sich} Pilgrim wieder auch wdes hailigen roemischen
reychs ertzcapIan-äs nennen und sich damit einen
Titel zulegen wollte, der seit mehr als 300 Jahren
außer Gebrauch gekommen war". Es paßt auch in
dieses Bild, daß die auffallendsten Veränderungen
gegenüber dem Siegel Ortolfs in der Hinzufügung
von zwei, für Pilgrim anscheinend entscheidenden
"Attributen-r bestehen.
Primär auffällig ist die unübersehbare Einfügung
eines Herrschaftszeichens. des Thronbaldachins.
Der an derWand angebrachte Thronbaldachin und
sein frei stehendes Parallelbeispiel. der Thronta-
bernakel. sind wnur für den oberflächlichen Be-
schauer eine nichtssagende Äußerlichkeit herr-
schaftlichen Prunkes. In Wahrheit sind sie wesent-
Iiches Kennzeichen der Bestrebung, den Machtha-
ber von der übrigen Menschheit zu isolieren und
ihn weit über die Masse der Beherrschten zu erhe-
ben . .. Ein ganzer Komplex von Tatsachen und
Ideen spiegelt sich in der Art und Weise, wie man
den Herrscher mit einem besonderen Schutzdach
beschirmt. um seine einzigartige Stellung dadurch
zum Ausdruck zu bringen-r. Andreas Alföldi, der
diese Sätze geschrieben hat, hat "Die Geschichte
des Throntabernakelsß so ausführlich behandelt".
daß hier näher darauf einzugehen nicht notwendig
ist.
Die zweite Neuerung gegenüber den früheren
Anwesenheit von Engeln hergestellt: r-Wenn die
Engel bei dem Psalmengesang. bei der Eheschlie-
ßung, bei der Bischofswahl, bei der Absage an den
Teufel in der Taufe oder bei der Einholung der
Seele in die Himmelsstadt zugegen sind, so heißt
das immer. daß Psalmengesang, Eheschließung.
Bischofswahl, Taufe oder Vollendung öffentliche,
kirchlich-öffentliche und nicht private Vorgänge
sind-i" Hier ist nicht weiter zu untersuchen, in-
wieweit der antike Brauch, Rechtshandlungen vor
den Göttern vorzunehmen, eine Analogie zu der
christlichen Konzeption darstellt, wonach Rechts-
handlungen vor den Engeln vorgenommen wer-
den. Jedenialls war damit die Grundlage dafür ge-
geben. daß sich höfische Kunstübungen seit dem
ausgehenden 14. Jahrhundert des Engelsbildes in
besonderem Maße annehmen konnten". Gerade
das "Gottesgnadentumu - das Abgeleitete irdi-
scher Machtordnung aus der göttlichen - dieses
n. . . dei gratia. . .-- ist auch bei den Siegeln der
Salzburger Erzbischöfe stets wesentlicher Be-
standteil der Titulaturen und wird in solch einer
Darstellung der "Botenu ganz sinnfällig.
Es mag sein. daß nicht nur der neue "Stil-- des
Thronsiegels Pilgrims von Puchheim, sondern
auch die daran festzustellenden Veränderungen
gegenüber den früheren Herbert Klein zu der Mei-
nung veranlaßt haben, daß Pilgrim nsein großes
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Siegel Erzbischofs Friedrich (IV.) Truchseß von E
berg (1441-1452); an OU Stiftsa. St. Peter 1443-0
Hanfschnur hängend. rot gefärbtes Wachs in n:
bener Mulde. Dm. des Stempelabdrucks 36 n
schritt: s(igillum) friderici dei gr(aii)a archiepi
salczb(u)rgle)n(sis) ap(osto)lice sedis legatr
KIeinesSiegeI ErzbischofsSigmund(l.)vonVolk1
(1452-1461). an OU Stiftsa. St. Peter 1454-06-08
gamentstreifen hangend. rot gefarbtes Wachs ir
farbener Mulde. Dm des Stempelabdrucks 42 r
schrift. s(igillum) sigismundi dei gr(ati)a archiep
salczblu)rgle)n(sis) ED(OS10)IICG sedis leg(a)ti.
Siegel Erzbischofs Bernhard von Flohr (1466-14
OU Stiftsa. St. Peter 1466-09-26 an Pergament
hangend. rot gefarbtes Wachs m naturfarbener
Dm. des Stempelabdrucks 47 mm: Inschrift Sl
Bernardi dei gr(ati)a arlchnepliscop): salzburgl
ap(osto)lice sedlis) legati.
Thronsiegeln besteht in der Einfügung derWappen
des Erzbistums und der Familie des jeweils regie-
renden Fürsten. In der ersten Zeit des Wappen-
brauches war die Wappenführung vom Kriege und
vom Turnier nicht zu trennen. Deshalb zögerten
auch anfänglich die Kirchenfürsten mit der Ver-
wendung der Wappen. Erst seit der Mitte des
13. Jahrhunderts, also rund hundert Jahre nach
seinem Aufkommen beim Flitterstand, war der
Wappenbrauch in der Kirche allgemein üblich ge-
worden". Gewiß hatten einzelne Bischöfe wie die
von Beauvais die Wappen ihrer Bistümer (ohne
kirchliche Symbole) schon in der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts gebraucht. Aber eines der gan-
zen frühen Beispiele. das Wappen der eigenen Fa-
milie zusammen mit dem des Bistums zu verwen-
den, findet sich erst 1263 bei Guy de Rochefort, Bi-
schof von Langres".
Daß der Wappenschild des Erzstifts und der der
Familie Puchheim von je einem Engel gehalten
wird, hat seine guten Gründe. Das deutsche Wort
vEngel-i sowie seine Entsprechungen in den mei-
sten modernen europäischen Sprachen kommen
ja r über lateinisch nangelusw - aus dem griechi-
schen angelus : nBoteM: Engel tragen die Anlie-
gen der Menschen zu Gott, steigen von dort her-
nieder und bringen gemäß den Befehlen Gottes
den Menschen Wohltaten". Vorallem aberwird die
wÖflentlichkeit-i kirchlicher Handlungen durch die
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Siegel offenbar in Avignon bestellt hattei- und daß
dessen nprachtvolle Ausstattung vermuten läßt.
daß es nicht in Salzburg geschnitten worden istu".
Schon auf Grund der Forschungen Kurt Rossa-
chers über den wSchatz des Erzstifts Salzburg-ß
und über die damit festgestellte qualitative Höhe
der Salzburger Goldschmiedekunst auch in der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatte ich
1976" diese Annahme Kleins bezweifelt. Ich darf
meine Zweifel hier näher begründen.
Der um 1330 als vierter Sohn Pilgrims (ll.) von
Puchheim aus dessen zweiter Ehe mit Kunigunde
von Trauttmannsdorff geborene Pilgrim" er-
scheint urkundlich erstmalig 1353 als Domherr zu
Salzburg und hatte am 29. März 1354 im Dom zu
Castello (Venedig) durch den dortigen Bischof Ni-
kolaus Morosini die Priesterweihe erhalten. Um
1363 war er an der Hochschule zu Avignon, am
24. Oktober dieses Jahres wurde er zum päpstli-
chen Kaplan ernannt". Nachdem am 12. August
1365 Ortolf von Weißeneck verstorben war, wurde
Pilgrim knapp nach dem 11.September dieses
Jahres" zum Erzbischof von Salzburg gewählt und
am 7. Jänner 1366 durch Urban V. bestätigt. Auf
Grund eines am 20. Februar 1366 ausgestellten
Geleitbriefes der bayerischen Herzoge dürfte zwar
Pilgrim zu diesem Zeitpunkt noch in Avignon ge-
wesen sein; "im März oder April 1366 trat er dann
den Heimweg am". Am 8. Mai empfing ervon Kai-
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Siegel Erzbischofs Burkhard (IL) von Wei
(1461-1465); an OU Stiftsa. St. Peter1464-05-23
gamentstreifen hängend, rot gefärbtes Wachs i:
famener Mulde. Dm. des Stempelabdrucks 44 1
Schrift: Sigillum Burckhardi cardinalüs) el arc
cop)i (sancte) eccl(esi)e salzbvrgwnsis).
Siegel Erzbischols Friedrich (V.) von Schal
(1489-1494); an OU Stiftsa. St. Peter 1492-07-09
gamentstreifen hängend. rol gefärbtes Wachs i:
farbener Mulde. Dm. des Stempelabdrucks 46:
Schrift; S(igillum) frid(erici) dei gr(ati)a sancts
burg(ensis) eccl(esi)e avchiep(iscop)i ap(osto)li(
legati (eUc.
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1B
Siegel Erzbischots Johann (lll.) Peckensl
(14824487 Koadjutor und Administrator, 148
Erzbischof); an OU Stiltsa. St. Peter14B9a12-11
gamentstreifen hängend. rot gefärbtes Wachs ir
tarbener Mulde, Dm. des Stempelabdrucks 461
schritt: Sügillum) joh(ann)is dei gr(atl)a sancts
burg(ensis) eccl(esi)e archiep(iscop)l ap(osto)lic
legati (et)c.
Siegel Erzbischofs Sigmund (IL) vo nHo
(1494-1495); an OU Stiftsa. St. Pater 1495-03-09
gamentstreifen hängend. rot gefärbtes Wachs ir
farbener Mulde, Dm. des Stempelabdrucks 47:
schrift: Sügillum) Sig(mun)d(i) dei gr(ati)a SSHC
zeburg(ensis) eccl(esi)e avchiepüscopß apwsto]
dis legali (ebc.
Siegel Erzbischofs Leonhard von Keut
(1495-1519); an OU Stiftsa. St. Peter an Pergame
fen hängend, rot gefärbtes Wachs in naturfarben
de. Dm. des Stempelabdrucks 49 mm; Inschrift
lum) leonh(ardi) dei gr(ati)a sancle salczburg
eccl(esi)e archiep(iscop)i ap(osto)lice sedis leg: