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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

s Fischers v. Erlach in Verbindung stehen 
b. 15). Hertha Lünenschloß hat die Apostelfigu- 
auf den Pfeilergesimsen mit Vorbehalt Ehrgott 
nhard Bendl zugeschrieben. Die musizierenden 
iel stehen in engster Verbindung mit den Putten 
Langhausgewölbe der Wallfahrtskirche auf dem 
tlberg bei Pfarrkirchen, dessen Stukkatur ein 
ichertes Werk von Ehrgott Bernhard Bendl ist 
I3)". Angesichts der Tätigkeit der Carlone- 
'kstatt im Chor der Wallfahrtskirche liegt es 
e, die gesamte figürliche Stuckdekoration in der 
sterkirche Holzen Ehrgott Bernhard Bendl zuzu- 
reiben, da der Zusammenhang der Engetatlan- 
am Langhausgewölbe und unter der Emporen- 
sterkirche Holzen vollzieht Ehrgott Bernhard Bendl 
die Synthese des von Carlone, Barbarino und Fi- 
scher v. Erlach geprägten Dekorationsstils, Mit der 
Übertragung des Dekorationsstils des österreichi- 
schen Spätbarocks nach Schwaben - noch vor der 
Tätigkeitderltalieneran derAusstattung von Schluß 
Ludwigsburg - leitet Bendl eine Entwicklung ein, 
deren Auswirkungen bis zu den Italienern in Kloster 
Ottobeuren und den Wessobrunner Gebrüdern 
Zimmermann reichen. 
Was die besondere Bedeutung und Eigenart der 
Umgestaltung der Stiftskirche Kremsmünster aus- 
macht, ist der grandiose Zusammenklang zwischen 
den Atlanten Barbarinos und der visionären En- 
gelswelt Michael Zürns d. J. Hier sei nur die Frage 
gestellt, ob angesichts ihrer Gemeinsamkeiten, die 
nach meiner Meinung über jene des Generations- 
stils hinausgehen. an eine engere Zusammenarbeit 
zwischen Zürn und Barbarino "zu denken ist 
(Abb. 17, 18)". Vorallem sind es dieAtlantenfiguren 
in ihrerindividuellen Formgebung und in ihrem Ver- 
hältnis zum Raum. die den Abstand zu den römi- 
schen figürlichen Stuckdekorationen verdeutli- 
chen. Mit den Stuckdekorationen in Kremsmünster 
endetdie erste Entwicklungsphase deritalienischen 
Meister in Österreich. Aus einer Synthese zwischen 
den unmittelbar nach der Jahrhundertmitte ent- 
standenen Hauptwerken (Lambach. Wien, Wald- 
stung mit Giovanni Battista Carlone (Passau. 
n) völlig offenkundig ist. Die Engel an der Empo- 
brüstung haben allerdings mit dem carlonesken 
nichts zu tun. Die abgebildeten Putten mit Tro- 
en von Santino Bussis Stuckdekoration in der 
fahrt des Stadtpalais des Prinzen Eugen zu Wien 
l 1698)'5 zeigen mit aller Eindeutigkeit Bendls 
quelle auf (Abb. 16). Der Gesichtstyp der Engel 
den überbetonten Wangen und sehr hohen Stir- 
sowie die bozzettoartig skizzierte Haartracht 
18H unzweifelhaft unter Bussis Einfluß. Auch die 
legenden Augen unter den waagrechten Brauen 
leisen diese Abhangigkeit Bendls. Die gemein- 
ieStilquelle von Bussis und Bendls Puttentyp mit 
sen bczzettohaften Zügen ist Francois Duques- 
m. Ehrgott Bernhard Bendls Verbindung zum 
ener Stilkreis Fischers v. Erlach ist durch seine 
wandtschaft mit lgnaz Johann Bendl. den Sedi- 
{r --als den ersten und fast genialen Adepten von 
:hers für Wien vollkommen neuer Kunstu be- 
:hnet, hinlänglich erklärt", Ehrgott Bernhards 
gerer Bruder Franz Ignaz ist seit 1692 in Wien 
hweisbar. Im Jahre 1712stellte Ehrgott Bernhard 
18H Vetter lnnozenz lgnaz Bendl. den Sohn lgnaz 
ianns, der Augsburger Zunft als Lehrjungen 
"i. lri der figurlichen Stuckdekoration der Klo- 
17 Kremsmimster, Stiftskirche. GB. Barbarino. Stuckpia- 
stik im südlichen Seitenschifl Foto. 
1B Kremsmunster, Stiftskirche Michael Züfn d. J., Engel 
am Ölbergaltar. 
i"! Anschrift des Autors: 
Dlbzesankonservator m. Karl Kosel 
Am Ktrchberg 24 
D-8901 BvberbachlAugsburg 
hausen) und dem Einfluß Borrominis, wobei die 
Auseinandersetzung mit dem manieristischen De- 
korationsstil eine wesentliche Rolle spielt, entste- 
hen die Voraussetzungen für den Dekorationsstil 
Barbarinos und Carlones im letzten Jahrhundert- 
viertel. Bei der Stukkatur der Stiftskirche beobach- 
tet man in der Weiterentwicklung von Barbarinos 
Dekorationsstil in der Wiener Servitenkirche mit der 
Annaherung an die Dekorationen Berninis und Cor- 
tonas um 1660 und an die Dekoration Gaullis in ll 
Gesü eine zeitrafferartige Beschleunigung der Ent- 
Wicklung, welche die Übernahme derlührenden Po- 
sition im Dekorationsstil des italienischen Spätba- 
rocks durch die in Österreich und Süddeutschland 
tätigen Italiener um 1680 ankündet. Doch mit den 
Auswirkungen auf die frühen Stuckdekorationen Fi- 
schers v. Erlach um 1690 ist bereits ein erstes Zei- 
chen der universellen Synthese von römischem und 
deutschem Barock gesetzt. Daß diese Synthese am 
Beginn der größten Epoche der osterreichischen 
KunstunterderÄgidederSöhne des hl.Benedikter- 
folgt, liegt im Wesen dieses Ordens. Für Stift 
Kremsmünster bedeutet das Patronat in der Ge- 
burtsstunde des österreichischen Barocks die groß- 
artige Erfüllung seines geschichtlichen Auftrags in 
der österreichischen Kultur. 
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