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Bernhard Luginbühl
Luginbuhls "Linzer Zorn"
Neue Aspekte im Werk des Schweizer Bildhauers
Seit Linz im Voriahr mit seinem weit uber Osterreichs
Grenzen hinaus beachteten iiiorum rnetall" den Grund-
stock einer Plastikausstellung und Sammlung von inter-
nationalem Niveau erstellte, bestehen auch zu Bernhard
Luginbuhl enge Kontakte.
Der 1929 geborene, in Mdtschwil in der Nahe von Bern
lebende Schweizer Bildhauer hielt sich 1977 gut tunf
Wochen hindurch in Linz auf. um zusammen mit Studen-
ten und den Schweißerlehriingen der VOEST den fur das
nlorum metallii bestimmten iiDonauatlasii zu erarbeiten
Die gewaltige Eisenplastik wurde 23 Meter lang Monu-
mental und krattvoll, doch zugleich grazil und ironiege-
laden. gleich einem riesigen lrisekt, steht sie inmitten der
Donauwiese beim Brucknerhaus. Aut ihrem eleganten
Kranarm lauft eine Chromnickeistahlkugel von nahezu
zwei Metern Durchmesser auf und ab. parallel zum
Strom. die Weltenkugel symbolisierend. Die zum Wahr-
zeichen gewordene Figur selbst besteht zur Ganze aus
Fundstucken des Schrottplatzes. darunter zahlreichen
Schitfsteilen, die einst als neuester Schrei der Technik
ihre Funktion ertuliten. Lackspuren und vereinzelte
Schriftfragmente sind noch da und dort zu entdecken.
In der Regel jedoch triumphiert iahrzehnteaite Patina.
verschonert durch den bluhenden Rost in den facettene
reichen Stadien seiner unauthaltsamen Entfaltung.
Aus Anlaii des "iorum metallii wurden auch die Moglich-
keiten einer Luginbuhl-Ausstellung in der Linzer Neuen
Galerie (Wolfgang-GurlitteMuseum) sondiert, die nun-
mehr verwirklicht werden konnte. Als erste One-rnan-
show des Kunstlers in Österreich präsentiert sie Materiae
lien zu den wichtigsten Aktionen und Aktionsplastiken,
die Luginbühl wahrend der letzten Jahre ausgetuhrt hat
Sie enlhalt Skizzen und Zeichnungen. Radierungen und
Kupterstiche. neue Lithographien, Textzettel und große
Photoserien. die den Ablauf seiner Brandplastiken de-
monstrieren, im Mittelpunkt der Ausstellung, die in Linz
bis 16 September gezeigt wurde und in diesen Wochen
von der Wiener Secession in verkleinertem Umfang
ubernommen werden dürfte. steht eine neue Eisenplastik
e ein bildhauerisches Kabinett? und Kabarettstiick be-
sonderer Gute und Esprits. in dem sich in ambienteartie
ger Zusamrnentassung sehr viel von den Grundzugen der
Luginbuhlschen Denk- und Handlungsweise widerspie-
gett.
Spektakularer Auttakt der Linzer Ausstellung war eine
unter dem Titel i-Linzer Zorn" am Abend des 23. Juni
1978 stattgetundene Aktion. Am Donauuter des alten
Stadtteiles Urfahr verbrannte der Künstler eine zuvor in
tagelanger Arbeit aus Holzschalungen der Industrie aut-
gebaute Plastik. Das etwa zehn Meter hohe, von Schein-
werlern angestrahlte roteblaue Ooiekt fungierte einerseits
als umweltbezogener Protest gegen den Abbruch alter
Architekturen, vermittelte andererseits aber auch als vol-
lig neuartiges plastisches Ereignis und kunstlerischer Ab?
lauf viele aufschlußreiche Aspekte. Die von Luginouhl
und seinen Heltern errichtete Plastik brannte e in unmit-
telbarer Folge aut ein heftiges Gewitter e nahezu zwei
Stunden. Feuerwerkskorper und Rauch ergaben zusatzli-
che Akzente. Neben formale Oualitaten des Gestaltens
trat die entsprechende Regie beim Abbrennen. das vom
Kopf über die rnachtigen Seitenkorper des "Zornsu aut
die Basis der Figur ubergritf. Ein elementares, asthetisch
fesselndes Ereignis ganz nach dem Motto der diesiahri-
gen Biennale in Venedig: wVon der Natur zur Kunst. von
der Kunst zur Natur-u Peter Baum
t "LWZEVZOYH" 23 Jurll m79
21,23 uiir ocriauuier. LlrllrUrfahr
2 Bernhard Luginbuhi beim Aufbauen
des eLinzer Zorn-t
3 Mittlere Brandphase des "LlftZEl
Zdrnii am 23 Juni 1975
A Plastik, m75. hergestellt in LlrlZ VDNt
19723 Jurll ism eescriweirates Eie
sen zum Großteil Fundstucke des
voesrseriruiipiaizes Titelvariante
in Anlehnung an skurril lrOmSCiiS
Grundtcridcnz -LirtZ0f Sangerkriae
beni-
s Bernhard Luglftbtihi
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