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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 157)

Gesellen 1383 zum Zinn- und Glockengießen Werk- 
zeug, dann sei auf Niclas Straiffing hingewiesen, 
der 1424 seinem ungeborenen Kind seine Häuser, 
sein nwerckzeug, der zu seinem handwerk gehört, 
und all sin arbeit, es sei von zin, kupher oder glok- 
speisu vererbte; sein Vetter sollte 13 neue v-hant- 
habform und ain große zu alnem halben virteilu be- 
kommen. Erhart Neukirchner wird 1435 und 1448 
als Zinn- und Glockengießer genannt. Ferner sei 
Lasla Retzer(Raczko) angeführt, der am Roßmarkt 
zu Wien seine Gießhütte hatte und 1526 allein 
12 lb wegen Zinn- und Glockengießens an Steuer 
zahlen mußte; er war 1487 als Zinngießer aufge 
nommen worden (+ 1532). 
In Krems übte der Glockengießer Wolfgang 
Aschenbrenner (aufgenommen 1506) auch das 
Zinngießerhandwerk aus! Ab der Mitte des 
16.Jahrhunderts ist auch in Österreich die strikte 
Trennung zwischen Glockengießern, Gelbgießern 
und Zinngießern durchgeführt. 
Für die Schützenfeste der Renaissance lieferten 
auch die Zinngießer Preise, stellten auch das Ge 
schirr für die Tafelfreuden zur Verfügung. In Wien 
war es 1563 Paul Schönauer, der zum Freischie 
Ben Zinngeschirr beisteuerte, zu Wiener Neustadt 
bewilligte der Rat den Zinngießern am 10.Juli 
1564, daß sie zu jedem Schießen das Zinn auf die 
Schießstatt geben durften. Eigene Stempel, wie 
sie in der Schweiz für Schützengaben üblich wa- 
ren, kommen in Österreich nicht vor. Aus der Be- 
schreibung des ersten Festschießens zu Enns ist 
das Verzeichnis der ausgesetzten Preise bekannt: 
Beste für die Hauptscheibe waren zwei silberne 
vergoldete Becher, als Flitterbest diente ein vergol- 
deter Dolch mit Rapier, als Kranzbest ein Rubin- 
ring und als Beste auf der Glücksscheibe ein klei- 
ner Becher und eine Zinnflasche. Caspar Lerff hat 
in seiner in Regensburg gedruckten Beschreibung 
des Linzer Freischießens von 1584 auch Preise 
von Gold, Silber und Zinn erwähnt, die aber haupt- 
sächlich für Geschicklichkeitsspiele ausgesetzt 
waren. 
Meßgerät aus Zinn war unüblich. Die in anderen 
Gegenden Europas im Mittelalter einem Geistli- 
chen ins Grab mitgegebenen Zinnkelche und Pate 
nen sind vorläufig in Österreich ebenso wie im 
süddeutschen Raum nicht nachweisbar. Erst in 
der Gegenreformation haben aus Geldmangel 
auch katholische Kirchen zinnerne Meßgefäße 
verwendet (Tasse mit Wein- und Wasserkrüglein 
von Bischof Neuböck im Wiener Diözesanmu- 
seum, Kelch von Abt Alopitius in St. Lambrecht). 
In iosephinischer Zeit haben die vielen neuen 
Pfarrkirchen Meßkännchen aus Zinn bei heimi- 
schen Zinngießern bestellt (Beispiel von J. Stolz, 
seit 1779180 in Krems tätig, + 1820, im Kremser 
Museum) oder aus Böhmen eingeführt (Karlsbader 
Tasse und zwei Kännchen in St. Lorenzen ob 
Katsch). Was in evangelischen Kirchen an Zinnge 
rät vorhanden ist, führt zum Beispiel die lnventari- 
sation des Bezirkes Oberwart vor Augen. Unter 
den Weinkannen und Krügen besitzt Oberschüt- 
zen eine von J.G. Schrick (Ödenburg) von 1735 und 
eine von 1765, in der reformierten Kirche in Ober- 
wart sind drei Weinkrüge aus dem 18.Jahr- 
hundert, einer von 1736 vorhanden, in Rechnitz 
Kannen von 1753 und 1765, zwei wurden 1813 ge- 
widmet, in Pinkafeld haben sich zwei gleiche ba- 
rocke Weinkannen erhalten, eine Meßweinkanne 
der evangelischen Kirche von. Stadtschlaining 
trägt die Jahreszahl 1783, ebenso ein Zinnkrug in 
Markt Allhau, in Fiotenturm und Großpetersdorf 
werden Krüge und Kannen genannt. Daneben exi- 
stieren Taufgarnituren, meist mit Taufschüsseln 
im Durchmesser von etwas über 30 cm und einem 
an die 20 cm hohen Kännchen, Opferschüsseln 
oder Opferteller aus Zinn von etwas kleinerem 
Durchmesser. Leuchter u.a. 
Älteste Beispiele von gravierten Metallsärgen ge- 
 
 
  
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W: Pßß Z i" .....i.c.„.. gzrzpäßümwmi" axrsßfxzimizsähiw "MMMM M 
28 Oberösierreichischer ('?) Zinngießer, Taufbecken mit resia, die erste Gemahlin Leopolds l.. signiert und da- 
Zinnrelieis, 1569, Steyr, Siadlpiarrkirche tiert 1673 (Kupierstich von Johann Martin Lerch), 
29 Osierreichischer Zinngießer, Epitaph des Veii Fürst, Wien, Kapuzinergruft 
1515, Elsensiadi, Domkirche 31 Wiener Zinngießer nach Modell von Tobias Kracker, 
30 Lothar 50m (Wien). Sarg für Kaiserin Margareia The- Sarg für Kaiser Leopold l.. 1705. Wien. Kapuzinergrufi 
31 
 
27
	        
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