3 Johann Bernhard Fischer von Erlach, Grabmal des
Grafen Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz in der
SL-Jakobs-Kirche in Prag, 1714116 (Stich aus J.B. Fi-
scher von Erlach iiEntwurH einer Historischen Archi-
tekturii, 2. deutsche Ausgabe, Leipzig 1725, 4. Buch,
Taf. 21)
4, 5 Details aus dem Modell Abb. 1
Anmerkungen 9-22
' Skoiepovä (1957. S 1:14,Anm. 11:1) schweift auf der Suche nach
dem Vorbild für diese verandeiung des Figurlichen unnötiger-
weise -in die Ferne- Sie halt einen Eiriiluli der Pieta von Georg Fla-
phael Donner im Dom zu Gurk lur maßgeblich. deren Kenntnis bei
Platzer sie sich durch die Vermittlung einer Zeichnung oder eines
Modells vorstellt
Neumann. 1969, Abb. 234. Vgl. dazu auch die von Flammenvasen
rlankierte Pyramide au1 dem Giebel der Fassade von st. Johann am
Felsen in Prag. 1730739 lNeumann. Abb 75: Ausst Kat. Johannes
von Nepomuk, 1971, Abb 2: 1973, Abb 13)
" Vgl. den Apollo aus der Zeit um 1760 in der Orangerie des Schlot!-
parks von bobrls (Blazicek, 195a. Abb. 292) oderauch die dortigen
Nereiden der Helles-Fontäne (Neumann. 1969, Abb 231).
U Vgl. die glatte, metallisch wirkende Oberflachsnbehandlung der
aus Holz geschnitzten l-lauslassadanskulptur einer Madonna mit
dem hl Simon Stock von 1755 in Prag lalazicek. 195a. Abb. 296).
Die Figur das Nepumuk ist in Korperhaltung und Gewandariord-
nung eine rast wörtliche Wiederholung des standbildes auf dem
Nepomukaltar Platzers von 1752 in der Filialkirche in utery talazi-
cek, 195a, Abb. 2ao). das beim Bregenler Werk einfach in die waag-
rechte gebracht wurde ber quer uber den rechten Oberschenkel
geluhrte, hochaulstehende und im Zickzack geluhrte Steg des
chdrhemdes ist bei beiden Figuren. unabhangig von ihrer unter-
schiedlichen Korperhaltung. volllg identisch
" Neumann. 19s9, Abb 235
'i ygl. die identisch gebildeten Flugel der Engel am Neoomukaltar in
utery ißlazicek, 195a. Abb 250, ierner Abb 291 mit einem Engel
von 1765i
" skorepdva. Tal. LXtl. oetaiientsprechungen, etwa rtir die straffen
Zugfalten der soutane zwischen den unierschenkeln des Bregen-
zei Nepomuk. weisen die in den 60er Jahren entstandenen Figuren
Platzers in St. Niklas in Frag aul tskbrapova, 1957, Tal, XLVlll: Bla-
iiüek, 195a. Abb. 299).
" Neumann, 1969. Abb 227. Blazicek, 195a. Abb 269
" Blazicek, 195a, Abb. 294. Der hochaulstehende. im Zickzack ge-
führte Steg des Chorhemdes vor dem rechten Oberschenkel des
Hermann Joseph ist in wbrtlicher Entsprechung beim Bregenzer
Nepomukzu finden lund auch beim Napomuk in utery, s. Anm. 13).
Auch derMantelwurl llTt Riickan derlvladonnaantsbricntdem beim
großen Nepomukengel des Bregenzei Modells, ferner gleicht sich
die glatte teigige Bildung der plattgedruckteri Wolkenscheiben.
Immerhin weist auch das ausgeiuhrte Prager Nepomukdenkmal
einen zweistufigen Unterbau au1 (Abb -Hll'lW9lS1l'l Anm 4).
uber andere derartige nevetionalkdpien der VDH Prag ausstrah-
ienden und die dortigen Nepomukdenkmaler kornriierrioiierenden
Nepbmukiraianiung, speziell die seines Grabmals und seiner Fälle
quieri. habe icn eine eigene unraisirchung in vorbereitiing
1' s Matsche.197slLii in Anm 2), s iis mit Anm 11a
12 Nach o.J oiazicak, Prag und wien im soiegal der Barockplastlk,
in: Min. d. Osterr Galerie. Jg I6 1972, Nr so. s 45, Anm s5.
I]
ZU
der Durchgestaltung der Flügel sind beim Michael
in Tepl oder beim Chronos des dortigen Hroznata-
Grabmals, aber auch bei vielen anderen Werken
Platzerslä direkte Prallelen zu beobachten: der
glatte Rücken des Flügels, aus dem nach dem ge-
rundeten Gelenkknick die oberste Schwungfeder
wie aus einer Metallhülse hervorkommt, und die
identische Durchbildung der Federn des Flügels.
Die Faltenbildung der Gewänder laßt sich als cha-
rakteristisch bei zeitlich anschließenden Werken
Platzers genauso wiederfinden, z. B. bei den Figu-
ren des Hochaltars der Klosterkirche von Slrahov
von 176816, bei denen auch die typische Flügel-
form vorkommt. Mit den iiverwehtenrr Frisuren der
Bregenzer Engel und Putti, deren Locken in die
plastische Form der Köpfe z. T. fast negativ einge-
schnitten sind, stimmen die der Vasen-Putti auf
den Chorschranken in Strahov von 1768 gut
überein".
Berücksichtigen wir noch, daß es sich bei den Bre-
genzer Figuren gattungsmäßig um Bozzetti aus
naturfarben belassenem, polierten Holz handelt,
so haben wir für die Materialbehandlung und den
Schnitzstil mit seinen z. T. grob und flüchtig aus-
geführten und daher manchmal fast unbeholfen
wirkenden Details ein völlig entsprechendes Werk
Platzers in einem in Prag aufbewahrten Bozzetto
mit der Madonna und dem seligen Hermann Jo-
seph aus der Zeit zwischen 1760 und 1770m, also
aus der Entstehungszeit des Bregenzer Modells.
Als Fazit ergibt sich also eine ziemlich sichere Zu-
Schreibung des Bregenzer Werkes an Platzer, das
sich damit als sein erstes Modell für das Nepo-
mukdenkmal am Chor des Prager Veitsdoms von
1763 erweist. Wegen seines architektonischen
Aufbaus wurde es aus den bereits dargelegten
Gründen für die Ausführung verworfen. Aufgrund
seiner sorgfältigen Ausarbeitung und seiner Auf-
sockelung auf einen zweistufigen Untersatz, wie
bei einem Altar(0b dies bereits in seinem i-Modell-
5
Stadlumrr geschah oder nachträglich, ist
fraglichw), konnte dieses ehemalige Modell als
ein in sich vollendetes Klein-Kunstwerk autonom
existieren und zu einem Kult- und Devoti0nalge-
genstand, etwa als Hausaltärchen werden, der
das Prager Nepomukdenkmal zitiert, den Andach-
tigen auf dieses verweist. Es konnte zu einer auf
den Prager Nepomukkult verweisenden Devotio
nalkopie werden. wie sie gerade in der Nepomuk-
verehrung nicht selten sind?" und wie sie in ähnli-
cher Weise bei einem anderen nepomuzenischen
Kleinmodell zum Nepomukgrabmal im Prager
Veitsdom zu beobachten ist, von dem sich ein in
kostbarem Material ausgeführtes Exemplar in der
bischöflichen Residenz in Passau erhalten hat,
das aus dem Besitz des Wiener Kaiserhofes als
Geschenk Maria Theresias dorthin gekommen
istzl.
Auch in dieser Hinsicht ließe sich zu Platzers
Nepomuk-Modell eine Parallele konstruieren:
Nachdem Platzer in den Jahren 1775 bis 1777 für
Maria Theresia in Wien tätig gewesen war - er
hatte für den Garten von Schloß Schönbrunn Sta-
tuen antiker Thematik nach Entwürfen von Chri-
stian Friedrich Wilhelm Beyer ausgeführt - über-
reichte er vor seiner Abreise aus Wien der Kaiserin
angeblich eine Schnitzerei mit dem hl. Johannes
von Nepomukzz, mit der, wenn nicht das Bregen-
zer Modell, so doch Ähnliches, vielleicht das ver-
schollene zweite Modell zum Prager Nepomuk-
denkmal identifiziert werden könnte.
l Anschrift des Autors:
Univ.-Prof. Dr. Franz Matsche
Institut für Kunstgeschichte
der Universi 't Murister
Domplatz 23
0-4400 MunsterlWf.
25