MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 154 und 155)

 
Abtkreuz von Mondsee, Korpus, 
Limoges, erste Hälfte 13. Jahr- 
hundert, 0a. Landesmuseum Linz, 
Leihgabe, 
Abtkreuz van Mondsee, Kreuz, 
Limoges?, erste Hälfte 13. Jahr- 
hundert, ob. Landesmuseum Linz, 
Leihgabe. 
nmerkungen 1-15 
Pirmin Lindnar, Manasticum Me- 
tropolis Salisburgansis antiquae, 
Salzburg 1908, S_ 316. - Der hl. 
xlValf ang, Mandsee 1976, Kat.- 
r. 7 . 
Romanische Kunst in Usterreidt, 
Krems 1964, KaL-Nr. 161. 
Ernest Rubin, lfceuvre de Limo- 
ges, Paris 1890, S. 555. 
J. J. Marquet de Vasselot, [es 
crosses limousines du Xllle siecla, 
Paris 1941, Nr. 4. 
Marquet de Vasselot, Nr, 3, 5. 
Anton Wilhelm, Vorromantisdier 
Kruzifixus im Linzer Sdtloßmu- 
seum, Untersuchun (un edrucktes 
Manuskript). Die gamm ung Wil- 
helm in Linz besitzt aus dem 
Stift Mandsee stammendes Kir- 
chengerät, welches zum Teil dem 
o5. Landesmuseum übergeben 
wurde. 
Leanard von Matt, Die Kunst- 
sammlun en der Bibliotheca a o- 
stolica aticana Rom, Köln 1 69, 
Abb. 136 - Paul Thoby, Les croix 
limousines, Paris 1953, Nr. 36. 
Hermann Fillitz, Die Spätphase 
des langabardischan Stiles, in: 
Jahrbuch der Kunsthistcrischen 
Sammlungen in Wien, Bd. 54, 
1955, 5. 7 ff. 
Fillitz, Abb. 1-5. 
Adolf Galdschmidt, Die Elfenbein- 
skulpturen, Berlin 1914-1918, 1973 
bis 1916, Bd. 2, Nr. B3, 130, 182, 
184, Bd. 3, Nr. 158 - Fillitz, Äbb. 
12, 42-44. 
Fillitz, Abb. 21. 
Goldschmidt datiert Bursa und 
Buchdeckel in das 11. Jahrhundert 
und nimmt an, daß es sid1 bei 
dem Deckel ehemals um ein Käst- 
chen gehandelt habe, was aus 
den Stückelungen deutlich sicht- 
bar wird. 
Thoby, Nr. B9. 
W. F. Stahlmann, Gli smalti de 
Museo Sacro Vaticano, Rom 1939. 
Carl Pfaff, Scriptarium und Bi- 
biliothek des Klosters Mondsee im 
hahen Mittelalter, Wien 1967, 
Dies ist in diesem Falle unmöglich, da das Kreuz 
aus dem 13. Jahrhundert stammen muß, wenn man 
nicht anehmen will, daß der Korpus auf das 
Kreuz passend gearbeitet wurde, was doch sehr 
unwahrscheinlich ist. Bei dem Kreuz handelt es sich 
um eine sehr elegante Arbeit mit hakenförmigen 
Balkenendigungen. Es weist einen Bänderdekor auf, 
den man dem sogenannten langabardischen Stil 
zurechnen mut3'. Die Kreuzform und das Ornament 
finden sich häufig aut Platten in Civiale. 
lm Ornament sehr ähnlich ist ein weiteres aus dem 
Salzburger Bereich stammendes Werk, die Bursa 
des Petersklosters in Salzburg, heute im Metropolitan 
Museum in New York". Es handelt sich um ein 
Bänderwerk, dessen wellenförmige Bewegung lauter 
kleine ineinandergesteckte Kreise ergibt, in deren 
Mitte kleine Punkte punziert sind. Ein solches 
Ornament weist eine ganze Gruppe von Bein- 
behältern auf: die Bursa von St. Peter in Salzburg, 
ein Buchdeckel in St. Peter in Salzburg (wohl 
ehemals ein Kästchen), ein Kästchen in Werden, 
ein Kästchen im Domschatz von Chur, 
eine Pyxis im Domschatz von Trier, ein 
Kästchen im Schnütgenmuseum in Köln und eines 
im Kunsthistorischen Museum in Wien". Das 
Ornament kommt ahne Zweifel aus dem Iango- 
bardischen Raum, wo wir es am Baldachin des 
Taufbeckens des Doms von C idale finden". 
Auffallend ist, daß sich allein im Salzburger Raum, 
dem man Mondsee ia zurechnen muß, drei Obiekte 
mit dieser Ornamentik erhalten haben: 
die Bursa und der Buchdeckel von St. Peter und 
das Kreuz von Mondsee. Da Mandsee in der Nähe 
Salzburgs liegt, würde dies für eine Entstehung im 
salzburgischen Bereich sprechen. Dem stellen sich 
iedoch verschiedene Schwierigkeiten in den Weg. 
Erstens ist wohl anzunehmen, daß das Kreuz 
zusammen mit dem Korpus in Limoges entstanden 
ist und zweitens werden die Bursa und der 
Buchdeckel von St. Peter von der Forschung in das 
10. und 11. Jahrhundert datiert". Es gibt unter 
den zahlreichen erhaltenen Kreuzen von Limoges, 
die Thoby mit Gründlichkeit untersuchte, keines, 
welches dem Mandseer gleicht. Er unter- 
scheidet zwar eine eigene Gruppe von vergoldeten 
Kupferkreuzen ohne Holzkern, iedoch ist keines 
dieser von Thaby publizierten Kreuze dem Mandseer 
Kreuz ähnlich. Formal kommt diesem am nächsten 
das Kreuz von Agnam, iedoch ist hier der Dekor 
verschieden". Keines der Limager Kreuze enthält 
eine Goldmünze. Es wäre theoretisch möglich, daß 
nur der Korpus des Kreuzes zusammen mit der 
Krüme des Stabes aus Limoges erwarben wurde, 
während das Kreuz in Salzburg gearbeitet wurde. 
Dem widerspricht iedoch die frühe Dalierung der 
Beinarbeiten mit langabardischem Ornament. Eine 
Entstehung in Italien, wie sie Stohlmann für das 
Kreuz von Agnani annimmt, ist unmöglich, weil die 
Krüme des Stabes ebenfalls aus Limages stammt". 
Das Kreuz von Mondsee nimmt iedenfalls unter 
den Limager Arbeiten der ersten Hälfte des 13. 
Jahrhunderts eine Sonderstellung ein, nicht nur 
was die Kreuzform betritt, sondern auch in bezug 
auf die besonders qualitätvolle Gestaltung. Daß 
gerade in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die 
Abtinsignien für Mondsee erworben wurde, läßt 
sich aus der Geschichte des Klosters nicht erklären, 
es sei den, man nimmt an, daß die häufigen 
Brände der Zeit die Ursache waren". Tatsache ist 
iedoch, daß in vielen Klöstern Österreichs und 
Süddeutschlands Stäbe und Kreuze dieser Art zu 
finden sind, so daß anzunehmen ist, daß einfach 
das Angebot die Ursache der Erwerbung dieser 
Obiekte war. 
 
83
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.