Zeichnungen und Kupferstiche vorhanden sind.
Zwei der allegorischen Miniaturen (Abb. 3 und
Abb. 5) sind gering verkleinerte, aber sonst sehr
genaue Kopien von Kupferstichen des Jakobvan der
Heyden, die dieser für das heute selten gewordene
emblematische Buch des Jacob von Bruck geschaf-
fen hat, das unter dem Titel: Emblemata moralia et
bellica, 1615 in Straßburg bei dem Stecher Jacob
van der Heyden selbst erschienen ist" und für das
Matthäus Merian das Titelblatt gestochen hat.
Die eine der beiden kreisförmigen Miniaturen
(BI. 233 v), die auteingeklebte Pergamentblätter mit
feinem Pinsel in nuancenreicher Farbgebung offen-
sichtlich von der gleichen geübten Hand gemalt
sind, zeigt einen Fuchs, der inmitten einer bergigen
Winterlandschaft über einen breiten Fluß läuft, wo-
bei er ein Ohr auf die Eisfläche legt. Auf diese Weise
prüft das Tier die Dicke der Eisdecke. womit er das
Bild für das Emblem der Vorsicht, besonders des
Feldherrn, abgibt, der nie einen Weg beschreitet.
den er vorher nicht gründlich geprüft hat". Die an-
dere Miniatur (BI. 236 v) zeigt einen Bärenführer mit
Bären voreiner weiten durohsonnten Landschaft. in
deutlichen lassen und sie in sehr kurzer Form viel
Gedankengut vermitteln, eigneten sie sich ganz be-
sonders für Stammbucheintragungen. Daher lag es
für einen Drucker und Verleger nahe. ein Buch mit
Sinnbildern und Emblemen mit Leerseiten versehen
zu edieren, um gleichsam ein vorgedrucktes
Stammbuch auf den Markt zu bringen. Eines der be-
sten Beispiele hierfür ist das 1579 in Wien gedruckte
"Ein new und künstlich schönes Stamm oderGesel-
len Büchlein, mit dreyzehen Historien. darinnen
hundert guter wolgestelterfiguren. sampt ihren dar-
zugehörigen guten Fteymen erklert, allen kunstlie-
benden dienstlich und nützlich, wie in der Vorred
und Register zu vernehmen ist". Der Formschneider
Hercules de Neckerw stattete es reichlich mit ganz-
seitigen Holzschnitten aus sowie mit Rahmenleisten
und leeren Wappenschilden für die Leerseiten. Wer
dieses vorgedruckte Stammbuch zu einer Eintra-
gung erhielt, konnte sich in dem Register aussu-
chen. für welchen Sinnspruch oder welche Anspie-
lung er sich entscheiden wollte; denn es enthält fol-
gende Gebiete: dievier Elemente. die fünf Sinne, die
sieben Planeten. die vier Temperamente, die sieben
Tugenden. die sieben freien Künste, die neui
sen, die vierJahreszeiten, die sieben Gaben de
ligen Geistes. die sieben Laster, die zehn Lebt
ter von Mann und Frau und schließlich die
Apostel sowie Christus und Tod. Mit diesem
menkreis waren alle Lebensbereiche ange
chen.
Haids Stammbuch ist somit eine individuelle N
form aus vorgegebener lllustrierung und Gabe
Freunde, Professoren und Verwandten. Aus
Bilderschmuck läßt sich zusätzlich ableser
fruchtbringend das Kupferstichoeuvre des t
van der Heyden für die Straßburger Zeit ausgc
wurde: So dienten nicht nur die von J. Brucl
ausgegebenen Embleme als Vorlage für die b
Miniaturen, es finden sich auch Heydens K:
porträts der Straßburger Theologieprofes
Isaac Fröreisen und Johannes Schmidt mit
Eintragungen lür Hieronymus Haid aus dem
1632 darinnen, von denen das Porträt Fröreisi
der Platte voll signiert und 1631 datiert ist's. Vt
hin diente fürdie MiniaturderAnsicht von Strai
(Abb.1 ) ein von Jacob van der Heyden voll sig
deren Hintergrund wie bei dem Emblem mit dem
lauschenden Fuchs ein Heerzu sehen ist. an dessen
Spitze sich der Heerführer deutlich abhebt. Die hier
dargestellte Beziehung zwischen Mensch und Tier
ist das Emblem fur die Macht derObrigkeit: Die stär-
kere Gewalt bezwingt auch den Starken. Die Eintra-
gungen zu den beiden qualitätvollen Miniaturen
stammen vorn 25. März und 3. April 1633 aus Straß-
burg. so daß es auch von daherals sicher anzusehen
ist, daß beide Fiundbildchen vom gleichen Meister in
Straßburg gefertigt wurden.
Weiterhin finden sich in dem Stammbuch fest ein-
gebunden emblematische Kupfersliche mit Darstel-
lungen im Queroval, die zu zwei verschiedenen Fol-
gen gehören. Zu derjenigen von 1592 mit Darstel-
lungen der griechischen Götter gehören sechs Blät-
ter", zu der von 1601 sind es acht Blätter mit sehr
dekorativen Rollwerkrahmungen". Diese Stiche
muß Hieronymus Haid von vornherein für sein
Stammbuch ausgewählt haben, da sie nicht nur fest
im Buchblock eingebunden sind, sondern weil es
nurzu 4 Kuplern Eintragungen gibt, Die Themen der
übrigen zehn Stiche hielt offensichtlich niemand
aus Haids Freundeskreis für sehr geeignet für ein
freundschaftliches Gedenkblatt. Geiz, die büßende
Magdalena oder auch Venus und Amor sind keine
wohlwollenden Sinnbilder für Freundschaft und
Ehrerbietung innerhalb einer männlichen Gesell-
schaft.
Haids Idee. sein Stammbuch bereits mit einem Bil-
derschmuck versehen herumzureichen. stammte
nicht von ihm selbst. sondern ist ein verlegerischer
Gedanke. Da sich Sinnbilder in Wort und Bild ver-
14
8 Aus einer emblematischen Kupferfolge von 1592
9 Aus einer emblematlschen Kupferlolge von 1601 eSuper-
biar-
ter Kupferstich, der als Titelkupfer für eine l
weiterer Ansichten aus der Umgebung Straßt
verwendet wurde". Es liegt daher nahe. den I
der sehr qualitätvollen Miniaturen im Kreise de
Mecheln stammenden Kunstlerfamilie der val
Heyden selbst zu suchen.
Das Gedankengut der Emblematik, das in Woi
Bild zum Ausdruck kommt, war besonders fü
17. Jahrhundert eine völkerverbindende Spr.
Das Stammbuch des Hieronymus Haid mit si
Eintragungen in Deutsch, Französisch, Lateir
Griechisch. Hebräisch und Ungarisch aus we
streuten Orten in der Mitte Europas von Bür-
chen und Adeligen" ist hierfür ein sehr zei
sches Beispiel.
Anmerkungen 11-18
" Marlo Praz. stiidies in sevehleerlth-Ceniuly tmagery 2i
Roma1964 s. zaz-Embleniata Handbuch zur siriribildkur
xvl und xvll Jahrhunderts siuttganlem s xuxspalieai
457.
" Die Devise als urnschritt im Rahmen des Emblems lautet- w
DOCTFIICE.
'" Im Stammbuch BI i, 19. a9. 49, a7 und a5
" im Stammbuch Bl.102,1lt?.13B,15S,174, 191.207 und 2
seliri des Jost Negker. der als Fbrrrisehneldar im Dienste
Maxirrllllansi stand, Thlervie-Becker xxv s 377
" Bl. ssv und 90 r: 126V iirid 127 r
" Arisiehieri veri Straßburg außerhalb des Fiscberlbies. quer
Thleme-Becker. Bd. xvll s 1B keine genaue Blaitlahl an
kann, ist die Folge offenbar sehr selten Straßbuig-Arlsii
Germanischen Natrorlalrnuseum Nürnberg, Kupierstlchke
(K 15691. Kapsel 138)
" darunter linden sieh Ptalzgrai Georg ottb. von Plebersieiri
par de clabeteeh gen, Turca. Rudolf Hilubold von ElflSi
FrlEdlCh von Hutlen. Qllsseri. veri Hothenlols, von velnbrn. C
Wlzal
m Dr, Elisabeth Rucker
Direktor der Bibliothek des
Germanischen Natlonalmuseums
Karthausergasse 1 0-8500 Nürnberg