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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 154 und 155)

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Als eine Polemik gegen Duchamp beginnt, was 
Raoul Hausmann 1967 über den „Kopf" von 
1921 schrieb. Hier wird Dada-Geist in einer 
sympathisch autonomen, innerlich freien Weise 
offenbar. 
„Was, Mona Lisa?" fragt Hausmann. „lch sah 
ieden Tag in den Schaufenstern Puppen aus Pa- 
piermache, und ich sah, daß sie schön waren. 
Ich sagte mir: einen Gegenstand nehmen und 
seinen Namen darunter setzen (was, wie man 
weiß, sowohl Marcel Duchamp als später auch 
Andy Warhol taten, d. Verf.) ist zu einfach, 
man muß trotz allem eine Idee haben. Schon 
seit langem hatte ich entdeckt, daß die Leute 
keinen Charakter haben und daß ihr Gesicht 
nur ein vom Friseur gemachtes Bild ist. Warum 
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also nicht einen von einem einfachen naiven 
Geist hergestellten Kopf nehmen, an dem die 
Friseurlehrlinge das Perückenmachen üben. Nur 
die Idee! Ich wollte den Geist unserer Zeit 
enthüllen, den Geist eines ieden in rudimentärem 
Zustand... Ein Alltagsmensch hatte nur die 
Fähigkeiten, die der Zufall ihm auf den Schädel 
geklebt hatte, äußerlich, das Hirn war leer. Ich 
nahm also einen schönen Halzkapf und polierte 
ihn lange mit Sandpapier. Ich krönte ihn mit 
einem ausziehbaren Feldbecher. Hinten brachte 
ich eine schöne Geldbörse an. Ich nahm ein 
kleines Schmuckkästchen und setzte es an die 
Stelle des rechten Ohrs. Ich fügte innen noch 
eine Druckwalze hinzu und einen Pfeifenstiel. 
Jetzt zur linken Seite. Ach ia, ich hatte Lust, das 
Material zu wechseln. Ich setzte auf ein hE 
nes Lineal ein Stück Bronze von einem 
und veralteten Fotoapparat und sah mir 
an. Ach, nun brauche ich noch diese k 
weiße Kappe mit der Ziffer 22, denn nati 
hatte der Geist unserer Zeit nur numer 
Bedeutung. So steht er da noch heute 
seinen Schrauben in den Schläfen und e 
Stück Zentimeter an der Stirn: Denn er 
der Beschränkung zeigt sich der Meister. I 
nicht lieb?" (Hausmann, zit. Kot. 3150). 
Die eigentümlich präzise, heitere Grazie vor 
Wieners Stil kommt auch in dem Porträt Co 
Felixmüllers, eines Malers und Zeichners 
„Neuen Sachlichkeit", zum Ausdruck (Abb. 1I 

	        
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