Für den Kunstsammler
Gläser des frühen 17. Jahrhunderts 1
in Oberösterreich
Der erste Forscher, der Obercsterreich in Zusammen-
hang mit einer eigenen Glasproduktion brachte. war Al-
fred Walcher von Molthein'. Es gelang ihm, iestzustellen.
daß bernaltes bäuerliches Glas in Oberbsterreich in ver-
schiedenen Glashütten erzeugt worden war. Erst kürzlich
konnte Franz Carl Lipp dem Problem etwas ausführlicher
nachgehen? Es handelt sich bei dem offensichtlich in
Oberösterreich hergestellten Glas um eher volkstümliche
Ausführungen. Die adelige und die bürgerliche Auftrag-
geberschicht waren aber durchaus in der Lage. Glas aus
den auslandischen Zentren der Glaskunst zu erwerben
oder dort in Auftrag zu geben. Der beste Beweis dafür
ist der im Oberosterreichischen Landesmuseum ver-
wahrte "Schwanenstadter Fund" - der 1907 in einem
Kauimannshaus in Schwanenstadt aufgefundene Braut-
schatz der Sophie Prandtner aus der zweiten Hatfte des
17. Jahrhunderts -, in dem drei hervorragende veneziani-
sche Glaser aus der ersten Halfte des 17. Jahrhunderts
enthalten sind ein kumrrienhaftes Millefiorischalchen mil
liguralen Henkeln (lnv. Nr. J S05), eine Schale aus dun-
kelblauem Achatglas tlnv. Nr. J 604) und ein Teller aus
rotem Achatglas (lnv. Nr. J 603V.
Es gibt allerdings ei ige Obiekte. die man mit Oberöster-
reich in Verbindung bringen könnte, wenngleich archiva-
lische Belege nicht vorhanden sind. Zuerst sei eine Zime-
lie der Glaskunst erwahnt, das einzige signierte und da-
tierte Werk von Caspar Lehmann, ein Becher fur Wolf
Sigmund von Losenstein von 1605, heute im Kunstge-
werbemuseum in Prag'. Zwar hat der ehemalige Münch-
ner und spatere Prager Steinschneider Lehmann mit
Oberosterreich nur am Rande etwas zu tun. jedoch ist
dieser Becher fur einen oberösterreichischen Adeligen
gefertigt, dessen Hochzeit mit Susanne von Roggendorf
1592 in Linz im Losensteinpalais stattgefunden hat. (Woli
Sigmund scheint eine große Vorliebe für Allianzbecher
gehabt zu haben, ein anderes Meisterwerk dieser Art aus
Zinn befindet sich im Oberbsterreichischen Landesmu-
seum.) Der Glasbecher, aul dem die Wappen der Losen-
efniri imri Rnnnenrtnrt angebracht sind. traut auch die
1 Glasbecher. 1600. lnv. Nr. J 172.
2 Glasbecher. 1616, lnv. Nr. J. 174.
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