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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 158)

Salzburg, Dommuseum; "Egsrerschränkchem, Eben- 
holz. lntarsien aus verschiedenen Hölzern. vergoldete 
Bronzebeschläge. vergoldetes Holz; 71 cm hoch, 51 cm 
breit. (Foto: Archiv des Dommuseums.) 
Das abschließende Gesims schwingt nach kurzen 
horizontalen Läuten weit nach oben aus, wodurch 
es das obere Zifferblatt kcnzentrisch umschließt. 
Über dem Gesims befinden sich seitlich kleine Va- 
sen, oben in der Mitte aber ein Globus, der auf Hir- 
schen -siehe das Wappen Firmian - ruht. Die hoch- 
rechteckigen Seitenfelder sind konkav geschwun- 
gen und samt ihrem unten angehängten, konvexen 
Lambrequin reich mit BoulIe-Ornamenten einge- 
legt'5.-r Soweit Dörys Beschreibung, der dann an- 
schließend meinte: "Da zwei der beteiligten Künstler 
Salzburger waren. liegt es auf der Hand. den Kunst- 
tischler ebenfalls unter den Salzburger Handwer- 
kern zu suchenß Da Döry aber damals nicht selbst 
archivalische Nachforschungen in Salzburg betrei- 
ben konnte und auf schriftliche Anfragen nach 
Kunsttischlern negative Antworten bekam", mußte 
er zu dem Schluß kommen, daß "es damals in der 
Residenz an der Salzach keinen Ebenisten gegeben 
hat, dem wir eine so schwierige Leistung zu- 
trauen".k Daß aber nach allem Gesagten einzig und 
allein Simon Baldauf der Kunsttischler dieses Uhr- 
gehäuses sein kann, wird indirekt auch durch Dörys 
Ausführungen bewiesen. Denn Döry hat eingehend 
die Ornamentik der Einlegearbeit am Gehäuse un- 
tersucht. Läßt die Gegenüberstellung der hoch- 
rechteckigen Seitenfelder mit dem Stich "Weigert 
Nr. 52-6" des französischen Hofzeichners Jean Be- 
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rain (1644-171 1) an der Abhängigkeit keinen Zweifel 
zu, so wurden auch für die Dekoration der Vorder- 
seite weitere Stiche Berains herangezogen. Aus die- 
sen aber (Weigert Nr. 68, 69 und 104) wurden ein- 
zelne Motive "so flüssig miteinander verschmolzen, 
daß keine Zäsur bemerkbar istu" - was in der ein- 
gangs enuähnten Zeichenkunst Baldaufs ihren 
Grund haben mag: "Der Meister hat es verstanden, 
seine Vorbilder geschickt abzuwandeln und glück- 
lich einzufügenä?" Und der "sitzende Hund mit 
Schwert im Gebißß aus der Ornamentik beiderseits 
des fürsterzbischöflichen Wappens stammt aus dem 
Blatt 2 der um 1710 in Nürnberg erschienenen Folge 
"Neu inventirtes Laub-. Bandl- und Grcteschgen- 
Werk, Johann Christoph Weigel excudit" 1-. Weitere 
Beobachtungen, unter anderem im Vergleich mit 
der Ornamentik eines prächtigen Kruzifixfußes in 
der Sakristei der Stadtpfarrkirche St. Peter in Mün- 
chen, veranlaßten Döry schließlich, den Hersteller 
des Salzburger Uhrgehäuses "im Kreise der 
Münchner Boulle-Meister-sz anzunehmen. 
Aus den hier im Anhang veröffentlichten Archivalien 
geht aber - in Bestätigung der akribischen orna- 
mentgeschichtlichen Ableitungen Dörys-eindeutig 
hervor, daß Simon Baldaufseine handwerkliche und 
künstlerische Ausbildung im bayerischen Raum und 
letztlich wohl "im Kreise der Münchner Boulle-Mei- 
ster-w erfahren hatte. 1711, in seinen Ansuchen um 
 
1merkungen 33a52 1Anm. 33. 34 s. Text S. 23) 
Ehsabeth Grunenwald. ore Kuns11er1arnr1re sernrner aus Kunze1s- 
au. 1r1 wuruerndergrsen Franken. NF 25127. 1951152, s 27y299 
Ludw1g Baron von Dory. E1r1 Kabmetlschremer des Kurluvsten Jo- 
hann w11ne1rn von der Pfalz, In Ze11sch1 d aeu1seh ver 1 Kunstwls- 
sensanan 2a. 1969. s. 1477196. ders. Erne Prunkuhr und andere 
M0be1 des Kurlurslen Johann W11he1m von der P1a1z.rn Mannner- 
rnerHe11e.1970.He113. s 4-21 
Franz Wmchsch-Graelz. Amenung Kunsthandwerk e Hdnsehes 
Mob1l1a1. rn- Ka1a1dg der Aussteüung vPam Troger und dle 051er- 
ve1ch1sche Barockkunsle.SUflAHenburg 1961111121 besondevs Ka- 
1a1agnurnmern 396-9921 au1s 211412 eAuen oers w1cAr1rr1 1. 
nrer s 947. 
He1r1r1ch Kreisel D1e Kunsr des deulschen M0be1s. Band 11 
1: Spatbarock und 111011111101. Munanen 197d. s 149 
Hlmme1heber. wre Anm 22. s 252 
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nach W1en uberluhrlen Salzbuvgev ßes1anden e zurn Sch1cksa1 
des beweghchen Kunstmvenlavs und der Sdberkzmmer der Sa1zr 
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