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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 153)

A Künstlerprofile 
Karl A. Wolf 
 
1908 in Wien geboren, ist Autodidakt. Er 
begann nach dem Krieg zu malen und wandte sich 
um 1960 der Bildhauerei zu. In der letzten Zeit ist es 
wieder das Tafelbild, das ihn mehr und mehr 
beschäftigt. 
Seit Anbeginn finden wir bei ihm die Farbe Blau 
dominierend, dazu kommen noch ein Rot und ein 
Weiß. ln seinen früheren Perioden gab es vor allem 
Bilder gewaltigen Ausmaßes, in denen, gleich einer 
Schöpfungsphase, sich die Materie mit dem Licht, 
das Dunkel mit der Farbe verbindet. Das ergibt eine 
ständige Bewegung, ein Auf- und Abwallen, ein 
Hervorbrechen und Zurückweichen in die Bildebene. 
Mit diesen Arbeiten war Wolf auch 1970 in Venedig 
auf der XXXV. Biennale vertreten. 
Seine ietzigen Bilder sind etwas ruhiger geworden. 
Schon jene Reliefs, die der Künstler 197i in der 
Galerie Passage in Wien gezeigt hatte, weisen auf 
eine Verknappung im Stil, auf das Suchen nach 
gewissen Sigeln, gewissen Zeichen, die für unsere 
Zeit signifikant sind. Dabei stieß Wolf unter anderem 
auch auf die Ziffer, auf die Kombination einiger 
Zeichen, die zur Nummer werden, zu einer Nummer, 
unter der alles, auch der Mensch selbst, in eine von 
Menschen erdachte Ordnung gereiht werden kann. 
Wir finden diese Zeichen auch in vielen seiner 
letzten Bilder immer wieder. Nach wie vor ist das 
Blau stark vertreten, und ein Bild wie „La Mancha", 
das von einem heftigen Gelb beherrscht wird, ist 
eine Ausnahme in seinem CEuvre. Wir können 
iedoch feststellen, daß Rot und Violett sich zu 
großen Flächen vereinigt haben und damit mehr 
Kraft bekamen. Überhaupt sind alle Formen groß- 
flächiger und geordneter geworden, der Gegenstand 
und die Gegenstandsfragmente haben an Raum 
gewonnen. Neben der Zahl spielen auch oft 
technische Formen eine wichtige Rolle in den neuen 
Werken. 
Formal finden wir von den „Zeichen" der Reliefs 
zu den ietzigen Bildern mit „Die tote Stadt" einen 
klaren Übergang. Auch hier wird mit wenigen, fast 
graphischen Mitteln, Farbbalken, eine Ausdrucks- 
intensitüt erreicht, die von einer Spannung 
beherrscht wird, wie wir sie etwa von Franz Klines 
Pinselführung her kennen. 
Über „Das konstruierte Gesicht" und „Das Röntgen- 
bild", beide mit Einzelheiten an Wolfs plastisches 
Schaffen anschließend, sehen wir geradezu eine 
Umkehrung sich im Thematischen anbahnen. Waren 
die früheren Bilder nahezu hymnische Gesänge auf 
Entstehung, auf Werden und Anfang, so sind in 
diesen Werken endzeitliche Manifestationen 
erkennbar. Dafür sprechen, vielleicht unbewußt, auch 
viele Titel, etwa: „Endstotion Kasperltheater", 
„Requiem auf ein Jahrhundert" und „Warten auf die 
Auferstehung". „Der Garten Eden" und „Anatomie 
einer Landschaft" sind noch in der alten „kosmischen 
Art" und sehr bewegt komponiert, doch die vorhin 
genannten Bilder zeigen deutlich die „Erfolge" der 
menschlichen Bemühungen. Ersichtlich wird es in der 
Technisierung der „Bodenstation" und der 
„J0ngliermaschine": Der Mensch ist, wie am Anfang, 
nicht vorhanden, doch die Starre greift um sich, die 
Kühle und ein unbekanntes Gefühl der Angst. 
Schließlich sind die Dinge in „Warten auf die 
Auferstehung" auf einem weiten Feld hingestreckt, 
ohne Bewegung. Das Wogen und Wollen der 
früheren Arbeiten Wolfs ist verschwunden. Starre 
bleibt, da gibt es sogar einen festen Horizont. Ist 
es die Grenze der Hoffnungslosigkeit oder ist es der 
Silberstreifen der Hoffnung? Wir wissen es nicht. lst 
es ewiges Warten oder kommt einmal über diesen 
gebogenen Horizont Herr Godot hachgestiegen? 
Alois Vogel 
1 „Warten auf die Auferstehung", 
1973 
„Das konstruierte Gesicht", 
1974 
Karl Anton Wolf 
t-Dus Roritgenbild", 1974 
labile
	        
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