behandelt, eine wahre und echte Kunft ift. Bei feiner Heimkehr
aus Holland rief er feinen ihn verfammelt erwartenden Freunden
freudig entgegen: »Nun weiß ich, was ich will und foll!« Er
hatte Recht damit, und die Arbeiten namentlich diefer letjten
Phafe feiner künftlerifchen Entwicklung, die ihm den Zuftand
geruhfamer Reife und ficherer Könnerfchaft brachte, find es, die
auch dem überfeinerten Gefchmack der künftlerifcb fchier bis
zur Perverfität kultivierten Nachwelt ftandhalten. Sein von
jeher brillantes Kolorit, feine eminente Zeichenficherbeit, die in
der Subtilität des Krayonftrichs zuweilen an Klimt gemahnt,
gewannen eine ungemeine Schönheit, Wahrheit und Prägnanz.
Sein Vortrag der Farbe wuchs mit dem Dinglichen fo innig
zufammen, daß es lauteres Ergötjen und flugenwolluft ift, ihre
Harmonie wahrzunehmen. So wie von felbft die fchwer hangende
Frucht fich prallt und reif geworden abfällt, entftanden nun in
rafcher Aufeinanderfolge in gleichfam mübelofer Arbeit koftbare
Bildwerke. Da, unvermutet, urplötjlicb, trat der Tod hinter ihn.
Es gab ein graufiges Ringen. In der Vollkraft der beften
Mannesjahre wollte fich Danhaufer, der die Kunft, das Leben
und die Menfchen liebte, nicht feigmütig ergeben. Der erbitterte
Kampf, den er focht, war ebenfo fchmerzlich wie vergeblich.
Am 4. Mai 1845 unterlag er dem Unerbittlichen im Typbusfieber.
Sein Begräbnis geftaltete fich zu einer grandiofen Trauerkund»
gebung — und doch, wenige Jahve hernach war er und fein
Werk vergeffen und verfcbollen. Erft jetjt ftebt er, dank den
Bemühungen der fo viel gefcboltenen »Modernen« in feinem
Werke wie Waldmüller wieder auf und wird weitläufig. □
JOSEPH DANHAUSER Gattin des Künftlers
DHS ÄSTHETISCHE PROBLEM IN DER
PHOTOGRAPHIE (Schluss)
ii.
D ie eigenartigften und intereffanteften Schöpfungen wird der
Photograph dort erzielen, wo er gleichfam freifcbaffend
verfährt, im Porträt und in jenen auf dekorative Effekte
binarbeitenden Aufgaben, in denen die Landfcbaft, die Pflanze
oder das fonftige dargeftellte Objekt nur Mittel zum Zweck ift,
die Wunder des Lichtes mit feinem Gegenfat), dem Schatten, zu
offenbaren. Im Porträt wird er jeden kühnen, originellen,
dekorativen Gedanken wagen können, natürlich auf Koften der
fogenannten pbotograpbifcben Porträttreue und jede durch Licht»
oder Schattenwirkung erzielte Originalität kann den Vorzug
des Intereffanten haben, wenn fie auch auf Koften der pfründner»
haften Deutlichkeit gebt. Wir wiffen zu genau, daß jeder zweck«
voll angeftrebte Grad von dekorativer Verfcbleierung geeignet
fein kann, der Porträtaufnabme einen myftifcben Glanz zu geben,
eine Vergeiftigung hineinzutragen, die das Unbedeutende be=
deutfam macht und über das Modell hinaus eine neue, in fich
felbft beruhende Schönheit geben kann. Daß das Bild möglicbft
groß im Rahmen erfcheinen, alles ftörende Beiwerk, das die
Abficbtlicbkeit des Arrangierens ausdrückt, vermieden und die
böcbfte Zucht der Vereinfachung angeftrebt werden foll, gehört
zu den banalen Grundfäfjen der Amateurkunft, bei denen wir
uns nicht mehr aufzubatten haben. »Die Einfachheit ift die
letjte Zuflucht komplizierter Naturen.« Aber außer jenen rein
künftlerifchen Arbeiten, wo es dem experimentierenden Amateur
vergönnt ift, fcböpferifcb zu arbeiten, gibt es febr viele Auf«
gaben für ihn, die im Dienfte einer Kulturfacbe fteben. Hier
ift das Objekt nicht mehr bloß Träger des Lichtes, wie in den
Augen der Impreffioniften, denen der menfcblicbe Körper, Früchte,
ein zerbrochener Krug und ein paar Zwiebeln vom malerifcben
Standpunkt gleichwertig erfcheinen, weil fie ihm in erfter Linie
nur als Offenbarungsmöglichkeit des Paradiefes der fcbönen
Farben und des Lichtes erfcheinen, das diefen Farben erft das
vibrierende Leben einbaucht. Wenn es fich darum bandelt, die
Schönheiten und die Überlieferungen der Heimat zu buchen,
architektonifche Werte in der Landfcbaft, im Städtebau und in
der Heimatkunft aufzufaffen und lichtbildnerifch darzuftellen,
eine Sache, die beute ziemlich weite Kreife befchäftigt und zur
Tagesaufgabe des Photographen gehört, dann fteht das Problem
anders vor uns. Der entdeckungsfreudige Schönbeitsfucher ver»
fährt nicht mehr fetbftberrlicb, er ift nicht mehr in erfter Linie
Impreffionift, fondern fozufagen Architekt, der klar und meßbar
zeigen will, was lineale und proportionale Schönheit heißt. Ein
inftinktives Moment tritt in den Vordergrund. An Stelle der
Nuance regiert die Linie. Was in erfter Linie intereffiert ift
nicht die Aufnahme, fondern das Objekt, während im erften
Falle bei dem rein lichtkünftlerifchen Verfahren die Aufnahme
das Intereffante war, nicht das Objekt. In diefem erften Falle wollte
der Photograph ein Bild feines Geiftes geben, nicht des Modells.
Im zweiten Falle will er das Modell zeigen und nur indirekt
ein Dokument feines Gefdbmackes, feiner Difziplin, feiner Fähig»
keit, das Schöne zu erkennen, wo es fich vorfindet, zeigen. Das
ift in der Tat keine geringe Aufgabe. Um ein Gebäude zu
photographieren, foll der Amateur die Augen eines Architekten
haben, er foll fofort den Standpunkt erkennen, von dem aus
fich die intereffantefte künftlerifcbe Seite der Architektur offen
bart. Er foll wiffen, auf welche Merkmale es gerade den
modernen, baukünftlerifcb Gebildeten ankommt. Natürlich in
tereffiert uns das Detail, einzelne Partien, nicht nur der Aufbau
des Ganzen. Selbftverftändlicb foll das Architektur Objekt fo groß
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