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sammenwirken von Künstlern und Handwerkern
entstehen konnte- und dazu noch überzeugter So-
zialist. Seine Überlegungen gingen, geradezu im
Gegensatz zurtechnischen Entwicklung, von einem
moralischen Bekenntnis aus. das zum neuen welt-
anschaulichen Hintergrund der Gestaltung wurde.
Der Grundsatz, daß Kunst füralleebenso wichtig wie
Freiheit für alle sei, war die Basis seines Wirkens.
Für die nun beginnende Suche nach einer eigen-
ständigen. der neuen Zeit und dem neuen Material
entsprechenden Form, vor allem im Wohnen, sind
seine Gedanken, aber ch seineArbeiten von größ-
ter Wichtigkeit. Die von ihm geforderte und begrün-
dete Gemeinschaft von Künstlern und Handwerkern
fand in der Zeit um die Jahrhundertwende Nachfol-
ger in der Gründung der Werkstätten in München
und Wien und war mit ihren sozial-ethischen Postu-
laten selbst noch ür die geistigen Vorstellungen des
Weimarer Bauhauses mitbestimmend.
Betrachtet m die Entwicklung im neunzehnten
Jahrhundert und versucht man, sie auf wenige, aber
wesentliche Komponenten zu reduzieren. so zeigen
sich zwei parallel verlaufende Wege: einerseits der
des mit dem Einsatz neuer Materialien und der stän-
digen Verbesserung der Fertigungsmethoden ver-
bundenen technischen Fortschritts. zum Beispiel
beim Bugholzmöbel Michael Thonets. andererseits
die auf William Morris gestützte geistig und sozial
wirkende Bewegung. Erst nach vielen Umwegen
fanden diese beiden Entwicklungslinien zu Beginn
des zwanzigsten Jahrhunderts eine gemeinsame
Basis in manchen Ideen des Deutschen Werkbun-
des, die später durch das Bauhaus weltweitwirksam
wurden.
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Im Laufe der Suche nach einer neuen Stilwelt ent-
stand gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts
der Jugendstil als eine Kraft, die den Historismus
überwinden half. Diese Strömung wurde zwar für
kurze Zeit zu einer mitreißenden Bewegung, sie ging
jedoch theoretisch über die ldeen von William Mor-
ris kaum hinaus und bediente sich damals schon
überholter Produktionverfahren. Ein aus massivem
Holz geschnitzter Stuhl Henry van de Veldes konnte
zwar ein Fanal. aber kein Vorbild für ein Massenmö-
bel sein: seine Herstellung war einfach zu teuer.
Zwischen der Theorie der sozialen Gerechtigkeit
und der Praxis, die sich zwangsläufig auf die Ein-
richtung von Wohnungen der Oberschicht be-
schränken mußte, bestand eine unüberbrückbare
Kluft.
Starken Einfluß auf Möbelbau und Innenarchitektur
hatten die großen Weltausstellungen zwischen 1851
und 1900. Die Londoner Weltausstellung von 1851
war vor allem durch den Kristallpalast von Joseph
Paxton mit seinem neuartigen Raumkonzept, ge-
kennzeichnet durch räumliche Transparenz und
fließenden Übergang zwischen innen und außen.
von größter Bedeutung. Später gewann das Aufz
gen neuer technischer Möglichkeiten Wichtigke
Mit ihrem weltweiten Echo brachten die Ausstellun-
gen neue Errungenschaften breiten Kreisen zur
Kenntnis, Die Kataloge der Ausstellungen selbst so-
wie die Berichte in den nach und nach entstehenden
Zeitschriften über Innenarchitektur trugen ebenfalls
wesentlich zur Verbreitung neuer Ideen bei. Letzt-
Iich sah das frühe zwanzigste Jahrhundert noch-
mals den Triumph der alten Gesellschaft. Bei den
Möbeln experimentierte man zwar manchmal mit
neuen Formen. die bewährten bürgerlichen V
schemata blieben iedoch sowohl in den Miel
sern der Innenstädte wie in den Villen der Vi
unangefochten bestehen. Es bedurfte noch
Weltkrieges und der Russischen Revolution, t
Gesellschaft ihre Vorstellungen grundsatzlich
neuen Wertung unterziehen konnte. Erste i
chen waren allerdings schon früher erkennba
Versuche des 1907 gegründeten Deutschen '
bundes. Handwerk und Industrie zu integr
ebenso wie die Arbeiten von Peter Behrens. d
einer großen lndustriefirma. der AEG, für Arc
tur und Design verantwortlich war.
Die Zäsur des Ersten Weltkrieges warentschei
Vor allem in wirtschaftlich schwer geschlag
Ländern wie Deutschland, Österreich und selb
ständlich in FiuBIand nach der Revolution b:
man. den Wert der bisherigen Lebensform
Frage zu stellen, War es ein Wunder, daß m:
nächst in die Utopie flüchtete. da die Wirklii
kaum zu bewältigen war? So war der nacl"
Krieg entstandene deutsche Expressionismu
vor allem von Berlin ausging, ein Versuch. in 1
tektur und Möbeln die Träume einer Notzeit a
drücken. Die gekünstelten, technisch kaum
sierbaren Formen vermochten wohl Wunschv:
lungen darzustellen, sie waren aber keineswei
Durchsetzung gesellschaftlicher Änderungen
Iich,
Wichtige Impulse kamen vorn Bauhaus, da
nächst in Weimar (1919-1925). dann in D
(1925-1932) tätig war. Von der Theorie der hol
schen StijI-Bewegung ebenso beeintlußt wi
den russischen Konstruktivisten. ging diese S