znsensky-Eühne, i. Ausgabe
tVorhang
wreiber, Eßlingen, „Großes
eater", Dekoration: Walfse
ilucht mit Samiel und MGX
uppe GUS Figuren und Text-
ch „Martha" oder „Der Markt
n Ridimond", Verlag: Sdirei-
r, Eßiingen
zimtheoter in ßidu und edid.
ikorutian und Figuren von
ahmigke a Riemschneider,
suriippin
Das Solzburger Museum Carolino Augusteurn beabsichtigt,
im Zuge der Errichtung eines eigenen Spielzeugmuseums im
historischen Bürgerspilal irn kommenden Jahre eine
besondere Abteilung zur Dokumentation der Geschichte und
des Fmmenreichtums der Papiertheater des 19. idnrniinderis
einzurichten. Ein reicher Fundus von über vierzig spiel-
bereiten Bühnen GUS der Sammlung Folk mit fast allen
seinerzeit gängigen Stücken GUS dem Repertoire des
Welltheaters, der Oper und des Lustspiels sowie einer Fülle
Vorl Krndere und Märchenstücken wird ausreichend
Material für einen „TheulerSOGl" geben, dessen Inhalt
durchaus in mancherlei Hinsicht III gegenwartsbezagenen
Gedanken anregen kann.
mit mehr als einer Signatur an das geduldige
Papier weiterzugeben.
So finden sich - um nur ein Beispiel zu nennen - in
der Bogenkollektion von Renner 81 Co., Nürnberg,
Motive von Scholz, Mainz, und Winckelmann, Berlin.
- Wo gar seitenverkehrt „übernommen" wurde,
liegt das Bestreben, es sich mit einem Abklatsch
leichtzumachen, offen zutage. Durch eifriges
Kopieren gelungener Vorlagen, die nicht selten
aufgrund von Kostümen und Dekorationen von
Uraufführungen entstanden waren und gelegentlich
sogar den persönlichen Ausdrucksstil der
Protagonisten Wiedergaben, entstanden interessante
Traditionen und stilistisch festgefügte Begriffe einer
in gewissem Sinne internationalen „Papiertheater-
Klassik".
Die unzweifelhafte Nähe der Papiertheater zu den
großen Bühnen, was Ausstattung und Repertoire
anlangt, forderte immer wieder zu Untersuchungen
über den Quellenwert der Papiertheater für die
theaterwissenschaftliche Forschung heraus. Teils
saßen tatsächlich Zeichner der Verlage heimlich als
Spione oder auch hochoffiziell eingeladen bei den
Proben, teils waren die Bühnenausstatter selbst -
wie etwa Theodor Jachimowicz, der Ausstatter der
Wiener Hofoper - den Verlagen als Zeichner
verbunden. Die Steindrucktechnik gab überdies die
Möglichkeit, auf Theaternovitöten und wichtigen
Premieren unmittelbar mit der Herausgabe
entsprechender Bögen zu reagieren. So scheint sich
mit dem Blick zurück ins 19. Jahrhundert eine
paradiesische Landschaft schöpferischen Spiels mit
dem Theater voll Phantasie und geistiger
Bereicherung zu öffnen. Bis auf einige englische
Produkte und wenige deutsche Liebhaber-Reprints
im Zuge der Nostalgiewelle gibt das einst so
wichtige Papiertheater heute kaum noch Lebens-
zeichen. Es ist in seiner alten Form für die Menge
zwar noch liebenswert, aber rnuseal geworden.
Warum?
Vielleicht war die Faszination der_ bewegten Bilder
stärker als die „Momentaufnahmen", die einander
auf der Papiertheaterbühne nur stockend ablösen
konnten. - Bereits 1833, also noch vor der eigent-
lichen Blütezeit der Papierbühnen, hatte der Wiener
Verleger Trentsensky gemeinsam mit dem Erfinder
Simon Stampfer ein zweiiöhriges Privileg zur
Erzeugung des Stroboskops, einer Scheibe mit
bewegten Bildern, erworben, und bald l_eiteten
Praxinoskop, Lebensrad und bewegliche Proiektionen
mit der „laterna magica" ins Zeitalter des Films
und schließlich des Fernsehens im Kinderzimmer
über. Nur ein Vetter des Kindertheaters aus Papier,
das Puppentheater, scheint sich auch in die neuen
Verhältnisse zu fügen.
Vielleicht nimmt heute das direkte, nicht auf
Papierfigürchen übertragene Rollenspiel der Kinder
nach Vorbildern aus TV-Serien einen Teil der
Stellung ein, die einst das Papiertheater hatte.
Vielleicht fehlte es heute auch nur, weil es an der
mitreißenden schöpferischen Vitalität großer zeit-
genössischer Dramatiker und Übersetzer mangelt.
- Hochhuts „Tod eines Jägers" als Papiertheater-
aufführung? Kaum denkbar! Vielleicht wartet es
aber auch nur auf seine Wiedergeburt aus den
Bedürfnissen einer kommenden „Freizeitgeseil-
Schaft", die sich ihre persönlichen Probleme mit
Schere, Kleister und Premieren von der Seele
spielen will.
85