kubin-Jahr und Villa Stuck
100. Geburtstag von Alfred Kubin: 10. April 1977.
Zahlreiche Ehrunen sind im Gange. Zwanzig Aus-
stellungen sollen das Werk dieses bedeutenden
österreichischen Künstlers zeigen. Die ersten sechs,
für 1977 geplant, wurden bereits eröffnet. München
beginnt, Baden-Boden, Frankfurt, Graz, Linz und
Schärding nahe dem Schläßchen Zwicklet, wo Kubin
die Hälfte seines Lebens lebte und sein gewaltiges
Werk schuf, folgen. Der Verlag EllermannlEdition
Spangenberg verlegte einen großen Gesamtkatalog
von Alfred Marks „Der Illustrator Alfred Kubin"
(2361 Buchillustrationen), ferner eine reich bebilderte
Biographie „Alfred Kubin" von Hans Bisanz,
gemeinsam mit dem Residenz-Verlag, Salzburg.
In München, am Haus Mandlstraße 26, in dem Kubin
wohnte, wird eine Gedenktafel enthüllt. Die Stadt
hat 1971 das Kubin-Archiv, in fünfzigiähriger
Sammelarbeit von Kurt OttelHamburg zusammen-
getragen, erworben. Dieses Archiv ist eine der voll-
ständigsten Sammlungen über Leben und Werk
eines einzelnen Künstlers. ARD, ZDF und ORF haben
sich am Jubiläumsjahr durch Ausstrahlungen von
Filmen beteiligt.
Der Stuck-Jugendstil-Verein EV lud für 11. Mai 1977
in die Villa Stuck zu einer Ausstellungseröffnung
„Käthe Kollwitz". Die Ausstellung dieser bedeu-
tenden sozialkritischen Künstlerin ist hier noch
bis 7. August 1977 zu sehen.
Nürnberg - Albrecht-Dürer-Gesellschaft
lm Germanischen Nationalmuseum veranstaltete
man zu Ehren des an der Nürnberger Akademie
tätigen Prof. Hans Wimmer anlößlich seines
70. Geburtstages eine Ausstellung von Plastiken und
Zeichnungen. Zur Einführung sprach Prof.
F. Winzinger (12. Mai bis 28. Juni 1977).
Gleichfalls im Germanischen Nationalmuseum fand
am 22. Mai 1977 die Eröffnung einer Ausstellung
des Malers und Graphikers Hans ErnipSchweiz,
statt. (Abb. 4)
Ein Ausstellungsdoppel bildeten in der Nürnberger
Galerie im Pellersdwlaß die beiden Österreicher
Rudolf Korunka und Erich van Ess mit Zeichnungen
und Aquarellen vom 22. April bis 22. Mai 1977. Beide
Künstler sind Schüler von Prof. Albert Paris
Güfersloh.
In ihren Kunstäußerungen kann man sie
als intensive Beobachter ihrer Umwelt bezeichnen,
die keinerlei Madeströmungen folgen. Heimo
Kuchling meint über die beiden Künstler: „Sie fliehen
nicht nach vorne, sie wollen dort Fuß fassen, wo
die Maler schon immer gestanden sind." (Abb. 5, 6)
Ohio - The Cleveland Museum of Art
Eine Reihe von Ausstellungen führt das Cleveland
Museum von April bis Dezember 1977 durch. Die
ersten: 15. März bis 26. Juni 1977: „Beetween past
and present: French, English, and American Etching
1850-1950". Anhand von 49 Radierungen wird hier
die Industrialisierung und Urbanisation West-
europas und Amerikas zwischen 1850 und 1950 fest-
gehalten. - 23. März bis 18. Mai 1977: „Japanese
screens from the Museum and Cleveland collec-
tians". Hauptthemen und Stil dieser Gattung iapani-
sdwer Malerei auf Stellsdiirmen mit ihrem reichen
Dekor von Tierszenen und solchen des iapanischen
Lebens sind Gegenstand dieser Schau. - 15. April
bis 29. Mai 1977: Man feiert das Rubens-Jahr mit
„Rubens in the Cleveland Museum of Art: a tribute
to his 400th anniversary". Aus den Beständen des
Cleveland Museums konnte man Gemälde, Zeidi-
nungen und Drucke zum feierlichen Anlaß des
großen Barockmeisters zur Ausstellung bringen.
Parmo - Galleria A - arti visive
Paolo Venini, einer der bedeutendsten Kreateure
der neueren italienischen Glaskunst (1895-1959),
begann 1921 nahe Venedig in Murano in einer
Periode extremster Depression Gläser in neuem Stil
zu schaffen. Von der Herstellungsweise über-