Notizen
BordeauxlAachen - Künstlersymposium
Ein deutsch-französisches Künstlersymposium verband
diesen Herbst die Städte Bordeaux und Aachen. Vom
27, 9. bis 30. 10.1977 lief dieses. halbiert. in Bordeaux.
vom 12.11. bis 31. 12, 1977 in Aachen ab. Veranstalter
waren das Deutsch-Französische Jugendwerk. das
"capc" Centre d'Arls Plastigues Contemporains de Bor-
deaux und die Neue GaierielSammlung Ludwig. Aachen.
22 junge französische und deutsche Künstler waren von
Jean-Louis Fromet. Leiter des "capc", und Dr. Wolfgang
Becker. Leiter der Neuen GaleriexSammlung Ludwig. für
dieses Symposium ausgewählt worden. Alle entstande-
nen Arbeiten wurden sowohl in Bordeaux wie in Aachen
gezeigt. Ein Katalog. deutschlfranzösisch. lag auf. Dar-
über hinaus hatte jeder Künstler ein größeres Faltblatt
mit aufgeboten. Eine Vereinigung von Künstlern oder
Künstlerbegegnungen zum Symposium ist naturgemäß
anders geartet als die gewöhnlich veranstalteten Sympo-
sien und Kongresse. Querdurch wird hier ein Schnitt
"neuester" gegenwärtiger Spontan-Kunst demonstriert.
Kunst, die auf der Straße, am Strand. am Ort des Sympo-
siums sich zu äußern beginnt. Kunst. die im Spazieren
entsteht, aus dem Wohnen, beim Tanzen, - Kunst. die
eigentlich nicht mehr unter die bisher üblichen Kunstde-
finitionen zu bringen ist. synchron den Realitäten und
Trivialitäten des heutigen menschlichen Daseins,
Quintessenz dieses Symposiums: Auflösung altherge-
brachter Kunsttraditionen in Richtung völliger Neuorien-
tierung und Neutranslormierung geistiger Prozesse ohne
Absehen, Beginn der Chronik einer instabilen. mobilen
Kunstszene, die das materiell greifbare und erkennbare
feste Kunstwerk in Frage stellt.
Wir fragen ganz einfach, wie wird diese Art von Kunst
konserviert werden können oder besser die Vielzahl ihrer
Äußerungen? - Hier vollzieht sich ein Wandel, seil länge-
rem eingeleitet, der den Menschen bis zum Jahre 2000
hin gnadenlos und brutal vielleicht in kunstanarchische
Zustände führt. Der Mensch. schon in seinen Bedürfnis-
sen progressivst "kreativ". beginnt er nicht die Herr-
schaft über sich selbst zu verlieren? - Oder ist dies nicht
wirklich ein Aufbruch zu einer Kunst ganz neuer Wirk-
lichkeiten. auf dem zerfahrenen Weltbild der zweiten
Hälfte dieses 20. Jahrhunderts basierend (Abb. 1, 2),
Buenos Aires - Galerie Kyres
Die Absolventin der Akademie der bildenden Künste in
Wien Irmgard Brunmayr. wechselnd in Paris und Wien
lebend, ist Malerin. Vorerst zu Studienreise ' "
ischen Raum. vornehmlich in Italien, Frankr
en, den östlichen Ländern unterwegs. hat sie diesmal,
nach Ausstellungen in Europa, eine Exposition in Süd-
amerika. in Argentinien. Die Künstlerin huldigte bisher
einer abstraktiven, transparenten Aquarellsprache. bei
der sie Papierweiß als Spannungskomponente wesentli-
ches Ausdrucksmittel sein läßt. Neuerdings zeigte sie ne-
ben Aquarellen auch Pastelle und Federzeichnungen. De-
ren Charakteristikum: vom Naturvorbild bzw. der Realität
einer Bildvorlage Wesentliches hervortreten zu lassen
und das Organische zu unterstreichen.
Cleveland - Museum of Art
Schwerwiegende Fehler bei einem vor nicht allzulanger
Zeit erfolgten Ankauf eines Bildes unterliefen dem Cleve-
land Museum of Art. Es handelt sich um einen vermeint-
lichen Mathias Grünewald. die "HI. Katharina von
Alexandria". aus dem Altar "Maria. Königin des Him-
mels". 1517-1520. für den Mainzer Dom. im Zuge einer
eingehenden Untersuchung des Bildes durch den Chief-
conservator Ross Merrill und seine Mitarbeiter bzw. die
zuständigen Laboratorien kam man darauf, daß besagtes
Gemälde eine Falschung darstellt.
Direktor Sherman E. Lee gab unumwunden zu. daß man
gröbste Unterlassungen beim Ankauf des Bildes gemacht
habe. Man verabsäumte 1. ,die Provenienz des Bildes
überhaupt im Zuge von Nachforschungen sicherzustel-
len'. 2. verlaitete die so gut wie unantastbare Seriosität
des Kunsthändlers. der das Werk anbot, dazu. daß auf
den ersten Blick hin keinerlei Zweifel auf dessen Echtheit
aufkamen, man das Bild partout nicht als Fälschung er-
kennen und sehen wollte. So ist es immer riskant. bei
Ankauf eines Bildes die einfachsten usuellen Grundsätze
zu miliachten. im vorliegenden Falle verleitete eine
Zeichnung der "Katharina" in der Kollektion des Kupfer-
stichkabinatts in Berlin-Dahlem obendrein, als Basis-
komposition alle Voraussetzungen des Vorbildes in sich
tragend, die Museumsleute dazu. sich "ganz sicher zu
sein". Es ist bekannt, wie Joachim von Sandrart im spa-
ten 17. Jahrhundert schreibt. daß dieser sogenannte
Mainzer Altar von Konig Gustav Adolf von Schweden zur
See gebracht wurde und auf dem Wege nach Schweden,
1631, auf einem Schiff mit versank. Direktor Sherman
E, Lee meint daher unter dem Eindruck dieses bestür-
zenden Falles, daB Museen doch beginnen sollten, ihre
Kollektionen härtest auf Echtheit ihrer Objekte unter Zu-
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grundelegung modernster Methoden und Analysen zu
überprüfen.
Düsseldorf - Hetjens-Museum
Galerie Vömel, Galerie an der Düssel
im Zuge der regen Aktivitäten des Deutschen Keramik-
museums im steten Wechsel wie immer alte und mo-
derne Keramikausstellungen. Auch Vorträge, u.a. "Die
besonderen Leistungen der Höchster Porzellanmanufak-
tur". gehalten von Dr. Horst ReberlMainz am
23. 11. 1977. sowie "Chinesisches Porzellan des 17. und
1B. Jahrhunderts" von Dr, Karl GanterlDüsseldorf am
7. 12. 1977, bereicherten das Programm. Berndt Friberg,
GustavsberglSchweden (November, Dezember 1977), hier
Gast, sowie ein Töpferabend mit Margrit Westphal lenk-
ten den Blick auf die zeitgenössische Keramikszene
(Abb. 3).
Einem zeitgenössischen Künstler. Otmar Alt. widmete die
Galerie Vömel eine Ausstellung. die vom 25. 11. 1977 bis
Januar 1978 dauerte, " . . . oder Orpheus im Zauberzoo"
setzte Otmar Alt als Motto in seinen Katalogeingang. Das
sagt einiges über seine künstlerische Welt aus. die aus
einer. sagen wir. sehr modernen, flächigen Malersprache
gebaut ist,
Dem österreichischen Surrealisten besonderer Prägung,
abseits der Schulen. Franz Luby. schenkte die Galerie
an der Düssel vom 7. 11:23. 12. 77 eine repräsentative
Schau seines Werkes. dem ein eigenartiges Weltbild.
eine ganz eigenwillige Phantastik zugrunde liegt. Luby,
einer. der sich aus allem Experimentieren und allen Ir-
rungen um sich heraushielt, gibt zu, dall er aus seinen
eigenen Irrtümern den Weg sichtbar machen konnte. den
ihm seine Vorstellungskraft und Malerpersönlichkeit ein
Leben lang wies, Auch Luby ist eine der selteneren dop-
pelfunktionellen Personalitäten. Seit 1963 als wirklicher
Amtsrat in Pension. war er Beamter und ausübender
Künstler. 50 Originale konnten, nach zweijähriger Vorbe-
reitung, von allen möglichen Leihgebern und Sammlern
hergeholt, eine gute Überschau geben (Abb. 4)
Essiingen - Die Künstlergilde e, V.
Herausragendes Ereignis war hier im Vorjahr die Verlei-
hung des Lovis-Corinth-Preises 1977 am 19. 11. durch
Bundesminister Prof. Werner Maihofer, Den Hauptpreis
erhielt Prof, Hermann Teuber. 1594 in Dresden geboren.
Maler und Grafiker. Die Ehrengabe erhielt Bildhauer
Karlheinz Goedtke, geboren 1915 in Kattowitz. Förde-
rungspreisträger der Grafiker Hans Krämer, geboren 1935
in Königsberg. Bis zum 8, Jänner d. J. waren Werke der
ausgezeichneten Künstler ausgestellt.
Am Anfang des Jahresprogramms der Künstlergilde e. V.
stehen einige Ausstellungen in verschiedenen Städten:
FrankfurtlMain. Deutsche Bibliothek. "Alfred Kubin"
(16. 2,-16, 3.) - Heilbronn Deutschordenshof. "Alexander
G. Mathey (15, 1.-4. 2. 78) - Kaufbeuren Neugablonz. Ar-
chiv und Museum "Alfred Kubin und Böhmen-
(7. 1.-4. 2. 1978).
Hamburg - Museum für Kunst und Gewerbe
Nachtragend zur Weihnachtsmesse der Kunsthandwerker
vorn 25. 11.-14, 12, 1977 vermerken wir als Gäste aus
Österreich Glaskünstler mit Arbeiten aus dem Glasstudio
Lobmeyr, Wien, ausgewählt von Charlotta von Fincken-
stein: Bruce Bortin. Alina Görny, David Huchthausen,
Jack lnk, Joel Philip Myers. Steven Proctor. Erich Pum-
mer. Jaqueline Thalberg, David White, im übrigen war
diese Messe reich beschickt mit Zeugnissen zeitgenössi-
schen Kunsthandwerks. so Batik und Stoffmalerei. Buch-
binderarbeiten, Glaskunst. Gold- und Silberschmiedear-
beiten, Email, Angewandte Graphik. Handwebereien und
Bildteppiche, Holzarbeiten, Keramik, Elektrische Leuch-
ten, Marionetten. Möbelmodelle. Photographie, Spiel-
zeug, Spiele und Puppen, Tapeten. Weihnachtsschmuck.
FrankfurtlMain - Museum für Kunsthand-
werk
In die Reihe der jubilierenden Museen reihte sich 1977
das Frankfurter Museum für Kunsthandwerk. das. wie ei-
nige Institutionen in Europa kurz vorher. sein 100-Jahr-
Jubiläum feierte. 1877 begründet. hat es seinen festen
Platz im Bereiche des Kunstgewerbes bzw. der ange-
wandten Kunst und seinen Institutionen und ist hier nach
wie vor im Karmeliterkloster heimisch. Zu einer im Jubi-
läumsjahr letzten Ausstellung, "Europäische Fayencen",
luden wie meist gemeinsam der Dezernent für Kultur und
Freizeit der Stadt Frankfurt am Main, Hilmar Hoffmann,
sowie Dr. Anneliese Ohm. Direktorin des Museums für
Kunsthandwerk. Aus eigenen Bestanden zeigt man noch
bis 5. März 1978 eine ansehnliche Kollekte aus dieser in-
teressanten keramischen Gattung.
Karlsruhe - Badisches Landesmuseum
Eine weitere Möglichkeit, werstaubte" Depotschätze zu
gutem Anlaß. noch dazu für Kinder. ans Licht zu holen,
nutzte das Badische mit seiner Ausstellung "Bewegt
Spielzeug". Wie schon. daß Kinder, sonst gebändigt
Vitrinenglas. Kunstgegenstande nicht nur betrachtet
sondern diesmal das Museum quasi auf den Kopf st
konnten. Mit Museumsobjekten spielen, etwas mit ir
tun durften. Gedacht als Anfang einer Reihe von 20
schauungsgruppen. hat diese erste Gruppe "Beweg
Spielzeug" die Bewegung als ästhetisches Phänomr
zum Thema. In ein paar kurze Begriffe verpackt, wie
"heben, schweben, drehen. schaukeln, was in allen
scheinungen der Kinder Lust, der Kinder Freude ist-
alles über die Lebensnahe dieses Unternehmens au:
sagt. Daß unter diesen Begriffen moderne Kunstwer
ähnlichen Gesetzen unterliegen. ist bekannt. und so
mancher Erwachsenenfinger tippt gleichermaßen ar
derne Mobiles, bringt diese zum Schwingen, Ftotiers
Eine bisher eher zu kurz gekommene Sammlung im
dischen. das Glaskabinett, kann eine neue Bereiche
von 16 Gläsern melden. Die berühmte Glassammlun
Heinrich Heine. 1971 hier erstmals vorgestellt, ist wt
als Dauerleihgabe präsent. Somit kann nun in diese
Bereich ein repräsentativer Querschnitt durch die d:
sche Glaskunst vom 16.-19. Jahrhundert gezeigt we
(Abb. 5)
Kolding - Editiones Hans Hansen
Giacomo Manzü ist der Schöpfer des ersten Kleinkt
werkes in der von der weltbekannten dänischen Sill
schmiede Hansen eröffneten Serie "ars rnundi argei
Seine Miniskulptur "La Pace", eine typische Manzü
beit, in Sterlingsilber bzw. 22 karätigem Gold vervie
tigt, wird in 199 Exemplaren von dem künstlerischei
ter des dänischen Unternehmens. dem Bildhauer ur
Silberschmied Karl Gustav Hansen, ausgeführt. Nac
schiuß der Arbeiten. dem letzten Exemplar, Nr. 199,
das Original zertrümmert und seine Bruchstücke an
Manzü nach Italien zurückgeschickt. "ars rnundi arg
tea" hat vor, sich auch ll'l Zukunft an die berühmtes
und bedeutendsten Bildhauer der Welt zu wenden,
ein Prinzip der modernen Originalgrafik auch in die
stische Kunst zu übernehmen. Es ist anzunehmen. l
sich für diese zu erwerbende erste Manzü-Silberskt
"La Pace". Preis US-S 4.500,- in Sterlingsilber sowi
US-S 65.000,- in Gold, Kenner und Freunde finden I
den (Abb. e)
Mönchengladbach - Städtisches Jugenc
heim
Zwei Künstler der Gegenwart. Maria Kuppels, Maler
und Horst Göbbels, Keramiker. präsentierte man hie
der Vorweihnachtszert bis zum 1. 12. 1977. Zur Einft
rung. anlaBlich der Eröffnung, sprach Franz-Josef V
hen.
München - Neue Sammlung
Museum Villa Stuck
im Staatlichen Museum für angewandte Kunst. Neu
Sammlung. waren vom 1. 12. 1977-12. 2. 1978 "Pho
graphische Ansichten. 1885-1915" ausgestellt.
Unter der Schirmherrschaft des Generalkonsuls vor
giert. Dr, Ernest Vanderlinden, zeigte man in der Vil
Stuck vom 29, 11. 1977-13. 2. 1978 "Henry van de V
- Sein Werk bis zum Ende seiner Tätigkeit in Dauts
land - 1914". Zur Eröffnung waren Prof. Dr. J. A. Sc
gen. Eisenwerth sowie der Schirmherr Dr. Ernest Vr
linden und einführend Angela Heilmann aufgeboter
ter dem Titel "Architektur und Kunstgewerbe von H
van de Velde" sprach Prof. Friedrich Kurrent von dt
Technischen Universität München.
Nürnberg - Albrecht Dürer-Gesellschaft
Kunsthalle Nürnberg
Im Germanischen Nationalmuseum veranstaltete dil
brecht-Dürer-Gesellschaft eine Ausstellung von Gel
den und Zeichnungen von Samuel Bak bis Ende de
gangenen Jahres. Zur Erotfnung wurde ein Film vo
Kallenbach. "Herbst der Welt - Samuel Bak ein Ma
aus Israel", gezeigt. Die Kunsthalle Nürnberg lud in
Rahmen ihres Ausstellungsprogramms zu einer Au:
lung Georg Karl Phaler Zeichnungen, Collagen, G0
achen, Gemälde, Präkonzeptionen, Objekte, Archite
projekte ein. Am 25. 1. 1978 fand hiezu eine Diskus
mit dem Künstler zum Thema "Architektur und Kur
statt. Am 29. 1.1978 schloß die Ausstellung.
Sarasota Ringling Museums
Mit einer Ausstellung unter dem Titel "The world c
cometti" in den New Wing Galleries eröffnete das l
ling Museums die Ausstellungssaison 197a. im Feb
wird in den gleichen Räumlichkeiten eine Ausstellu
unter dem Titel "Comtemporary Tapestries" folgen
März eine Exhibition aus eigenen Beständen des N
seums "Permanent collection of contemporary art-
öffnet.