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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 157)

ger Jahren des 16.Jahrhunderts der angesehene 
Zlnngießer Mert Plätl. Das dortige Stadtmuseum 
verwahrt seinen Zunftkrug der Zimmerleute auf 
drei Löwenköpfen als Füßen, sich nach oben et- 
was verjüngend, in der Mitte durch ein einfaches, 
von Linien und Punkten ornamentiertes Band ver- 
ziert. Auf dem Deckel ein Schild mit drei Bellen 
und ein Genius mit ausgebreitet erhobenen Hän- 
den. Den Krug der Ledererinnung von 1607 machte 
übrigens Christoph Samson (+ 1828), der in Wie 
ner Neustadt Ratsbürger war und dessen Wap- 
pen sogar an der Decke des Gemeinderats- 
Sitzungssaales angebracht ist! 
Ein Zunftkrug der Schneider, von Abraham Bück in 
Steyr 1575 hergestellt, in einer Privatsammlung 
verwahrt, ist besonders schön graviert. Die Mittel- 
zone zeigt unter einem von Säulen getragenen Bo 
gen das Festmahl eines vornehmen Paares: im 
Vordergrund zwei Musikanten mit Knickhalslaute 
und Cello, im Hintergrund ein Mann mit Schellen- 
kappe, ein Huhn auf dem Spieß haltend, als Bei- 
werk Affen, Weinkanne, Becher usw. Der leicht ko 
nische Krug steht auf drei vollplastischen Löwen, 
der halbrunde Henkel endet in drei Drachenköpfen 
- zwei nach unten, einer nach oben gebogen. 
Nach dem Stadtzeichen (Adlerklaue) will Hintze 
schon die in spatgotischer Manier ausgeführte 
achtseitige facettierte Kanne, verziert mit Heili- 
genfiguren und Blattwerk, einem Zinngießer in Vil- 
lach zuschreiben (ehem. Sammlung Flgdor), im 
dortigen Stadtmuseum hat sich als älteste Zunft- 
kanne lnnerösterreichs die der Maurer und Stein- 
metzen von 1586 (mit Steinmeizzeichen und Datie- 
rung auf dem Deokelschild bezeichnet) erhalten, 
mit einem Bibelspruch, auf dem Boden eine fünf- 
blättrige Rose (Höhe 42 cm). 
lm 17. und 18.Jahrhundert wird der Bestand an 
Zunftgefäßen und Zunftzeichen unübersehbar. 
Das reicht von Ödenburg (wo sich im Backhaus zu 
Sopron noch die Zunftdenkmaler der Bäcker erhal- 
ten haben) bis nach Tirol, von Freistadt im Norden, 
wo Niklas Pinzner schon 1574 die schöne, mit gra- 
viertem Doppeladler versehene Kanne der Weber- 
zunlt geschaffen hat (Mtlhlviertler Heimathaus, 
Freistadt), bis nach Marburg, wo J. Caminolli 1765 
die Kanne der Schneiderinnung in Strass verfertig- 
te (Landesmuseum Joanneum, Graz). 
Die Ordnung für das Zinngießerhandwerk in Öster- 
reich unter der Enns bestimmte 1617 folgende 
Melsterstücke: nain grosse schissl, so drei viertl 
elien hoch, dann ain bauchete kandl mit ainem ho- 
chen lidt, darein soll gehen zwo achtering, darzue 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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