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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 154 und 155)

ias (Steine des Gottes Vishnu) Beachtung 
an (Abb. 12], die ästhetisch dem „Vorbildm 
Spurensicherung, etwa Nikolaus Lang 
i. ll) „folgen"". 
son hat 1975" einige Gegenüberstellungen 
acht, etwa das astrologische Blatt (Abb. 5) 
in einem Bild von Paul Klee. Nur dadurch, 
das Blatt unten beschnitten ist, gewinnt es 
we Monumentalitöt; nur dann, wenn man 
in absieht, daß in das astrologische Koordi- 
nnetz von links ein Shiva-Lingam (schwarz) 
ringt und die wenigen Grundfarben sym- 
che Bedeutung haben, kann man überhaupt 
Vergleichsbasis mit Klees teppichhaftem, 
enreichem Bild schaffen". 
es und zahlreiche andere Bildpaare ver- 
en weniger auf Gemeinsamkeiten als auf 
Vermittlungsebene unseres lnterpretations- 
zlortes, den es bewußt zu machen gilt. Ne- 
Rawson hat Hermann Kern derartige Bezüge 
ezeigt, einmal die Yoga-Asanas und -Mudras 
Badylanguage vergleichend", dann tektoni- 
2 astronomische Instrumente an moderner 
itektur messend". 
bei diesen Versuchen gefehlt hat, sind die 
rien der Vergleichsmöglichkeiten. Die Ver- 
Jigung über die historische Distanz hinweg 
igt erst im gleichzeitigen Aufweisen der 
rschiede. Ein paar Ansätze in diese Richtung 
hier versucht worden. Die unzähligen Kunst- 
nungen der letzten Jahre haben mehrere 
enzen: den Rückzug des Künstlers auf sich 
t, gleichzeitig mit dieser Hermetisierung ein 
icht auf Gestaltungssorgfalt; damit zugleich 
Entdeckung der Kunst der Naiven, Geistes- 
ken, Outsider. Andererseits die Ausweitung 
Mediums in Gesellschaft und Natur (Ready- 
e, Land-art, Environment, Happening, Spu- 
cherung). Die Tendenzen schließen sich no- 
:h nicht aus, im Bodylanguage, in der Spu- 
 
 
rensicherung, in den individuellen Mythologien 
verbinden sie sich. 
Diese Zusammenhänge sind die wichtigsten Vor- 
aussetzungen zur Entdeckung der Tantra-Kunst. 
Während das erste Moment der esoterischen 
Autistik wegen der Funktion der Werke sofort 
einleuchtet, ist das zweite, die Ausweitung auf 
die Natur, ein Kennzeichen nicht nur der Tantra- 
Kunst, sondern ieder mythisch behafteten Seh- 
weise, um die sich Kunstgeschichte nur selten 
kümmert - weil sie nicht zur Entstehung „richti- 
ger Kunstwerke" führt. Mit der Wandlung des 
Kunstbegriffes hat sich das geändert. 
Die tantrische Transponierung erfaßt nach und 
nach alle Bereiche, es wird alles als Wirkungs- 
feld der Shokti verehrungswürdig und mit dieser 
bewußtseinsmößigen Transponierung auch ge- 
staltungsföhig. Jede Analogie wird in einem ma- 
gischen Beziehungsakt bedeutungsvoll: ein 
Ameisenhügel am Fuße eines Baumes zum Lingam 
am Merudandam (Weltachse), zusammengewach- 
sene Böume zum Ehesymbol, das, mit verschie- 
denfarbigen Bändern umwickelt, zum heiligen 
Bezirk wird; Pflanzen oft zu Vertretern der Gott- 
heiten, ganz allgemein Natur zum Ready-made 
einer sakralen lntegrationstendenz. 
Solange Tantra-Kunst nicht definitarisch einge- 
schränkt werden kann, wird die Wandlung un- 
serer Vorstellung davon weitergehen. Im riesi- 
gen Reservoir lndiens wird sich immer wieder 
etwas dem Heute Entsprechendes finden lassen 
- vielleicht ist das das einzig Sichere, was man 
über das Problem Tantra-Kunst heute sagen kann. 
Auf der Vermittlungsebene treffen der religiöse 
Kosmos des Tantrismus und der ästhetische Kos- 
mas unserer Zeit aufeinander. An den Kontakt- 
stellen, den scheinbaren Analogien, vermögen 
wir Interpretationen zu schaffen. Die Ausein- 
andersetzung mit Vergangenheit schafft diese 
immer neu und verweist auf die eigene Situation. 
'ogini, Orissa 19. Jh., bemulfes Holz. 
lie realistische Figur als Gestalt der göNlichen 
nergie (Shakti) dienr clls Kullbild einer spiri- 
uellen Vereinigung 
kuckstock für rituelle Stoffe, Guiarot, "I8. Jh., 
Aeiall auf Holz. 
lie Pfeile weisen auf die in alle Richtungen 
lrebende kosmische Energie 
Zerhurd v. Graevenitz, Kinelisches Obiekf, 1966. 
Jie zeiigenössische kinelische Dynamik hat die 
Iezepiion für TunVru-Werke (Abb. 9) vorbereitet. 
)ie dort ungedeuieie weicht hier der Tatsäch- 
ichen Bewegung 
'agini, Orissa "I9. Jh., bemaltes Holz. 
)ie realistische Figur als Gestalt der göttlichen 
nergie (Shoktil dient als Kultbild einer spiri- 
uellen Vereinigung 
huckstack für rituelle Stoffe, Guiarat, 1B. Jh., 
Aetall auf Holz. 
lie Pfeile weisen auf die in alle Richtungen 
trebende kosmische Energie 
Eerhard v. Graevenitz, Kinetische: Obiekt, 1966. 
)ie zeitgenössische kinetische Dynamik hat die 
Iezeption für Tantra-Werke (Abb. 9) vorbereitet. 
)ie dort angedeutete weicht hier der tatsäch- 
chen Bewegung 
Anschrift des Autors: 
Dr. Thomas Zaunschirm 
Kunsthistarisches Institut 
der Universität Salzburg 
Zillnerstraße 6 
5020 Salzburg 
ll 
Nikolaus Lang: Versuche zur Sichtbarmachung 
von Erdfarben (-1976). _ 
Das Sammeln von Proben erfolgt ohne kreati- 
ven Eingriff. Das ineinander fiktiver Wissen- 
schaft und ästhetischen Ergebnisses bezeichnet 
eine neue Phase zeitgenössischer Kunst, die der 
Rezeption tantrischer „Spurensicherung" (Abb. 
12) parallel läuft 
Shalagramas, Raiasthan (18. Jhß). 
Die Darstellung von Steinen des Gottes Vishnu 
verweist auf die mythische Identifikation von 
natürlichen Gegenständen mit dem Göttlichen. 
Es ist religiöse „5purensicherung" (vgl. Abb. H) 
 
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Anschrift des Aufors: 
Dr. Thomas Zounschirm 
Kunsfhisforisches Institut 
der Universität Salzburg 
Zillnerslruße 6 
5020 Salzburg
	        
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