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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 158)

6 Salzburg, Dorn, Domherrnsakristei; Ftundbogennische 
des Haupteinganges an der Westwand. 
disch-Graetz" den Schluß ziehen, y-daß. ähnlich wie 
unter Max Emanuel in Bayern. in den ersten Jahr- 
zehnten des 18, Jahrhunderts auch in Österreich für 
höfische Pruhkmöbel das Furnieren in Boulletech- 
nik sich derselben großen Beliebtheit erfreut hatasß- 
(Johann Puchwiser. der aus Hohenfurth in Böhmen 
stammende Hoftischler Max Emanuels von Bayern, 
war 1701 "offenbar aus Wien-r" nach München ge- 
kommen.) 
Nun befindet sich in der Salzburger Residenz" eine 
1735 datierte Prunkuhr mit dem Wappen Erzbischof 
Firmians, deren Gehäuse in vorzüglicher Boulle- 
technik gearbeitet ist: Ludwig Baron Döry hat 1960 
eine ausführliche Studie über dieses Objekt veröf- 
fentlicht". Über Verfertiger und Entstehungszeit 
geben uns zwei lnschriften Auskunft. Am Zifferblatt 
steht folgender Text: nInVenlt et tlerl P. BernarDVs 
StVart feClt In Laboratorlo Mathesls Professor sVo 
SaLlsbVrgenslw - das aus den Großbuchstaben zu- 
sammengesetzte Chronogramm ergibt in römi- 
schen Buchstaben dieJahreszahl1735_ und an der 
Rückseite des Werkes lautet die Signatur nFecit Ja- 
oobus Bentele1735w. Entwerfender sowohl als Aus- 
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führender sind wohlbekannte Meister: Der Archi- 
tekt. Mathematiker und Mechaniker Pater Bernard 
Stuart(1706-1 755)lehrte ab1733 Mathematik an der 
Salzburger Universität; 1736 übertrug ihm der Erz- 
bischof die Bauleitung für das Schloß Leopolds- 
kron". Vom Salzburger Hofuhrmacher Jakob Ben- 
tele sind neben Turmuhren" einige Standuhren" 
erhalten. 
Leopold Anton Eleutherius Freiherr von Firmian" 
war ein verschlossener, in seinem Alter etwas ein- 
siedlerischer Kirchenfürst und hat sich zeitlebens 
viel mit Uhrenkunde und Astronomie beschäftigt; 
ihm zu Ehren wurde sogar die nCorona Borealisu 
des Sternenhimmels in Corona Firmiana umgetauft. 
Wie das nach Firmians Tod 1744 angelegte Resi- 
denzinventar" erweist, befanden sich in Firmians 
Schlafzimmer nicht weniger als sieben Uhren: ß-Eine 
englische Uhr in einem langen schwarzen Casten. 
eine khleine englische Uhr auf einem Tischl neben 
dem Poth stehent, eine ligende Uhr mit 2 Autsözen, 
eine Hang-Uhr. eine Nacht-Uhr, eine Stockh-Uhr 
und eine mit dem Globot- - letztere wahrscheinlich 
das hier besprochene Stück. 
--Die Uhr zeigt die Stellung von Sonne und Mon 
der nördlichen Halbkugel. die Bewegung des 
des im Tierkreis und die Zeit der Sichtbarkei 
Mondes, ferner die Sonntagbuohstaben, die 
dene Zahl, die Epakte, den Ostersonntag, die 
telstunden und den Wochentag, die drei Zifferb 
sind untereiner Glasplatte so zusammengefaß 
der Glasrahmen beinahe die Form eines Dreip. 
erhalt, Der Uhrkasten, dessen Oberfläche 
Merkmale der nach Boulle benannten Einlege 
nik aufweist, umschließt das komplizierte lt 
stück. Vier weit ausschweifende Volutenfüße ti 
den eigentlichen Gehausekorper, dessen Leib 
so stark von dem Zifferblatt-Ensemble in Ans; 
genommen wird, daß für die Ornamentik nur 
und unterhalb der verglasten Fläche Platz 
bleibt. Da die Volutenfüße in allen vier Richtu 
um 45 Grad herausgedreht sind, bilden sie zu: 
wegten Umriß den entsprechend bewegten G 
riß. Ihre Stirnflächen setzen sich als schmale 
fen nach oben fort und enden in kleineren E 
lungen, die auf der Schauseite von vergoldeter 
ten mit Attributen der Fruchtbarkeit bekröntwe
	        
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