sitz, bisher in Depots verbannt, wurden in ein Ge-
bäude gebracht, das nach wie vor Privateigentum
blieb.
Für eine ninterieurmäßigeß Einrichtung. wie sie der
vollkommenen Verwirklichung der Idee w-Schloß-
rnuseumß entsprochen hätte, waren die Räume in
Petronell freilich nicht geeignet. Im vollen Einver-
nehmen mit seinem Direktor, Griessmaier. verzich-
tete Windisch-Graetz darauf, künstlich Ensembles
zu schaffen, die im Eindruck weder museal noch ei-
nem Wohnstil entsprechend gewesen wären. In Pe-
tronell ist eine dokumentierende Ausstellung ent-
standen. die an keine andere Rücksicht gebunden
ist als die der ästhetischen Harmonie und der zeitli-
CSSR, konnte am 17.Juni 1967 eröffnet werden. Das
Bauwerk von zauberhafter Schönheit - lange Zeit
hindurch dem jüngeren Fischer von Erlach zuge-
schrieben, im Zuge der Restaurierung aber nun von
Hanna Dornik-Eger eindeutig als Werk Anton Pil-
grams identifiziert, das Einflüsse des Lukas von Hil-
debrandterkennen läßt -gibt den idealen Rahmen.
Hier nun konnte jene interieurmäßige Einrichtung
erfolgen, die ohne iede Künstlichkeit den spontanen
Eindruck erweckt, daß hier eine ebenso kunstsin-
nige wie liebevolle Hand ein repräsentatives und
kultiviertes Heim geschaffen hat, das ieden Augen-
blick von Menschen des achtzehnten Jahrhunderts
in Besitz genommen werden könnte.
"Die Zimmer sollten so eingerichtet werden.
sie wenigstens andeutungsweise einen bewr
ten Eindruck verrnittelnß kommentiert Windi:
Graetz selbst. Es ging nicht darum, das Mobiliar r
wissenschaftlich erforschten stilistischen Krite
oder nach dem Standort der Werkstätten zu Ofdl
sondern der Tatsache Rechnung zu tragen. da
einem derartigen Schloß Möbel und Einrichtui
gegenstände aus dem ln- und Ausland nebeneii
der in Verwendung standen, daß die Eigentümer
ihren Reisen manches mitgebracht hatten, da
manche Auswahl nach sehr persönlichem
schmack erfolgte.
Das Phänomen von Fliegersburg besteht darin,
chen Übereinstimmung. Diesem klassisch musealen
Charakter entspricht die Aulstellung von Vitrinen,
wobei sich die hauseigene Schloß- und Familienge-
schichte harmonisch zu den Museumsstucken fügt.
Daß die Auswahl der ausgestellten Möbel - es sind
lasthundert, durchwegsimposanteStücke-wie der
Porzellane. Fayencen, Glaser. Goldschmiede- und
Metallarbeiten sich am dominierend barocken Cha-
rakterdes Schlosses orientiert (Domenico und Carlo
Carlone haben es im 17. Jahrhundert errichtet), ist
als Speziiikum hervorzuheben.
Das Experiment von Petronell ist voll und ganz ge-
lungen, der "Prototyp" des Schloßmuseums war
geschaffen. Das Wunschbild. das Windisch-Graetz
von allem Anfang an vorgeschwebt war, hatte frei-
lich manche Veranderung erfahrene in seinervollen
Schönheit ist es dann in Schlol) Ftiegersburg zur
Wirklichkeit geworden.
Der "Adlige Landsitz des 18. Jahrhunderts" im Khe-
venhiillerschloß Riegersburg. hart an derGrenze zur
4
7 Schloßmuseum Riegersburg, Gelber Salon (Dietrich-
stein-Zimmer). Silzmöbel des Frühklassizismus, Wien.
1775, angefertigt für das kaiserliche Lustschloß Schieß-
hol. Porträts von Mitgliedern der Familie Dietrichstein.
Französische Wandbespannung, bedruckter Satin mit
orientalisierenden Motiven.
Schloßmuseum Fliegersburg, Grüner Salon (Rokoko
zimmer). Sitzmöbel aus Venedig, Mitte 1B. Jahrhundert.
Repräsentatives Porträt des Prinzen Eugen von Savoyen
von einem unbekannten Meister. Französische Wand-
bespannung, grüner Seidendamast.
Wöchnerlnnentischchen, signiert wA M CFllARD-i (An-
toine Mathieu Criard). um 1724- 1787. Flosenholzturnier
und Marketerie aus Palisanderholz, vergoldete Bronze
beschlage, Zweiteilig; abhebbares Bett-Tischchen ei-
nem Ablagetisch aufgesetzt. Dauerleihgabbe der Zen-
tralsparkasse der Gemeinde Wien; dem Osierreichi-
schen Museum lür angewandte Kunst 1972 gewidmet,
diese interieurmäßige Einrichtung auch im klein:
Detail nicht wie eine Rekonstruktion wirkt, l
"Bühnenbild-i ist und trotz der hohen Qualität
Gezeigten keinen Hauch jener Sterilitat aufweist,
im negativen Sinn wmusealu genannt werden kö
te.
Selbst die kostbarsten Stucke - die spätbaro
neunteilige Sitzgarnitur mit Gros-Point-Sticke
ein rares Beispiel osterreichischer Möbelkunst,
chinesische Papiertapete, das Chintz-Kanapee
Schlolihot vor allem - fügen sich mit Selbst
ständlichkeit in das Ensemble. für das die erha
gebliebenen Stuckplafonds, Lambrien und Karr
gewissermaßen einen vorgegebenen Rahmen
ten. Die Porträts betonen den iamiliaren Charal
der hier mit Selbstverständlichkeit auch das Kai
haus oder den Prinzen Eugen einschließt.
Im Schloß Riegersburg ist, dem Gesamlkon;
nach wie in jedem einzelnen Detail. ein hoher C
gestalterischer Vollendung erreichtworden: Hie