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hen in Deutschland bis ins 12. Jahrhundert zurück;
war es zuerst Kupfer, so folgten dann Blei bzw.
Bleilegierungen als beliebtestes Material. im
16.Jahrhundert waren Zinnsärge große Mode, ob
für Erzherzog Karl von lnnerösterreich (+ 1590),
für dessen Beisetzung in Seckau der Grazer Zinn-
gießer Ulrich Ferner den Sarg herstellte, ob für die
verwitwete Königin Elisabeth von Frankreich, für
die der Wiener Zinngießer Jacob Lehmann einen
Sarg von 278 Pfund Gewicht anfertigte. In der Ka-
puzinergruit in Wien sind die Särge der Stifter, des
Kaisers Matthias (+ 1619) und der Kaiserin Anna
(+ 1618), erst 1632 in der Kaiserkapeile aufgestellt
worden, ein namentlich nicht genannter Zinngie-
Ber erhielt damals Bezahlung für die aus Blei ver-
fertigten (Außen-)Särge.
Der Linzer Zinngießer Isaac Widemann lieferte für
die (meist in Linz gestorbenen) Kremsmünsterer
Äbte158B, 1600 und 1613 einfache, aus Zinntafeln
aufgebaute Särge mit Ösen für eiserne Tragringe;
gravierte Wappen, Wahlsprüche und längere in-
schriften, ausnahmsweise ein Kruzifix sind der be-
scheidene Schmuck.
in der Kapuzinergruft in Wien ist erstmals der Sarg
des römischen Königs Ferdinand IV. (+ 1654) aus
Zinn, die Gestaltung wird immer prunkvoller und
steigert sich zu künstlerischen Höchstleistungen,
etwa bei den Bestattungen Leopolds l., Josefs l,
und Karls VI. Das Material gilt als edel und war
dementsprechend teuer. Oft ging die Herstellung
über die Fähigkeiten des Zinngießers: Johann Phi-
lipp Stumpf, der für die Kinder Kaiser Leopolds i.
die Särge herstellte, beschäftigte dazu eigens ei-
nen Bildhauer, für die Beisetzung des letzten
Habsburgers, des jung verstorbenen Erzherzogs
Leopold (+ 1716), und dessen Schwester, Erzher-
zogin Maria Amalia (1724-1730), zog man den Salz-
burger ZinngieBer Johann Georg Lehri heran. Bei
der in den vergangenen Jahren erfolgten Restau-
rierung stellten diese Särge große Probleme dar:
die Oberfläche war durch Pusteln, Abblätterungen
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und Lakunenbildung zerstört, an den Unterseiten
von Kissen, Erzherzogshut usw. war das Zinn über
größere Flächen buchstäblich zerfressen, die als
Löwenpranken gebildeten Füße waren durch den
feucht gewordenen Glpskern geborsten. Mühsam
war der Ersatz zerstörter Stellen durch neues Ma-
terial, das Schließen der Oberflächenschäden
durch Plomben von Araldit und Zinngrus. Die da-
bei vorgenommenen Untersuchungen ergaben,
daB die Zinnsärge in Teilstücken in verlorener
Form gegossen, dann mit Feile und Schabern
überarbeitet worden waren. Um die blanke Ober-
fläche wie Bronze wirken zu lassen, wurde ein dün-
ner Anstrich von in Spiritus gelöstem Scheliack
aufgebracht, manchmal mit Drachenblutextrakt
leicht gelblich gefärbt.
Balthasar Moll, der im Auftrage Maria Theresias
einige ältere Särge seines Vorgängers (Johann
Georg Pichler) ersetzen mußte, arbeitete zuerst In
Zinn, dann aber verwendet er bei elf Särgen Bron-
ze, die seinen künstlerischen Zielen wohl am be-
sten entsprochen haben mag. Ab 1790 sind die
Särge in der Kapuzinergruft aus Kupfer.
Selbstverständlich folgte der Adel dem Brauch
des Herrscherhauses. In der Gruft unter der Mi-
chaelerkirche haben die Zinngießer Johann Bap
tist Zacharias Lauffer (+ 1657) und Johann Peter
Hauch (+ 1683) für die Familien Trautson und
Werdenberg Zeugnisse hoher Kunstfertigkeit hin-
terlassen. Für die Grazer Mlnoritenklrche hat Jo
hann Bernhard Pfister 1711 einen Sarkophag Jo-
hann Christian von Eggenbergs hergestellt.
in der Wiener Kapuzinergruft hat man mit hohen
Kosten die Bewahrung des kulturgeschichtlichen
Denkmals erreicht, von den Wittelsbachern bei-
spieisweise wurden zwölf Zinnsarge der Pfalz-
Neuburger Linie aus der 1570 begonnenen Gruft in
Lauingen 1877 in das Bayerische Nationalmu-
seum nach München überführt. In Seckau aber,
wo auch die Kinder und Verwandten Erzherzog
Karls beigesetzt waren, hat man bei einer Umbet-
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(1097-1122), Mattighofen (1129-1131), Neuieiden (1 142), Otten
(1144), Ried (1104-1101), Schärding (1305-1319), Schwanel
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