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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 153)

Eine wahre Flut von abstrakt-monochromen, 
nach neuerer Version „analytischen" Bildern do- 
miniert. - Gotthard Graubners„Dharma"(Abb.5) 
knüpft schon durch den Titel an den eigentlichen 
Begründer der Richtung noch vor aller Post- 
Painterly-Abstraction und Colorfield-Malerei, 
nämlich den Russen Kasimir Malewitsch, an, 
einen Mystiker, der mit seinen Bildern die Un- 
endlichkeit, das All-Eine, das Nichts, das Nir- 
wana darstellen wollte. Auf einer anderen, mehr 
,.rationalistisch-technischen" lnterpretation ihres 
monochromen Schaffens beharren u. a. Gian- 
franco Zappetini und Jerry Zeniuk mit Argumen- 
ten, die sich schon bei Leering (siehe oben] 
und nach neueren Manuskriptfunden vielleicht 
auch bei Malewitsch finden. Das Bild nimmt 
 
also auf nichts mehr Bezug, was außerhalb sei- 
nes Rahmens liegt, bedeutet nichts mehr als sich 
selber. Es wird Bild-Objekt. Unmittelbar an den 
Werken ist der Unterschied freilich oit schwer 
festzustellen. Herrschen die Manachromen in der 
Abteilung Malerei absolut vor - die Realisten 
und einige wenige Beispiele etwa der Kunst 
von Andy Warhol, Frank Stella, Malcolm Morley, 
Jasper John, Willem de Kooning haben mehr 
oder weniger nur Alibifunktian -, so dominiert 
bei den Plastikern Minimal-art ebenso unbe- 
streitbar. Dies auch in der „Verbindung mit 
,Land-art'", wie man das die Landschaft an- 
geblich gliedernde und akzentuierende, auf ihre 
Eigenheiten eingehende Anbringen von Latten, 
Stäben, Stegen (Michael Singer, George Trakas), 
einer langen, mehrfach geknickten, niederen 
Wand aus Eisen (Erich Reusch) und von Tele- 
grafenmasten, die man niedergewalztund zerbrav 
chen hat (Robert Grosvenor), auf den hügeligen 
Wiesenflöchen der Karls-Aue in der Gegend der 
documenta-Gebäude nennt. 
Minimal-art ist Kunst mit allereinfachsten Ele- 
menten, und Minimal-art in Verbindung mit 
Land-art seien demgemäß auch schon die bei- 
den [e 40 Meter langen Wasserrinnen, die Paul 
lsenrath ohne ieden praktischen Zweck auf der 
Wiese plazierte (Abb. 4). Mehr Phantasie ent- 
wickeln Alice Aycocks karge hölzerne Geister- 
stadtfassaden auf dem Wiesengelönde (Abb. 10), 
die wohl gar nicht mehr recht zur Minimal-art 
gehören. Ganz und gar Minimal-art aber ist 
Reiner Ruthenbecks ziemlich tief höngendes Kreuz 
aus zwei gleichlangen Flacheisenstäben, ange- 
bracht an einer Söule im Portikus des klassizisti- 
schen documenta-Houptgeböudes - um Aggres- 
sivität bei dem Eintretenden zu entwickeln, dem 
es sich gleichsam in den Weg werfe, „um mit 
des Porticus auszustreichen", entnimmt man 
auch sonst häufig um Tiefsinn ringenden K 
lagtext. 
Einen Riesenaufwand für nichts oder b: 
für etwas, das dem Kunsttouristen zu leisten 
liegt, verursachte Walter de Marias „Vertil- 
Erdkilorneter" - ein massiver Messingstab 
5 Zentimeter Durchmesser, der in ein Bohr 
von ein Kilometer Tiefe versenkt worden ist 
er in seiner ganzen Länge ausfüllt) und nun l 
mehr gesehen werden kann. Die Menschen 
len ihn sich vorstellen; so werde er sie „( 
anregen, über die Erde und ihren Ort im 
versum nachzudenken", meintderKünstlenÄ: 
tisch ebenfalls irrelevant ist die vielzitierte , 
nigpumpe" von Joseph Beuvs mit ihren be 

	        
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